Metropolit Jonah (Paffhausen) zum Aufschwung der Orthodoxie im Süden

In einem exklusiven Interview mit der US-amerikanischen UOJ spricht Met. Jonah über das explosive Wachstum orthodoxer Missionen in den Südstaaten des Landes, den Durst nach Authentizität unter jungen Männern und der radikalen Freiheit im Herzen des orthodoxen Lebens.
Übersetzung eines Artikels von Luke Albanese, Korrespondent der UOJ in den USA.
ATLANTA — Ende Juli 2025 war Metropolit Jonah Paffhausen in der Orthodoxen Kirche Hl. Maria von Ägypten liturgisch im Einsatz, wo er über mehrere Weihen präsidierte, die zur Unterstützung der zunehmenden orthodoxen Missionsarbeit im gesamten US-amerikanischen Süden dienen sollen.
In Vertretung Seiner Exzellenz Metropolit Nikolaus, Erster Hierarch der ROKA, wurde Metropolit Jonah von einer lebendigen und schnell wachsenden Gemeinde unter der Führung des Archimandriten John Townsend, Rektor der Pfarre und Abt der Skete der Heiligen Väter von Optina, willkommen geheißen.
Bischof Jonah war so freundlich, sich mit dem ATL-Korrespondenten der UOJ, Luke Albanese, zu einem Exklusivinterview zusammenzusetzen und wichtige Einblicke in das Wachstum der Orthodoxie im Süden der USA zu geben.
Eure Exzellenz, wie viel Wachstum haben sie in der Orthodoxie in den vergangenen fünf Jahren beobachtet?
Met. Jonah: Es gibt sehr viel Wachstum, nicht so sehr in den großen Städten oder in den ethnischen Pfarren, sondern in den Konvertitengemeinden, die unter Umständen in kleineren Städten beheimatet sind, beispielsweise in Lenoir City, Tennessee. Meine eigene Pfarre in Stafford County, Virginia, hat unglaublich viel zugenommen. Es gibt Pfarren mit 40 bis 50 Katechumenen pro Jahr; diese werden getauft und darauf kommen weitere 40 oder 50 Menschen. Angeführt wird es das Wachstum, wie wir wissen, hauptsächlich von jungen Männern, die nach Stabilität, nach Authentizität suchen. Sie suchen nach einer Gemeinde, in der sie geliebt werden, wo es jemanden gibt, der sie unter seine Fittiche nimmt und sie unterweist. Ich denke, dies ist ein geeigneter Dienst für die Orthodoxie. Es ist ja schlussendlich die Tradition der Orthodoxie.
Wie glaubt Ihr kann die Orthodoxie jüngeren US-Amerikanern helfen, die ihre andersgläubige Konfessionen verlassen, zurück in den Glauben zu finden?
Met. Jonah: Nun, die Orthodoxe Kirche ist völlig stabil. Sie ist die einzig stabile Kirche. Sogar die römisch-katholische ändert sich ständig und führt alle möglichen Umgestaltungen durch; daher gibt es dort in keinem Teil von ihr irgendeinen Halt, obwohl eine Administration vorhanden ist. Was den Protestantismus betrifft, sind viele Konfessionen im Absterben.
Daher, so, wie ich es verstehe, wenden sich junge Menschen hauptsächlich der Orthodoxie und dem Katholizismus zu. Natürlich würden wir es bevorzugen, dass sie zur Orthodoxie finden, aber im Grunde suchen sie dasselbe... wobei Orthodoxie nicht legalistisch ist. Manche verzerren sie mit Legalismus, aber an- und für sich ist sie keineswegs legalistisch. Der Katholizismus ist zutiefst legalistisch, und wenn sich Leute danach sehnen, können sie es wohl haben, aber ich denke, die Orthodoxie ist tatsächlich der Weg zu einer immer tiefer werdenden persönlichen Erfahrung Gottes und zur Vereinigung mit Gott, was ja auch Wesen des Glaubens ist. Ich denke, dass das Streben nach der Erkenntnis Gottes, und nicht der Erkenntnis über Gott, eines der Dinge ist, welches diejenigen, die wirklich Christus suchen, anspricht.
Menschen kommen zur Orthodoxie auch aus vielen anderen Gründen. Sie suchen nach Gemeinschaft, Freundschaft und alle möglichen anderen Sachen—sie suchen eine falsche Sicherheit, weil ihre Vorstellungen und Voraussetzungen falsch sind, und diese werden sie irgendwann überwinden. Doch genau das hat die Orthodoxie zu bieten: die radikale Freiheit. Das heißt nicht, dass es keine Dogmen und Kanones und dergleichen gibt, aber innerhalb dieses Kontexts herrscht radikale Freiheit. Theologische Freiheit bedeutet die Freiheit, den Willen Gottes zu tun. Wer diese Freiheit hat, hat Freiheit. Wer sie nicht hat—und das ist die Richtung, in die sich der Westen bewegt—, hat nichts. Ich glaube, Menschen suchen nach einem sinnerfüllten Leben und nicht nach irgendeiner Art von Leere.
Was sollen orthodoxe Christen im Süden tun, um zur Verbreitung der Orthodoxie beizutragen und Missionen an Orten zu gründen, an denen sie noch nicht stark vertreten ist?
Met. Jonah: Ich habe Jahre lang als Missionsplaner gearbeitet und mache es zum Teil immer noch. Ich denke, das Wesentliche liegt darin, eine Gruppe von Menschen aufzubauen, die sich für Christus, für den Glauben, für den Aufbau einer Kirche entschlossen haben. Es braucht jeden letzten Pfennig und jede letzte Minute, die man hat, aber es lohnt sich. Selbstverständlich gibt es das Liturgische, das Materielle, aber das Wichtigste ist, Beziehungen mit gleichgesinnten Menschen aufzubauen. Wenn man sich gemeinsam für Christus bemüht, wird sich alles Übrige ergeben. Verfolgt jeder eigene Interessen, wird daraus nichts. Daher ist meines Erachtens eine der wichtigsten Sachen, jegliche Art Zelotismus und Fanatismus zu vermeiden. Protestanten kann man zwar Zeloten und Fanatiker nennen, aber wir sind es nicht. Wir beherzigen die Worte des hl. Benedikts, der ein großer Kirchenvater war: Maßhaltung in allen Dingen. Lässt man sich also von emotionalen oder romantischen Ideen darüber, was es bedeutet, orthodoxer Christ zu sein, hin- und herreißen, wird man nicht lange bestehen. Strebt man aber besonnen nach Gott, wird man zu einer stets tiefer werdenden Gemeinschaft mit Gott gelangen. Selbstverständlich bedeutet dies Gebet, Fasten, asketische Disziplin, häufige Beichte, häufige Kommunion, die Bemühung, sein eigenes Leben in ein Bestreben nach Gott umzuwandeln. Das ist das Wesen der Orthodoxie, und dorthin wird sie einen auch bringen.
Welches persönliche Gebet findet Ihr am treffendsten in der heutigen Zeit?
Met. Jonah: Das Jesusgebet.
Könntet Ihr derentwillen, die davon noch nichts wissen, erklären, was die Ludwellgesellschaft ist und was das Thema der Konferenz im kommenden September sein wird?
Met. Jonah: Es freut mich, dass Sie das angesprochen haben. Die Orthodoxe Gesellschaft Philip Ludwell III hält heuer ihre Jahreskonferenz am 6. September in Stafford, Virginia, ab. Gastgeber ist die Pfarrei St. Herman, die auch die meine ist. Sie wird unter dem Titel „Wiege und Schmelztiegel“ stattfinden. Genau das ist ja auch die Orthodoxie: Sie ist Wiege und Schmelztiegel des Christentums. Es werden hervorragende Redner sprechen. Zwar hat es lange gedauert, ihn dazu zu überreden, aber Vater Turbo Qualls wird dabei sein. Jay Dyer wird auch kommen, sowie andere Namen, die sowohl über die Geschichte als auch über das Erbe Philip Ludwells, des ersten amerikanisch-orthodoxen Konvertiten, präsentieren werden. Es geht insbesondere darum, Missionen im Süden zu eröffnen, die Besonderheiten der südlichen Kultur zu besprechen, über die Offenheit des Südens zur Orthodoxie zu diskutieren. Ich glaube, es wird eine gute Konferenz.
Danke, Eure Exzellenz. Segne!
Metropolit Jonah Paffhausen ist Abt des Klosters zum Hl. Demetrios von Thessaloniki und Rektor der Orthdoxen Kirche St. Herman von Alaska in Stafford, Virginia. Nach seiner Tätigkeit als Primas der Orthodoxen Kirche in Amerika (OKA), ging er in Ruhestand in der ROKA, wo er weiterhin eine aktive Rolle in der Bildungs- und Missionsarbeit spielt.


