„Meine Freude!“: Was lehrt uns der Hl. Seraphim mit seinem Leben?

Unsere eigene Hölle ist in unserem Kopf, der uns belügt. Lehren des Heiligen von Sarow über das Überwinden des eigenen Verstands und das Finden der Freude in Christus.
Warum reagiert mein Herz mit solcher Liebe und Zärtlichkeit auf die Erinnerung an den Hl. Seraphim von Sarow? Es liegt bestimmt nicht daran, dass ich dieses oder jenes über ihn gelesen habe. Dieses Gefühl geht nicht vom Verstand aus, sondern vom Herzen. Wir sind alle auf geheimnisvoller Weise in Gott miteinander verbunden. Je größer das Herz eines Heiligen, desto mehr strahlt er Liebe auf die aus, die sie spüren können.
Dem Heiligen Seraphim gelang es, das zu verwirklichen, wovon wir nur träumen: frei von der Welt zu sein.
Er war innerlich weich für Gott und äußerlich hart angesichts von Versuchungen. Seine einzige Freude war Christus. Diese Freude teilte er mit allen und teilt sie auch heute noch. Daher hören wir alle seine süße Stimme, mit der er sagt: „Meine Freude!“, und wir spüren, dass es gerade diese Freude ist, nach der sich unsere gequälten Herzen sehnen.
Verliere dich selbst, um deinen Geist zu finden
Das Hauptaugenmerk einer gläubigen Seele ist ihre Ablegung alles irdischen. Über die Persönlichkeit des Starez Seraphim erfahre ich nicht mehr, wenn ich sein Leben lese, sondern wenn ich innerlich auf seinen heiligen Namen höre. In diesem schweigenden Hören verkündet uns die Gnade Gottes das Geheimnis des Geistes, der in die Glückseligkeit des Reiches Gottes eingetaucht ist. Man kann viel lesen und nachdenken, aber das „Denken“ gelang noch niemand zur Erlösung. Es erlöst uns die Ablehnung des Egoismus mit vollem Vertrauen auf Gott. Wer sein „Ich“ in Gott verliert, findet in Ihm seinen Geist.
Der Älteste Seraphim verließ die Welt und fand die Liebe aus dem Grund, weil sie nicht in der Welt lebt. Er verließ seinen Verstand und fand die Wahrheit. Er verließ die Worte und im Schweigen fand er Christus.
Unsere eigene Hölle befindet sich im Kopf, der uns ständig belügt.
Neid, Angst, Zort, Wollust: Alldies ist ein Klebeband, das uns an die Welt fesselt. Leidenschaftslosigkeit löst einen von ihr ab; Liebe, Demut und Reue binden an die himmlische Welt.
Der höchste Berg sind wir selbst
Worauf warten wir, um erlöst zu werden? Auf Krankheiten, Kriege, irgendeinen Tritt von Gott? Wir können uns nicht dafür entscheiden, uns vom Gefühl zu lösen, etwas zu besitzen, das nicht uns, sondern Ihm gehört. Wir hoffe, dass wir noch etwas länger leben werden und dies vielleicht vorübergeht. Eine Rakete wird vorbeifliegen, eine Krankheit wird uns nicht erwischen, der Tod wird unsere Adresse vergessen...
Der höchste Berg, den wir Kraft des Glaubens versetzen müssen, sind wir selbst.
Am schwierigsten fällt uns, uns selbst um Christi willen zu verleugnen.
Der Heilige Seraphim hat's geschafft. Warum auch nicht wir?
Was finden wir, wenn wir unser eigenes „Ich“ verleugnen? Kan es sein, dass die ganze Welt, ja das ganze Universum von Christus erfüllt ist? dass die Welt nicht durch Gravitationskraft zusammengehalten wird, sondern durch Liebe und Freude? Als der Hl. Seraphim dies sah, wurde sein Herz von Mitleid für das sterbende Geschöpf erfüllt und fortan betete er für die ganze Welt. Wir brauchen keine Beweise für Gottes Existenz, wir brauchen Gnade. Krieg, Leben, Gesundheit, Körper, Gedanken – alles kommt und geht. Unser Geist aber bleibt unverändert, so wie Gott, nach dessen Bild er geschaffen wurde.
Wie man seinen Verstand überwindet und Friede findet
Gott alles ausnahmslos zu geben, bedeutet, in den Vorhof des Paradieses einzutreten. Kein Gedanke kann Gott erfassen. Er muss nicht gesucht werden, denn es gibt keinen Ort, an dem Er nicht ist. Krankheiten und Sorgen sind das, was uns zu uns selbst zurückbringt. Der Starez Seraphim erkannte Gott, weil er seinen Verstand beruhigen und Ihm sein Herz öffnen konnte. Dann sah er, dass die Throne Gottes nicht die Cherubim und Seraphim sind, sondern demütige und sanfte Herzen.
Er konnte alle seine Sorgen loslassen und alles seinem Christus übergeben, der sie trug. Indem er ihm sein zeitliches Leben übergab, erhielt Vater Seraphim das ewige Leben. Was hindert uns daran?
Man kann viel und über vieles beten. Man kann aber auch nur sagen: „Dein Wille geschehe, Gott, lass es so sein, wie du willst, und nicht, wie ich es will.“ Und sich damit zufriedengeben. Jede Sache ist unsere Vorstellung von ihr. Wir haben uns mit Gedanken-Dingen umgeben und zittern, weil wir Angst haben, sie zu verlieren. Wenn wir die Gedanken an die Dinge loslassen, lassen wir auch die Dinge los. So findet man Freiheit.
Wir sehen, was wir ernten. Deshalb sagte der Heilige Seraphim: „Erwerbe den Geist des Friedens, und Tausende um dich herum werden gerettet werden.“ Je mehr innerer Frieden, desto mehr Gnade kommt ins Herz.
In der Stille seines Geistes sah der Starez Christus.
Er hörte im Geiste, wie die Sterne die Menschen aufforderten: „Kehrt zurück zum himmlischen Vater!“, doch die Menschen leben mit gesenktem Kopf in der Erde und verstehen nicht, warum ihnen dieses kurze Leben geschenkt wurde.
Wir leiden daher unter der Anhaftung an die Welt, an den Körper, an alles, was wir als unser Eigentum betrachten. Doch die Wahrheit ist, dass unser Geist nicht der Welt gehört. Er gehört einem freien Gott und ist daher frei. Ohne die geringste Anhaftung gab der Starez Seraphim Gott seine ganze Seelenkraft und fand höchste Glückseligkeit. Dies ist das Meer der Liebe, in das sein Geist eingetaucht ist.
Wenn wir diese Liebe spüren, möchten wir so gern daran teilhaben. Und der Älteste selbst fliegt uns entgegen, wie eine strahlende Möwe aus dem endlosen Ozean der göttlichen Liebe, und ruft uns auf, ihm in dieses wundersame Licht zu folgen.


