Christen misstrauen der neuen Regierung in Syrien
Bei der christlichen Minderheit wächst die Sorge um Sicherheit und Zukunft im Land
Nach Jahren des Bürgerkriegs leben Christen in Syrien weiterhin in großer Unsicherheit. Ein schwerer Anschlag auf eine Kirche in Damaskus hat die Sorgen der Minderheit verstärkt, während die neue Übergangsregierung um Vertrauen ringt. Viele der noch verblieben Christen denken ans Auswandern, berichtete die Tagesschau in einem Beitrag vom 23. Dezember 2025.
Bei einem Anschlag auf die griechisch-orthodoxe Mar-Elias-Kirche im Altstadtviertel Bab-Touma in Damaskus wurden im Juni 2025 mindestens 25 Menschen getötet und rund 60 verletzt. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich während eines Gottesdienstes in die Luft. Die Übergangsregierung machte später den sogenannten Islamischen Staat verantwortlich, zugleich reklamierte eine Extremistengruppe die Tat für sich.
Priester Petros al-Bishara zelebrierte gerade am Altar, als der Anschlag damals passierte. Auch wenn seine Kirche heute wieder aufgebaut wird und die Gemeinde übergangsweise ihre Gottesdienste im Keller abhält, ist er skeptisch: „Sie versuchen uns das Gefühl von Sicherheit zu geben, aber in Wirklichkeit können wir und darauf nicht verlassen", sagte der Geistliche in einem TV-Beitrag vom 22. Dezember 2025.
Der Anschlag war der schwerste seiner Art seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad im Dezember 2024. Er hat das Misstrauen vieler Christen gegenüber der neuen Übergangsregierung unter Präsident Ahmad al-Scharaa vertieft. Auch andere Minderheiten wie Drusen, Alawiten und Schiiten äußern Zweifel an deren Fähigkeit, Sicherheit zu gewährleisten – zumal es Berichte über Massaker an Angehörigen dieser Gruppen gibt.
Vor dem Krieg lebten rund 1,5 Millionen Christen in Syrien; heute sind es schätzungsweise nur noch etwa 300.000, knapp drei Prozent der Bevölkerung. Hunderttausende wurden vertrieben, rund 120 Kirchen und Gebetsstätten zerstört. Geistliche berichten von Armut, Chaos und anhaltender Präsenz extremistischer Gruppen. Viele Christen denken deshalb an Auswanderung, auch wenn einzelne Gläubige betonen, dass ihr Glaube ihnen Halt und Zuversicht gibt.
Die UOJ berichtete zuvor, dass Erzpriester Alexandru Nan in München eine Ikone der frühen deutschen Heiligen weihte.