„Ein Christ, der seinen Feind nicht liebt, ist in Wahrheit ein Heide“

Erzpriester Matthias Zierenberg rief in seiner Predigt zu einer radikalen Feindesliebe auf – als Zeichen wahrer Christusnachfolge
In seiner Predigt über Lukas 6, 31–36 erinnert Erzpriester Matthias Zierenberg von der deutschsprachigen serbisch-orthodoxen Gemeinde des Heiligen Lubentius in Limburg am 18. Sonntag nach Pfingsten (12. Oktober 2025) daran, dass echte Nachfolge Christi mehr verlangt als menschliche Anständigkeit: Sie verlangt Feindesliebe, Selbstüberwindung und göttliche Barmherzigkeit – nicht aus Gefühl, sondern als geistliche Tat. Die Gemeinde veröffentlichte die Predigt auf ihrem YouTube-Kanal.
Erzpriester Matthias Zierenberg beginnt mit der Beobachtung, dass unser Verhalten anderen gegenüber oft von Stimmung, Sympathie und Situation abhängt. Doch der Maßstab Jesu geht über menschliche Anständigkeit hinaus. Zwar sei das alttestamentliche Gebot „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ göttlichen Ursprungs, es diente aber einem pädagogischen Ziel: Die Strafe sollte abschrecken, nicht zur Vergeltung einladen. Jesus vollendet diese Pädagogik im Neuen Testament – durch Barmherzigkeit statt Vergeltung.
Mit der Menschwerdung Gottes beginnt ein neuer Abschnitt: Christus bringt durch seine Sanftmut und Liebe eine neue Möglichkeit menschlichen Handelns. Die alttestamentliche Härte wird durch die neutestamentliche Sanftmut ersetzt. Die göttliche Liebe, die auch den Feind umfasst, soll im Christen Gestalt annehmen. Wer Christus nachfolgt, ist berufen, Böses mit Gutem zu vergelten – nicht mit gleicher Münze heimzuzahlen. Das Böse, so der Geistliche, könne niemals durch weiteres Böses überwunden werden.
Vater Matthias Zierenberg hob hervor, dass die Feindesliebe das eigentliche Erkennungsmerkmal des Christen sei, wie es der Abschnitt aus dem Evangelium nach Lukas 6 darlege. Wer nur liebt, wer ihn liebt, unterscheidet sich nicht von den Heiden. Der Christ dagegen strebt nach einer höheren, göttlichen Liebe – aus Askese, nicht aus Emotion. Christus selbst sei das Maß. Wer ihm ähnlicher wird, wird „Sohn des himmlischen Vaters“ und damit Erbe göttlicher Gnade. Diese Vollkommenheit, so schließt Zierenberg, ist kein Ideal ferner Engel – sondern Berufung jedes Gläubigen in der Kirche, als Wohnstätte der heiligen Dreiheit.
Die UOJ berichtete zuvor, dass der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije den Heiligen Lazar als Vorbild würdigte.

