„Wahres Leben ist nur in Gott möglich“ – Altvater Johannes

30 Mai 19:10
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S’chi-Archimandrit Johannes, Abt des Klosters Buchhagen. Foto: orthodox.de S’chi-Archimandrit Johannes, Abt des Klosters Buchhagen. Foto: orthodox.de

Exklusives Interview der deutschen Redaktion der UOJ mit Schema-Archimandrit Johannes, dem Abt des Deutschen Orthodoxen Heiligen Dreifaltigkeitsklosters in Buchhagen.

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S’chi-Archimandrit Johannes. Foto: orthodox.de

Das letzte Interview mit Ihnen wurde in viele Sprachen übersetzt und auf den Webseiten der Zweigstellen der Union Orthodoxer Journalisten (UOJ) in verschiedenen Ländern verbreitet. So etwas wäre früher in dieser Geschwindigkeit kaum möglich gewesen. Heutzutage wird unser Zeitalter als „digitales Zeitalter“ bezeichnet, in dem sich Informationen viel schneller verbreiten und große Menschenmengen beeinflussen können. Glauben Sie, dass orthodoxe Christen in dieser Hinsicht mit der Zeit gehen sollten? Und welche Gefahren könnten sich hinter dieser Entwicklung verbergen?

Die Sache ist nicht einfach. Einerseits ermöglicht das Netz vieles, was früher kaum vorstellbar war. Die Kommunikation wird erleichtert – aber auch verändert. Für wissenschaftliche Arbeiten z.B. kann man dort relativ bequem Informationen und Quellen aufsuchen. Viele junge Menschen finden über das Netz zur Orthodoxie. Das ist natürlich gut. Andererseits ist heute manches ohne Netz nicht mehr möglich; wir können hier nicht mal mehr die Steuererklärung für unser Kloster ohne Netz durchführen. Bis vor 20, 30 Jahren haben die Menschen ohne Netz alles Notwendige erledigen können; das ist heute unmöglich geworden. Insofern ist das auch aufgezwungen.

Da zeigt sich dann die andere Seite. Im Netz werden junge Menschen mit fürchterlichen Bildern, mit Gewalt, Haß, Verbrechen, Pornographie und verkappter wie offener Dämonie und Satanismus konfrontiert. Das verursacht massive seelische Schäden und Fehlentwicklungen. Auch die Internet/Handy- sucht ist inzwischen ein ernstes Problem, und durch die modernen Wischfunken (smartphone, tablet etc.) noch zugespitzt. Viele Menschen verbringen heute 70, 80 Stunden und mehr pro Woche am Netz. Wo bleibt da noch das wirkliche Leben? Wo bleiben Raum und Zeit für geistige Entwicklung? Das Netz ist auch ein Lebenszeitvernichter. Als hebräische Zahlen gelesen bedeutet WWW: 666 – das ist die Zahl des Antichristen. Tatsächlich hängen allzu viele Menschen am Internet wie die Fliegen im Spinnennetz. Wer „online“ ist, der hängt „an der Leine“ – wessen? so muß man doch fragen.

Da ist nicht nur die mentale Abhängigkeit (Sucht), sondern auch die Gefahr der ständig wachsenden Beobachtung, Überwachung und Totalkontrolle, wovor letztlich kein Datenschutzgesetz feit. Das Netz funktioniert immer in zwei Richtungen. Jeder, der über die nötige Technologie verfügt, hat da freie Hand, egal, ob es Staaten, Geheimdienste oder Mafiastrukturen sind. So wird das Netz auch zu einem willkommenen Werkzeug des Totalitarismus.
Man kann sich freilich auf den Standpunkt stellen, es komme letztlich darauf an, wie man das Netz nutze. Medien sind ambivalent wie alles in der Welt. Man kann versuchen, sachlich zu informieren und das Netz als Werkzeug sinnvoll zu nutzen. Aber Medien werden seit jeher auch benutzt, um Menschen zu manipulieren. Als Orthodoxe haben wir einen Anspruch auf Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Klare Unterscheidung ist also notwendig. Aber wer hat die? Können wir die von 10-Jährigen erwarten? Eltern sind hier in besonderer Weise für die gesunde Entwicklung ihre Kinder verantwortlich.

Dann noch eines, was allzu leicht übersehen wird: Ist Ihnen nicht auch schon aufgefallen, daß Sie, wenn sie nur zwei Stunden am Rechner waren, nicht mehr so leicht beten können? Ich meine nicht, daß man dann überhaupt nicht beten könne, aber es ist etwas anders. Man kommt nicht mehr so leicht und unmittelbar in die tieferen Ebenen des Herzens; es hängt dann alles mehr im äußeren Menschen fest. Für mich als Mönch ist das eine wichtige Beobachtung.

Kurz: für Menschen, die geistig und seelisch gesund bleiben bzw. werden wollen, möchte ich vom geistigen Standpunkt aus raten: laßt größtmögliche Abstinenz walten, achtet auf klare zeitliche Begrenzung und gezielte Auswahl der Inhalte, immer aufgrund geistiger Unterscheidung.

2.) Wir wünschen ihm, Abt Sebastian, den Mitbrüdern und allen orthodoxen Gläubigen, daß sie von Gott gestärkt werden und durchhalten in diesen Zeiten der Anfechtung, und daß Gott „die Tage verkürze“ (Matth. 24,22). Und daß Unterdrückung und Verfolgung aufhören, nicht zuletzt die bösartigen Verleumdungen und der üble Schauprozeß. Dieser Bekenner hat ein wunderbares Werk vollbracht: das traumhafte Kloster, die Waisenhäuser, all die Schönheit und Güte. Darüber hinaus hat S.H. Longin sich sehr für die Verteidigung der Heiligen Überlieferung (wie im Zusammnehang mit dem „Konzil von Kreta“) engagiert. Es ist klar, daß es da Neider, Verleumder und Angriffe gibt – schon in normalen Zeiten, und in Zeiten des Krieges und politischer Wirren erst recht. Denn der Teufel haßt alles Schöne und Gute, alles, was von Gott kommt. Daß dieser Mann derart unter Beschuß steht, ist ein Beweis, daß er echt ist.

 


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Aufrichtung des Kirchturmkreuzes, März 2025

Sie erwähnten, dass Sie das Kloster in Bantschen besucht haben und sprachen lobend über Metropolit Longin. Heute geht er seinen Kreuzweg um des Glaubens willen. Er hat seinen im Krieg gefallenen Sohn beerdigen müssen – was sich auf seine Gesundheit auswirkt.

Was möchten Sie ihm und all jenen wünschen, die heute in der Ukraine leiden?

Wir wünschen ihm, Abt Sebastian, den Mitbrüdern und allen orthodoxen Gläubigen, daß sie von Gott gestärkt werden und durchhalten in diesen Zeiten der Anfechtung, und daß Gott „die Tage verkürze“ (Matth. 24,22). Und daß Unterdrückung und Verfolgung aufhören, nicht zuletzt die bösartigen Verleumdungen und der üble Schauprozeß. Dieser Bekenner hat ein wunderbares Werk vollbracht: das traumhafte Kloster, die Waisenhäuser, all die Schönheit und Güte.

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Metropolit Longin

Darüber hinaus hat S.H. Longin sich sehr für die Verteidigung der Heiligen Überlieferung (wie im Zusammnehang mit dem „Konzil von Kreta“) engagiert. Es ist klar, daß es da Neider, Verleumder und Angriffe gibt – schon in normalen Zeiten, und in Zeiten des Krieges und politischer Wirren erst recht. Denn der Teufel haßt alles Schöne und Gute, alles, was von Gott kommt. Daß dieser Mann derart unter Beschuß steht, ist ein Beweis, daß er echt ist.


Daß dieser Mann derart unter Beschuß steht, ist ein Beweis, daß er echt ist.

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Altvater Johannes

In Ihrem letzten Interview sagten Sie, dass die Orthodoxie das Einzige sei, was dem Satan in Europa noch entgegentreten kann. Logischerweise könnte man also sagen: Je mehr Orthodoxe es etwa in Deutschland gibt, desto besser für das Land. Aber zugleich herrschen heute in vielen ehemals orthodoxen Ländern Kriege und Unruhen.
Was können wir einem katholisch-protestantischen Land anbieten, wenn es auf die Lage in der Ukraine, Russland, Serbien usw. blickt?

Deutschland ist längst weitestgehend entchristlicht; „geistig fragmentiert“, halt- und hilflos allem und jedem ausgeliefert. Die Gläubigen bilden eine Minderheit und viele finden in den vorhandenen Institutionen längst nicht mehr das, was im eigentlichen Sinne Kirche zu nennen wäre.

Was die orthodoxen Länder und Kirchentümer betrifft: Wo sollte der Teufel mehr zu tun haben, als in der wahren Kirche? Was sollte er heftiger bekämpfen als den Weg, die Wahrheit und das Leben? Insofern sind die Verfolgungen und Verwirrungen in den orthodoxen Ländern, aber auch innerhalb der orthodoxen Kirche hier in Deutschland und überall in der Welt, überhaupt kein Argument gegen die Orthodoxie.
Im Gegenteil ermöglicht die Orthodoxie uns dank ihrer Treue zur Heiligen Überlieferung, die gottgegebenen Grundstrukturen des Lebens zu erkennen und zu stärken, indem wir uns mit dem ewigen Urgrund des Seins, mit Gott, der heiligen Dreifaltigkeit, innigst verbinden, und im übrigen darnach trachten den göttlichen Urbildern gemäß zu leben, zu handeln und zu wirken. Gott sei Dank hat die Orthodoxie bis heute das urchristliche Mysterium bewahrt, nicht zuletzt im Mönchtum, wie ich es auf dem Heiligen Berge Athos erleben und erlernen durfte.

Dazu gehört nicht zuletzt die orthodoxe Ekklesiologie. Diese ist nicht universalistisch, wie in der römischen Kirche, sondern eucharistisch, vom Mysterium her. Sie hat nicht nur die heilige Überlieferung bis auf den heutigen tag bewahrt, sondern schützt auch die Identitäten der Völker. Sie ist keine globale Einheitsinstitution, sondern verbindet sich mit Sprache, Geist und Kultur der Völker und verwirklicht sich in selbständigen (autokephalen und autonomen) Kirchentümern. Daher haben wir die griechisch-, die russisch-, die bulgarisch- die georgisch-, serbisch-, amerikanisch- usw. -orthodoxe Kirche. Viele Völker, deren Staaten ausgelöscht waren, und die jahrhundertelang unter Fremdherrschaft standen, wie das griechische, das bulgarische und andere, haben nur dank der orthodoxen Kirche überlebt, weil diese Geist, Kultur und Sprache der Völker bewahrt und durch die Zeiten der Unterdrückung getragen hat. Das ist ein Erweis der göttlichen Gnadenmacht sowie des geistigen Prinzips der Synergie, des Zusammenspiels menschlichen Mühens und göttlicher Gnade.

Wenn dieses Wunder geschieht, also auch hier genügend Einzelne „Gott lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzem Gemüte“ (Matth. 22,37; Lk. 10,27), „aus dem Heiligen Geiste neu geboren werden“ (Joh.3,3) und demgemäß leben, kann auch das deutsche Volk als ganzes überleben und neu geboren werden. Nur echt muß es sein. Es gibt keine Rettung vor dem Unheil außer dem Heil, das in Gott gründet und von Ihm her kommt. Und es gibt kein wahres Leben im Falschen und unter der Herrschaft der Lüge. Unser Patriarch, Sn. Allheiligkeit Daniel, hat in der Ansprache zu seiner Inthronisation etwas ganz wichtiges gesagt: „die Menschen müssen wieder lernen, Lüge und Wahrheit zu unterscheiden.“ Damit hat er den Finger auf einen sehr wunden Punkt der modernen Mediengesellschaft gelegt.

Leben, wahres Leben, ist nur möglich in der Wahrheit, im Urgrund des Lebens selbst, in Gott.

Das ist aber das Wunderbare, daß die Orthodoxie keine nur lehrhafte abstrakte Wahrheit, und auch keine Gesetzlichkeit oder Moralität ist, also keine bloße „Konfession“ unter vielen, sondern das gottmenschliche Mysterium schlechthin in sich birgt. Orthodoxie in diesem eigentlichen Sinne geht wesenhaft über alles lehr- und wiß- und machbare hinaus. Nicht umsonst sagt Christus: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Die Wahrheit ist Christus selbst, Antwart, Gestalt (Hypostase) Gottes, wie Johannes zu Beginn seines Evangeliums schreibt. Daher hängt alles an der Beziehung, der Treue und der Einswerdung mit Ihm. Man kann es nicht genug betonen: Orthodoxie ist keine Lehre, keine Konfession, kein Regelwerk, sondern lebendige Beziehung, Leben aus Gott und auf Gott hin, Sein in Gott.
Das höchste Lob, welches der heilige Dionysios Areopagita seinem Altvater Hierotheos zollen konnte, bestand in dem Bekenntnis, daß jener „die heiligen Dinge nicht nur gelehrt, sondern erlitten“ habe. Was soll ich sagen über das Mysterium des Leibes Jesu Christi? Verzeihen Sie, aber da kann man keine Abstriche machen. Alle Worte, Gedanken und Vorstellungen sind angesichts der Gegenwart Gottes schlechthin unzulänglich.

Insofern ist es richtig, daß die einzige Hoffnung für dieses Land darin bestehe, daß genügend Menschen Trug und Lähmung abwerfen, die ewige Wahrheit erkennen, und in der ganzen Tiefe des Seins eins werden in Gott, daß auch dieses Volk Leib Christi werde.

Christus ist auferstanden – Er ist wahrhaftig auferstanden! + Abt Johannes


Die Redaktion der UOJ bedankt sich herzlich für das Interview und ruft die Leser dazu auf, das Deutsche Orthodoxe Heilige Dreifaltigkeitskloster in Buchhagen finanziell zu unterstützen:

Unsere Kirche braucht ein Dach!
Spendenplattform: https://gofund.me/1b439fbc
Für den Bau der Klosterkirche:
https://www.kirchenbau.org

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Die Klosterkirche zu Buchhagen, Ostern 2025


 

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