Die UOK macht eine Zeit der Verfolgung durch

04. November, 13:52 Uhr
10
Die Verfolgung der UOK. Foto: UOJ Die Verfolgung der UOK. Foto: UOJ

Das österreichische Analysezentrum ABC political studies veröffentlichte einen umfangreichen Artikel von Anna Radziwill, der sich mit der ukrainischen Kirchenproblematik befasst. Wir präsentieren Ihnen den Text in gekürzter Form.

In seiner Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte US-Präsident Donald Trump, dass heutzutage gerade die christlichen Kirchen weltweit am stärksten verfolgt werden. Wir wissen nicht, ob er damit die Armenisch-Apostolische Kirche meinte, die in einen heftigen Konflikt mit der armenischen Regierung geraten ist. Wir wissen nicht, ob Trumps Worte auch die Montenegrinische Orthodoxe Kirche betreffen, die Druckversuche seitens der ehemaligen Regierung erlebt hat. Und noch weniger wissen wir, ob die Worte des amerikanischen Präsidenten auch die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche betreffen, die seit Jahren unter starkem Druck seitens des Staates steht, der auch vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus unterstützt wird.

Nach der Unabhängigkeit der Ukraine erlangte die UOK faktisch Autonomie und Selbstverwaltung, die Verbindung zum Moskauer Patriarchat blieb nominell bestehen: Vertreter des ukrainischen Episkopats gehörten dem Heiligen Synod der Russisch-Orthodoxen Kirche an, der Patriarch von Moskau und ganz Russland wurde im Gottesdienst erwähnt, und die UOK erhielt aus Moskau das Myron – ein kirchliches Symbol der Gnade (die Erlaubnis zur eigenen Myronherstellung zu erhalten, ist aus kanonischer Sicht ein sehr komplizierter Prozess).

Zu Beginn der Unabhängigkeit der Ukraine kam es zu einer schweren Spaltung der Kirche, die vom ehemaligen Metropoliten von Kiew, Filaret (Denisenko), angestiftet wurde. Nach dem Tod von Patriarch Pimen im Jahr 1990 wurde Filaret zum Patriarchalvikar ernannt und ging davon aus, dass er zum Patriarchen von Moskau und ganz Russland gewählt werden würde. Die Situation entwickelte sich jedoch so, dass Alexij II. (Rüdiger) zum neuen Patriarchen gewählt wurde. Der gekränkte Metropolit Filaret erklärte die Unabhängigkeit der orthodoxen Kirche innerhalb der Ukraine, unterstützte die Gründung des Kiewer Patriarchats und ernannte sich 1995 selbst zum Patriarchen, wofür er aus der Russisch-Orthodoxen Kirche exkommuniziert wurde.

So entstanden in der Ukraine zwei parallele orthodoxe Kirchen – die kanonische UOK und die nichtkanonische, von anderen Kirchen nicht anerkannte Ukrainische Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats (UOK KP). Und dabei sind kleinere Gruppierungen wie die „Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche” oder die „Russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland” noch nicht einmal mitgezählt. Aber gerade die UOK wurde zur größten Vereinigung der Orthodoxen in der Ukraine. Im Jahr 2021 hatte die UOK 12.381 Gemeinden, 12.513 Priester, 260 Klöster, 4.620 Mönche, 18 Bildungseinrichtungen und 4.344 Sonntagsschulen. Und das bereits zu Beginn der Verfolgungen, als sich ein Teil des Klerus von der Kirche abspaltete.

Von 1992 bis 2014 stand die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche unter der Leitung von Metropolit Wladimir Sabodan – einem begabten Organisator, Theologen, Komponisten und Prediger. Ironischerweise wurde die „pro-russische” Kirche in der unabhängigen Ukraine von einem Mann geleitet, dessen Bruder und Onkel in den Reihen der nationalistischen Ukrainischen Aufständischen Armee ums Leben gekommen waren. Zur gleichen Zeit stand an der Spitze der „staatsorientierten“ UOK-KP Filaret, der lange Zeit als einer der wichtigsten Befürworter der Beziehungen zur Russisch-Orthodoxen Kirche und der allgemeinen Linie der Kommunistischen Partei galt.

Nach dem Tod von Metropolit Wladimir (Sabodan) im Sommer 2014 wurde Metropolit Onufrij (Berezowski), der in der orthodoxen Welt als bekannter Asket, Bekenner und Theologe hoch geehrt wird, zum neuen Oberhaupt der UOK ernannt. Ohne Übertreibung ist die Autorität Metropolit Onufrijs außerhalb der Ukraine größer als in der ukrainischen Gesellschaft, die seit einem Jahrzehnt kirchliche Fragen mit politischen Maßstäben misst. Onufrij kann sie nicht verzeihen, dass er sich zu Beginn des Krieges im Donbass weigerte, aufzustehen, als die Werchowna Rada beschloss, der ukrainischen Soldaten zu gedenken, die im Kampf gegen die Separatisten gefallen waren. Dafür gibt es jedoch eine Erklärung: Für Metropolit Onufrij war es ein brudermörderischer Konflikt, in dem die geistlichen Kinder seiner Kirche auf beiden Seiten der Front kämpften, und er hatte moralisch kein Recht, den einen Gläubigen der UOK gegenüber den anderen Gläubigen der UOK den Vorzug zu geben. Aber von diesem Moment an beginnt die systematische Verleumdung der Kirche.

Bis zu den schicksalhaften Ereignissen des Jahres 2022 bot die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche den ukrainischen Behörden ihre Vermittlungsdienste zur Lösung des Konflikts im Osten der Ukraine an: Die UOK war die einzige Kirche, die sowohl auf dem von Kiew kontrollierten Gebiet als auch in den selbsternannten Republiken und sogar auf der Krim gleichermaßen vertreten war. Die UOK verfügte über die notwendigen Instrumente, um einen friedlichen Dialog zu gewährleisten. Aber offenbar war die Regierung an einem solchen Dialog nicht interessiert. Die Erfahrungen des Vorkriegsrumäniens, in dem Patriarch Miron es geschafft hat, die politische Krise zu überwinden, oder die Erfahrungen Zyperns mit der politischen Mission von Erzbischof Makarios sind bezeichnend: In beiden Fällen spielte die Kirche eine wichtige Rolle in politischen Prozessen. Die Ukraine hat ihre Chance auf eine Schlichtung durch die Kirche versäumt.

In der Zwischenzeit entwickelten sich die Ereignisse für die UOK ungünstig. Im Juni 2016 konnte das geplante Allorthodoxe Konzil auf Kreta, an dem die Oberhäupter aller 14 orthodoxen Kirchen der Welt teilnehmen sollten, nicht stattfinden. Aufgrund des Konflikts zwischen den Patriarchen von Konstantinopel und Moskau kamen nur Vertreter von 10 Kirchen nach Kolymvari im Norden Kretas. Das gesamte Jahr 2017 stand im Zeichen von Auseinandersetzungen zwischen den beiden Zentren der weltweiten Orthodoxie – Istanbul und Moskau. Der Grund dafür war, dass der Patriarch von Konstantinopel und Ökumenische Patriarch Bartholomäus die ihm ursprünglich durch die Kanones zugewiesene Rolle („Erster unter Gleichen“) ablehnte und beschloss, de facto zum „östlichen Papst“ zu werden, dessen Entscheidungen für alle anderen orthodoxen Kirchen verbindlich sein sollten. Dies verstieß eindeutig gegen die Tradition und den Kanones der Kirche. Die Zahl derjenigen, die Bartholomäus zu kritisieren begannen, wuchs.

Die Handlungen von Bartholomäus könnten als weiterer Ausdruck „universeller Ambitionen“ angesehen werden, sofern sie nicht mit den Interessen der Globalisten in den Vereinigten Staaten von Amerika kollidieren würden, die in den Handlungen von Patriarch Bartholomäus ein Instrument zur zusätzlichen Einflussnahme auf Russland und dessen Interessen sehen. Angesichts der Tatsache, dass der geistliche Bereich -und Einfluss für die Außenpolitik Russlands eine vorrangige Rolle spielen, wurde in Washington beschlossen, den Faktor des Ökumenischen Patriarchats zu nutzen, um den Ambitionen Russlands einen Schlag zu versetzen: Es war wichtig, die geistlichen Bindungen zu zerstören, die Russland mit anderen Völkern Osteuropas (Ukraine, Weißrussland, Moldawien) verbanden.

Seit 2017 war Senator Sam Brownback, ehemaliger Gouverneur des Bundesstaates Kansas und Präsidentschaftskandidat der USA im Jahr 2007, Vorsitzender der Kommission für Religionsfreiheit des US-Außenministeriums. Es wird angenommen, dass es Brownback war, der einen Plan zur aktiven Neutralisierung des geistlichen Einflusses der Russisch-Orthodoxen Kirche im postsowjetischen Raum entwickelt und umgesetzt hat. Bei seiner Tätigkeit sicherte er sich die Unterstützung der Außenminister Rex Tillerson und Mike Pompeo, die während der ersten Amtszeit von Donald Trump eine globalistische Agenda vorantrieben. Es waren Brownback und Patriarch Bartholomäus, die den Plan zur Gründung einer neuen Kirche in der Ukraine entwickelten, die dem Patriarchen von Konstantinopel unterstehen sollte.

Patriarch Bartholomäus wurde nicht nur von dem Wunsch getrieben, „die Gerechtigkeit gegenüber den Ukrainern wiederherzustellen“, sondern auch von einer eher materiellen Frage: Die Ukraine mit ihrer großen Zahl von Gläubigen, Kirchengemeinden und Klöstern könnte eine wichtige finanzielle Stütze für die Kirche von Konstantinopel werden (Patriarch Bartholomäus unterstehen weltweit etwa 3200 Kirchengemeinden und 50 Klöster – vier- bis fünfmal weniger als allein der UOK).

Im April 2018 berief der ukrainische Präsident Petro Poroschenko überraschend eine Sitzung des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine – eines kollegialen Beratungsgremiums – ein und verkündete, dass bei den Verhandlungen mit Patriarch Bartholomäus eine Einigung über die Gewährung des Tomos (Urkunde) zur Gründung einer eigenständigen orthodoxen Kirche an die Ukraine erzielt worden sei. Tatsächlich wurden die Verhandlungen über die Schaffung einer neuen kirchlichen Jurisdiktion nicht von Poroschenko geführt – er gab lediglich das Ergebnis der Vereinbarungen des Oberhaupts des Phanars (so wird die Residenz des Ökumenischen Patriarchen in Istanbul genannt) mit Beamten des US-Außenministeriums bekannt.

Bartholomäus beschloss, die Urkunde (Tomos) seines fernen Vorgängers, Patriarch Dionysius, für ungültig zu erklären, durch die die Metropolie Kiew dem Moskauer Patriarchen unterstellt worden war. Um eine neue Kirche zu gründen, verstieß er bewusst gegen den zweiten Kanon des Ersten Konzils von Konstantinopel (381), die Bischöfen die Einmischung in die Angelegenheiten anderer Ortskirchen verbietet.

Interessanterweise hatte Patriarch Bartholomäus gar nicht vor, der Ukrainischen orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats einen Sonderstatus zu gewähren. Er begann mit der Schaffung einer eigenen Jurisdiktion, die den Namen „Heilige Kirche der Ukraine” erhielt. Wegen der unschönen Abkürzung im Ukrainischen (diese bedeutet ein System, was die Treffsicherheit von Waffen in Kriegen verbessert - Anm. d. Red.) nennen die Ukrainer sie selbst „Orthodoxe Kirche der Ukraine”. Anstelle des selbsternannten „Patriarchen” Filaret wurde der junge (39 Jahre alte) und wenig charismatische Metropolit Epifanij (Dumenko) zum Oberhaupt der Kirche gewählt. Bemerkenswert ist, dass die neue Kirche laut Tomos nicht das Recht hatte, Eparchien außerhalb der Ukraine zu gründen, obwohl es weltweit eine große ukrainische Diaspora gibt.

Später wurde bekannt, dass die ukrainische Seite auf Anweisung von Petro Poroschenko enorme Mittel bereitstellte, die direkt an den Phanar überwiesen und auch für Flüge von Delegationen, den Kauf von Geschenken und andere Handlungen verwendet wurden. Wie mehrere ukrainische Medien berichten, war der Poroschenko nahestehende Geschäftsmann Alexander Petrowski, früher bekannt unter dem Namen Nalerikschwili, für die finanzielle Seite des Projekts verantwortlich. Im Jahr 2019 erreichte Petrowski vor Gericht, dass es Journalisten verboten wurde, ihn als „kriminelle Autorität mit dem Spitznamen ‚Alik Narik‘“ zu bezeichnen.

Für Poroschenko war es wichtig, den Tomos zur Gründung der OKU zu erlangen: Im Frühjahr 2019 sollten Präsidentschaftswahlen stattfinden, und Poroschenko betrachtete die Erfolge beim Aufbau einer „nationalen Kirche” als einen Bestandteil seiner Wahlkampagne. Er war sehr stolz auf die Erfolge beim Aufbau einer neuen Armee (nach NATO-Vorbild) und bei der vollständigen Ukrainisierung, und zu dieser Liste wollte er die Gründung einer „nationalen Kirche” hinzufügen. Bei den Präsidentschaftswahlen 2019 trat Poroschenko bereits unter dem Motto „Armee. Sprache. Glaube” an.

Am 15. Dezember 2018 wurde in Kiew der „Vereinigungskonzil der Orthodoxen Kirche der Ukraine“ einberufen. Es war geplant, dass der Konzil die Ukrainische Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats, die Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche und den größten Teil des Episkopats der UOK vereinen würde. Der Sicherheitsdienst der Ukraine übte erheblichen Druck auf eine Reihe von Metropoliten und Bischöfen der UOK aus, um sie zur Teilnahme am Vereinigungsprozess zu bewegen. So verbreitete die UOK im Dezember 2018 eine Erklärung, wonach der SBU versucht habe, den Metropoliten Agapit (Bewtsik) von Mohyliw-Podilskyj und Schargorod zu entführen .

Dennoch gelang es den Behörden nicht, das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Die OKU wurde zwar tatsächlich ausgerufen, aber nur zwei Metropoliten der UOK (Metropolit Alexander (Drabinko) von Perejaslaw und Metropolit Simeon (Schostatsky) von Winnyzja) sowie sechs Priester nahmen an der Vereinigungsversammlung teil.

In der Ukraine wurde die neue Kirche, die von Bartholomäus und Brownback initiiert wurde, sehr oft mit der Renovierten Kirche verglichen, die in den 1920er und 1930er Jahren in der UdSSR existierte. Die Renovatoren standen in enger Verbindung mit der säkularen Macht der Bolschewiki und hängten in ihren Kirchen neben Ikonen Porträts von Lenin und Trotzki auf. Auch in der OKU dominierten manchmal säkulare politische Motive (nationale Symbolik, ethnische Dekoration) über die sakrale religiöse Essenz. Wie die OKU im Jahr 2018 erhielt auch die Renovationistische Kirche in den 1920er Jahren einen Tomos vom Ökumenischen Patriarchen. Im Jahr 1946 wurde der Tomos widerrufen und die Kirche aufgelöst.

Bemerkenswert ist, dass Patriarch Bartholomäus bereits in der Phase der Initiierung des Tomos versprochen hatte, „Onufrij nicht zu kränken“ – seiner Interpretation zufolge würden der Tomos und die neue kirchliche Jurisdiktion die Interessen der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche nicht beeinträchtigen. Es sei daran erinnert, dass Metropolit Onufrij, das Oberhaupt der UOK, in der kirchlichen Welt großes Ansehen genoss. Bartholomäus hielt jedoch sein Versprechen nicht ein.

Der Tomos und die Abspaltung von der UOK zugunsten der „nationalen Kirche” halfen Petro Poroschenko nicht. Er verlor die Wahlen und erhielt nur 25 % der Stimmen.

Der neue Präsident Wolodymyr Selenskyj schien zu Beginn seiner Präsidentschaft überhaupt nicht an religiösen Themen interessiert zu sein. Selenskyjs Eltern sind Juden, er selbst ist eher Atheist.

Unmittelbar nach seiner Wahl zum Präsidenten besuchte Selenskyj Istanbul, weigerte sich jedoch, zusätzliche Vereinbarungen mit Patriarch Bartholomäus zu unterzeichnen. Das erste Treffen zwischen Selenskyj und Bartholomäus verlief sehr zurückhaltend.

Außerdem befanden sich in Selenskyjs Umfeld zahlreiche Personen, die der Ukrainischen Orthodoxen Kirche angehören – darunter der erste stellvertretende Leiter des Präsidialamtes, Sergej Trofimow, der Vorsitzende des Sicherheitsdienstes der Ukraine und Selenskyjs Jugendfreund Iwan Bakanow sowie weitere Personen. Es gibt Hinweise darauf, dass Selenskyj im Sommer 2019, als er Metropolit Onufrij in der Lawra von Kiew-Petschersk traf, von dem Empfang und dem Gespräch so bewegt war, dass er sogar versprach, zum orthodoxen Glauben überzutreten. Aber auch dieses Versprechen hat er nicht gehalten.

Die Situation ändert sich, nachdem Andrej Jermak im Frühjahr 2020 zum Leiter des Präsidialamtes ernannt wurde – heute ist er der zweitwichtigste Mann im Staat. Jermak ist bekannt für seine Ausrichtung zu Großbritannien, seine große Liebe zum Vatikan (es wird über seine Zugehörigkeit zum Neokatechumenalen Weg gesprochen, aber wir haben keine dokumentarischen Beweise dafür) und seine völlige Intoleranz gegenüber der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche.

Er hat erreicht, dass Selenskyj faktisch dieselbe Position gegenüber der UOK eingenommen hat wie Poroschenko. Und höchstwahrscheinlich wurde diese Position nicht von den Interessen der Ukraine diktiert, sondern von den Bedingungen der westlichen Partner der Ukraine. Die Anhänger der UOK wurden aus dem Büro des Präsidenten vertrieben. Der Versuch der Hierarchen der UOK, sich mit Selenskyj zu treffen, um eine Einigung zu erzielen, war nicht von Erfolg gekrönt – der Präsident weigerte sich, Metropolit Onufrij und seine engsten Mitstreiter zu empfangen.

Mit Beginn der Aggression der Russischen Föderation gegen die Ukraine verurteilte die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche die Invasion. Metropolit Onufrij beschuldigte Präsident Wladimir Putin der „Sünde Kains”. Die UOK erklärte ihre Abgrenzung von der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Für die ukrainischen Behörden war dies jedoch nicht genug. Es wurde beschlossen, dass die UOK vollständig zerstört und von der „nationalen Kirche” absorbiert werden sollte. Zumal solche Forderungen vollständig mit dem Ökumenischen Patriarchen und den Globalisten (auf die sich Selenskyj orientiert) abgestimmt waren. An einem bestimmten Punkt vertrat Bartholomäus nicht mehr die Interessen der OKU – er machte keinen Hehl mehr daraus, dass er daran interessiert war, dass das Kiewer Höhlenkloster und die Pochajiw-Lawra sowie eine Reihe wichtiger Kirchen und Klöster unter die direkte Verwaltung (Stawropigie) des Patriarchats von Konstantinopel gestellt werden sollten.

Seit der zweiten Hälfte des Jahres 2022 wurde eine regelrechte Kampagne der Verfolgung und Lügen gegen die UOK unternommen. Auf Grundlage einzelner Fälle der Zusammenarbeit von Priestern und Laien der UOK mit den russischen Besatzungstruppen erklärte die offizielle ukrainische Propaganda die gesamte Kirche zu Kriminellen und Kollaborateuren.

Im Herbst 2022 führte der SBU Durchsuchungen in einer Reihe von Kirchen und Klöstern durch. Interessanterweise wurden als Beweis für antiukrainische Aktivitäten oder die Zusammenarbeit mit dem Aggressor sogar Bücher angeführt, die vor 20 Jahren in Moskau gedruckt worden waren, seltene Ausgaben sowjetischer Zeitungen oder eine Bibel, auf der stand: „Gedruckt mit dem Segen von Patriarch Kirill” (kirchliche Bücher dürfen nur mit dem Segen eines Bischofs gedruckt werden - Anm.). Die Absurdität einer solchen Beweisführung ist offensichtlich, aber sie reichte aus, um eine Welle des Hasses unter nationalistisch gesinnten Bürgern auszulösen.

Die Verfolgung der Kirche in der Ukraine verlief nach dem gleichen Muster wie 1994 in Ruanda, als „Radio Tausend Hügel“ Hass gegen die Tutsi schürte. Wie das endete, ist bekannt. Unter den Bedingungen des Krieges mit Russland provozierte Wolodymyr Selenskyj in jeder Hinsicht einen internen religiösen Konflikt. Warum, ist unklar. Zumal eine große Anzahl von Gläubigen der UOK in der aktiven Armee diente und Diskriminierung aufgrund der Religion kaum zur Steigerung der Kampfbereitschaft und Disziplin beitragen konnte. Vertretern der UOK wurde das Recht verweigert, ihre Priester als Seelsorger in die Streitkräfte der Ukraine zu entsenden (auf diese Weise wurden den Gläubigen der UOK die Sakramente vorenthalten). Unterdessen

haben Russland und seine Propagandamaschinerie die Verfolgung der UOK maximal genutzt, um ihre eigene Position in den besetzten Gebieten zu stärken und ihre eigenen aggressiven Handlungen in der Ukraine zu rechtfertigen. Jeder solche Fall wurde gegen Selenskyj und seinen Kreis war zugleich ein Beispiel für eine systematische Verletzung der bürgerlichen Freiheiten und Menschenrechte.

In der Ukraine kam es zu einer Welle von Besetzungen von Kirchen, die der UOK gehörten. Alles wurde als „Volksinitiative” dargestellt, doch überall verliefen die Ereignisse nach dem gleichen Muster: Es versammelte sich eine Initiativgruppe unter der Leitung von Vertretern der lokalen Behörden, unterstützt von Vertretern der Sicherheitsdienste und „sportlich aussehenden Personen”. Sie besetzten die Kirche, gaben sich als „Gemeindemitglieder” aus und organisierten eine Abstimmung über den Übergang der Kirche in eine neue kirchliche Jurisdiktion. In Lemberg leitete der stellvertretende Leiter der regionalen Staatsverwaltung persönlich die Besetzung einer der Kirchen, und der Bürgermeister von Lemberg leitete die Zerstörung einer weiteren Kirche der UOK.

Eine Welle von Verhaftungen von Geistlichen ging über das Land. Verhaftet wurden der Abt der Kiew-Petschersker Lawra, Metropolit Pawel (Lebed), der bekannte geistliche Komponist und angesehene Theologe, Metropolit Jonafan (Jeletskij) von Bratslav und Tultschin, sowie der Abt der Swjatohirsker Lawra, Metropolit Arsenij (Jakowenko). Die Gründe dafür waren manchmal mehr als weit hergeholt: So dankte Metropolit Arsenij in seiner Predigt den Gemeindemitgliedern dafür, dass sie zu Ostern in die Kirche gekommen waren, obwohl auf allen Straßen zum Kloster Armeekontrollpunkte standen. Allein die Tatsache, dass er auf die Straßensperren hingewiesen hatte, gab Anlass, den Metropoliten der Weitergabe von Informationen über die Stationierung von Truppen und der Zusammenarbeit mit dem Feind zu beschuldigen.

Die Folge solcher Handlungen: Metropolit Jonah, ein 76-jähriger Greis, der praktisch an einen Rollstuhl gefesselt ist, wurde seiner ukrainischen Staatsbürgerschaft beraubt und im Rahmen eines Austauschprogramms nach Russland geschickt. Metropolit Arsenij, ein Mann, dem ein Teil des Magens entfernt wurde und der an zahlreichen Krankheiten leidet, steht seit zwei Jahren unter Ermittlungen, ohne dass seine Schuld jemals bewiesen wurde. Metropolit Longin (Zhara) von Bantscheny, Held der Ukraine (Auszeichnung der Ukraine - Anm.), der mehr als 500 Kinder mit Behinderungen und Entwicklungsstörungen adoptiert und großgezogen hat, wurde zu einem schweren Herzinfarkt getrieben. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Wichtiger Punkt: Die UOK fällt nicht unter das Gesetz, wonach Priester von der Mobilisierung ausgenommen sind. Sie ist die einzige Kirche, deren Geistliche mobilisiert werden können. Aus diesem Grund werden in fast der gesamten Ukraine Priester der UOK gejagt und in Sturmbrigaden geschickt. Oder sie werden wegen Verweigerung der Mobilisierung ins Gefängnis gesteckt (bis zu 10 Jahre Haft gemäß dem Strafgesetzbuch der Ukraine).

Gegen den Hauptmäzen der UOK, den Milliardär Wadym Nowynskyj, wurden Sanktionen auferhängt und anschließend Strafverfahren eingeleitet. Sein Geschäft wurde schwer getroffen. Die Transaktionen, mit denen seine Vermögenswerte auf der Grundlage der Gesetzgebung der Europäischen Union an eine Stiftung einer bekannten zyprischen Gesellschaft übertragen wurden, wurden für ungültig erklärt – unter grober Verletzung aller gesetzlichen Normen. Nowynskyj selbst (der zu Beginn des Krieges auf Wunsch von Selenskyj heikle Aufträge zur Herstellung von Kontakten mit Russland ausführte und eine Gruppe für die ersten ukrainisch-russischen Verhandlungen bildete) war gezwungen, die Ukraine zu verlassen und lebt derzeit in Europa.

Im Frühjahr 2023 beschlossen die Behörden in der Ukraine, der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche ihr wichtigstes Heiligtum – die Lawra von Kiew-Petschersk – zu entziehen. Durch einen Beschluss des ukrainischen Kulturministeriums wurden den Vertretern der kanonischen Orthodoxie die auf dem Gelände der Lawra befindlichen Kirchen weggenommen, und später wurde die Frage der Vertreibung der Mönche aufgeworfen. Außerdem wurden die unterirdischen Grabstätten versiegelt, in denen die mumifizierten Überreste der Heiligen der Kiewer Höhlen ruhten. Später wurde eine sehr seltsame Kommission gebildet, der unter anderem Tierärzte angehörten (aus irgendeinem Grund), aber keine Vertreter der UOK eingeladen wurden. Das Ziel der Kommission war die Untersuchung der Überreste der Heiligen. Die Vertreibung der UOK aus ihren Heiligtümern wurde von Flashmobs militanter Gegner der Kirche begleitet, und in einigen besetzten Kirchen wurden bald Rockkonzerte und Kochshows organisiert. Allerdings wurden diese Tatsachen in den Medien ausführlich berichtet, wobei die offiziellen Behörden in Kiew dies als Zeichen des Fortschritts darstellten.

Am 21. August 2024 initiierte Selenskyj die Verabschiedung eines kirchenfeindlichen Gesetzes: Tatsächlich hat die Werchowna Rada die UOK für illegal erklärt. Am 17. August erklärte der Sprecher der Rada, Ruslan Stefantschuk: „Die russische Kirche in der Ukraine (UOK) wird verboten, der Gesetzentwurf sieht ihr sofortiges Verbot vor.“

Am Tag der Abstimmung über das Gesetz verkündete Wolodymyr Selenskyj pathetisch: „Das Gesetz über unsere geistige Unabhängigkeit wurde verabschiedet. Das ist das, worüber wir mit den Mitgliedern des Rates der Kirchen und religiösen Organisationen gesprochen haben. Und in den nächsten Tagen werde ich mit Vertretern des Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus sprechen. Wir werden die Ukraine, unsere Gesellschaft, weiter stärken.“ Von der UOK wurde verlangt, sich von der ROK zu distanzieren (was sie bereits in den ersten Tagen des Krieges getan hatte). Aber die staatlichen Strukturen beschlossen, sich nicht auf die Dokumente der UOK zu berufen, sondern auf die Dokumentation der ROK (was Unsinn ist, da russische Dokumente in der Ukraine nicht anerkannt werden). Gerade auf der Grundlage der internen Dokumente der ROK begann die Regierung, neue Verfolgungen von Vertretern der ukrainischen Orthodoxie zu konstruieren.

Die übertriebene Eifer der Verfolger der UOK wurde auch außerhalb der Ukraine bemerkt. Vizepräsident Jay D. Vance war der erste ausländische Politiker, der sich für die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche einsetzte und erklärte, dass Verfolgungen nicht zulässig seien. Dies hatte jedoch keinen besonderen Einfluss auf die Situation – die Regierung forderte eine vollständige „Demoskowisierung” der Ukraine.

Im Oktober 2024 besetzte eine Gruppe bewaffneter Männer die Kathedrale in Tscherkassy. Die Besetzung wurde vom Bürgermeister von Tscherkassy de facto genehmigt und unterstützt. Eine Reihe weiterer Besetzungen breitete sich über die regionalen Zentren der Ukraine aus. Im Juni 2025 gelang es jedoch den Einwohnern von Czernowitz in der Westukraine, sich zu organisieren und ihre Kathedrale zu verteidigen, die von Menschen in Militäruniformen besetzt worden war, die zuvor eine Gruppe von Militanten unter dem Deckmantel von Behinderten in Rollstühlen in die Kirche gebracht hatten. Im Tempel angekommen, sprangen die „Behinderten” schnell aus ihren Rollstühlen und begannen mit der Besetzung des Gebäudes. Aber die Einwohner von Czernowitz konnten den Angreifern Widerstand leisten. Dies war der erste Fall eines Sieges über die Besatzer von Tempeln und die erste Niederlage der Behörden im langwierigen Konflikt zwischen Staat und Kirche.

Am 2. Juli 2025 entzog Wolodymyr Selenskyj dem Oberhaupt der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche, Metropolit Onufrij (Beresowski), die ukrainische Staatsbürgerschaft – angeblich wegen seiner Staatsbürgerschaft der Russischen Föderation. Metropolit Onufrij selbst erklärte wiederholt, dass er die russische Staatsbürgerschaft automatisch erhalten habe – beim Zusammenbruch der UdSSR, da er zu dieser Zeit auf dem Territorium Russlands lebte. In den 90er Jahren, als Onufrij die ukrainische Staatsbürgerschaft erhielt, gab es noch kein ukrainisches Staatsbürgerschaftsgesetz, weshalb niemand von ihm verlangte, die Staatsbürgerschaft der Russischen Föderation aufzugeben. Dieser Rechtskonflikt wurde von Selenskyj nicht berücksichtigt – dem Oberhaupt der UOK wurde unter einem rein formalen Vorwand die ukrainische Staatsbürgerschaft entzogen. Dabei war klar: Selenskyj rächt sich an der UOK für das Fiasko seiner Präsidentschaftspolitik in Czernowitz (der Heimatstadt von Onufrij und Ort seiner bischöflichen Tätigkeit).

Am 1. Oktober 2025 endete die 90-tägige Frist, während der staatenlose Personen sich auf dem Territorium der Ukraine aufhalten dürfen. Metropolit Onufrij befand sich in einer ungewissen Lage. Er kann jederzeit aus der Ukraine abgeschoben werden (solche Fälle gab es bereits). Die Behörden befürchten jedoch, dass dies zu einer ungesunden Reaktion in der Bevölkerung führen könnte: Angesichts des Popularitätsverlusts von Selenskyj könnten solche Maßnahmen erneut zu einer Zunahme der Unterstützung für die UOK führen, was die Regierung nicht zulassen kann.

Im August fand ein Kreuzweg zur Potschajiw-Lawra im Westen der Ukraine statt, an der Zehntausende Menschen teilnahmen, die keine Angst vor möglichen Verfolgungen hatten. Unter den Teilnehmern der Prozession befanden sich viele Kriegsveteranen. Die meisten Teilnehmer kamen aus der Westukraine, wo die UOK in der Vergangenheit keine große Unterstützung genießen konnte. Es ist offensichtlich, dass die Unterstützung für die UOK in den östlicheren Regionen noch größer ist.

Darüber hinaus wurde am 1. Mai 2025 beim US-Außenministerium eine neue Nationale Kommission für Religionsfreiheit eingerichtet. Angesichts der Tatsache, dass diese Kommission alle Fälle von religiöser Verfolgung aktiv überwacht, hat man sich in Kiew ebenfalls entschlossen, mit einer neuen Welle von antikirchlichen Aktionen nicht zu überstürzen.

Im September 2025 besuchte der Ökumenische Patriarch Bartholomäus Washington für zehn Tage. Experten sagen, dass der Patriarch im Weißen Haus eher kühl empfangen wurde. Er unterhielt sich 30 Minuten lang mit Präsident Trump über allgemeine Themen. Danach folgte ein Gespräch mit Vizepräsident Vance, in dessen Verlauf Bartholomäus viele unangenehme Fragen gestellt wurden – unter anderem zur Ukraine. Auf jeden Fall wurde deutlich, dass Washington von der Politik, die in der Ukraine in Bezug auf die Kirchenfrage verfolgt wird, nicht begeistert ist. Genau deshalb entstand die Hoffnung, dass in der Frage der UOK entweder eine gewisse Lockerung gewährt wird oder dass Selenskyj empfohlen wird, den Prozess auf unbestimmte Zeit „einzufrieren“.

Die Geschichte des Drucks auf die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche geht weiter. Und für uns europäische Analysten ist die Haltung der ukrainischen Behörden völlig unverständlich, die angesichts eines so grausamen und erbarmungslosen Feindes im Osten, anstatt die Gesellschaft zu konsolidieren, nach neuen Konfliktlinien innerhalb der Ukraine suchen. Die Behauptung, die UOK sei eine „fünfte Kolonne“ Russlands, ist offensichtlich weit hergeholt und nur für Propagandazwecke geeignet. Die Erfahrung zeigt, dass die Gemeindemitglieder und Geistlichen der UOK in ihrer Mehrheit Patrioten sind, aber in erster Linie Christen, die die Kanones und Traditionen achten. Warum Intrigen und Kleinlichkeit in Zeiten harter Prüfungen in den Vordergrund getreten sind, werden uns wohl erst die Historiker erzählen können.

Und jetzt ist eines klar: Die Lage in der Ukraine erfordert, dass man sich auf den Schutz des Staates konzentriert und nicht auf eine „Hexenjagd“ im religiösen Bereich.

Bei der Arbeit wurden Medienberichte sowie persönliche Gespräche mit Vertretern der Expertengemeinschaft, Journalisten und Geistlichen aus der Ukraine herangezogen.

Wenn Sie einen Fehler entdeckt haben, wählen Sie den Text aus und drücken Sie Strg + Eingabetaste oder Fehler ausbessern, um ihn der Redaktion zu melden
Wenn Sie einen Fehler im Text finden, markieren Sie ihn mit der Maus und drücken Sie Strg+Enter oder diese Schaltfläche Wenn Sie einen Fehler im Text finden, markieren Sie ihn mit der Maus und klicken Sie auf diese Schaltfläche Der ausgewählte Text ist zu lang!
Weiterlesen