S’chi-Archimandrit Gabriel (Bunge) sprach in einem Interview über die Ukraine
Der orthodoxe Geistliche konvertierte zur Orthodoxie und lebt seit 45 Jahren als Eremit im Tessin
In einem ausführlichen Gespräch mit der Union Orthodoxer Journalisten (UOJ) reflektiert der in der Schweiz lebende S’chi-Archimandrit Gabriel (Bunge) seine prägenden Kriegserfahrungen, seinen geistlichen Werdegang zur Orthodoxie und die heutige Situation in der Ukraine. Der international renommierte Patristiker würdigt die leidenden Gläubigen, spricht über innere Heilung nach Traumata und betont die geistliche Verantwortung jedes Christen in Zeiten der Erschütterung. Die UOJ veröffentlichte das Interview auf ihrem YouTube-Kanal.
Vater Gabriel, 1940 im kriegszerstörten Köln geboren, schildert in dem Interview seine frühe Kindheit zwischen Bombennächten, Evakuierung und dem mühsamen Wiederaufbau. Bereits als Jugendlicher fand er zum christlichen Glauben zurück. Die Begegnung mit der Orthodoxie während einer Griechenlandreise mit 21 Jahren habe sein Leben dauerhaft geprägt und ihn schließlich 2010 in die Russische Orthodoxe Kirche geführt.
Heute lebt der S’chi-Archimandrit bereits seit 45 Jahren als Eremit in der Schweiz und bezeichnet das heutige Deutschland aufgrund tiefgreifender gesellschaftlicher und kirchlicher Veränderungen als „fremd“. Wesentlich näher liege ihm hingegen das Schicksal der orthodoxen Christen aus Osteuropa, die seine Eremitage besuchen. Mit großer Empathie spricht er über den Krieg in der Ukraine und würdigt die Gläubigen für ihre Treue zur kanonischen Kirche trotz Enteignungen, Repressionen und Leid.
Ausführlich geht Bunge, der zahlreiche Bücher veröffentlicht hat, auf die seelischen Folgen von Kriegserfahrungen ein. Er erzählt von traumatisierten Soldaten, einschließlich eines Afghanistan-Veteranen, dem er Beichte und Versöhnungsgebet als Weg innerer Heilung empfahl. Traumata könnten durch Psychologie zwar begleitet, aber letztlich nur durch geistliche Versöhnung überwunden werden. Dies gelte ebenso für Frauen nach Abtreibungen wie für Soldaten, die im Krieg töten mussten.
Abschließend richtet der Geistliche Worte der Ermutigung an die ukrainischen Gläubigen. Er bewundere ihre Standhaftigkeit und bete täglich für sie. Gott sei barmherzig, doch die Geschichte, so Vater Gabriel, vergesse nichts – Treue und Untreue würden von künftigen Generationen klar erkannt. Hoffnung schenke ihm, dass Einzelne aus dem Leiden lernen und Wege der Umkehr gehen könnten.
Die UOJ berichtete zuvor, dass Metropolit Arsenij während Verhandlung unwohl wurde und ein Krankenwagen gerufen wurde.