„Schweigen angesichts der Schändungen [der Heiligtümer] in der Ukraine ist gleich Mittätigkeit“ – eine Ansicht aus Bulgarien
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In einem ausführlichen Gespräch mit dem Verband Orthodoxer Journalisten in Bulgarien präsentierte ein bulgarischer Theologe eine kompromisslose Sicht auf alle Probleme, mit denen die Orthodoxie in der Ukraine und weltweit konfrontiert ist.
In jenem Gespräch erklärte der bulgarische Anwalt und Magister der Theologie Aleksandar Todorow, dass die wahre Ursache der Blasphemie gegen das Kiewer Höhlenkloster nicht politischer Natur sei, sondern aus der Unkenntnis Gottes und Feindseligekit gegenüber den Jüngern Christi, d.h. der Kirche. Die Verfolger seien schlichtweg verwirrt gewesen und hätten sich auf die Seite der Finsternis gestellt. Er weist darauf hin, dass die Blasphemie der Regierung durch die Beschlagnahmung der Höhlen und Reliquien des Klosters mit stillschweigender Zustimmung der OKU erfolgt sei. Jene Zustimmung sei (neben der Verletzung der Heiligen Kanones) ein weiterer Beweis dafür, dass diese Struktur nicht Teil der Kirche Christi sei. Der Theologe weist auch auf das Schweigen des Patriarchen Bartholomäus hin. Er betont: „Wir haben nicht gehört, dass sich der Patriarch Bartholomäus … gegen die Beschlagnahme der heiligen Reliquien und die Vertreibung der Mönche aus der Lawra ausgesprochen hätte.“
– Vor fast einem Monat hat die Regierung in Kiew erneut das kiewer Höhlenkloster geplündert unter dem Vorwand, ,wissenschaftliche Forschungen‘ an den Reliquien zu unternehmen, die in den Höhlen unter dem Kloster aufbewahrt sind. Erstens ist dies ohne Zweifel ein Sakrileg und zweitens ist dies ein Bruch aller kirchlich-rechtlichen und kanonischen Normen. Was würden Sie als Jurist und Magister der Theologie zu diesem Vorfall sagen?
– „Jeder Christ weiß, dass man Gott durch Glaube und Ehrfurcht näher kommt und nicht durch wissenschaftliche Studien. Wäre es aber umgekehrt, dann wären die größten wissenschaftlichen Forscher Heilige und nicht sanftmütige Mönche, die gerade mit Glauben und Liebe geschmückt sind. Wir sehen, dass Gott nicht die Körper großer Gelehrter mit Unverweslichkeit und Wundertätigkeit (auch nach ihrem Tod) verherrlicht, sondern die Körper der Heiligen, so wie er es selbst versprochen hat: ,Ich werde jene verherrlichen, die Mich verherrlichen‘ (1 Kön. 2:30). Die Häupter vieler Heiligen des Kiewer Höhlenklosters strömen Myrrhon, nicht aber der Gelehrten Häupter. Wenn jemand sich in irgendeinem Kummer befindet und es nötig hat, um Gottes Barmherzigkeit für ein konkretes Problem zu bitten, wendet er sich an die Heiligen um ihr Gebet und Fürsprache, nicht an wissenschaftliche Forscher.
Demzufolge
zeigen diese, welche die Mönche aus dem Höhlenkloster vertreiben und der heiligen Reliquien unter dem Vorwand „wissenschaftlicher Untersuchungen“ beschlagnahmen, mit jener Gotteslästerung an den Heiligtümern, dass sie schlicht und einfach keine Christen sind („an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ – Matth. 7, 20).
Sie eifern nicht dem Reich Gottes nach und streben nicht danach, Christus zu gefallen, sondern bemühen sich um ihre eigenen irdischen Interessen. Auf diese Weise verfolgt das Irdische, Weltliche, Politische erneut das Geistlich – das Christliche. Daran gibt es nichts Neues. In den Zeiten der römischen, osmanischen und kommunistischen Verfolgungen der Kirche geschah es genauso. Und wieder gehen die einen zugrunde, während die anderen durch die Verfolgung, bei der jeder sein wahres Gesicht zeigt, sich um ihr Seelenheil bemühen; schlussendlich wird ein jeder seinen Taten und seiner Einstellung entsprechend dem Erlöser gegenüberstehen.
Seit 2023, als die Regierung die „Rückkehr“ des Kiewer Höhlenklosters ankündigte, haben die Behörden mehrere Gebäude konfisziert, in denen Mönche lebten, die Höhlen mit der Reliquien der Heiligen rührten sie aber nicht an. Nun konfiszieren sie auch die Höhlen mit den Reliquien. Es mag tatsächlich sein, dass man diese Taten formell mit irgendwelchen provisorischen, weltlichen Gesetzen rechtfertigt, wie es während der bolschewistischen Verfolgungen nach 1917 der Fall war: Damals tötete und verhaftete der gottlose Staat der UdSSR – den bolschewistischen Gesetzen entsprechend – orthodoxe Geistliche und Mönche (und nach 1944 auch in anderen kommunistischen Ländern) unter falscher Anschuldigung „antirevolutionärer Tätigkeiten“ nach bolschewistischem Recht, nicht mit dem Vorwurf, sie seien Christen.
Für diejenigen, die dem Bösen dienen, ist es normal, betrügerisch zu handeln.
Nachdem sie die Macht durch Revolution ergriffen, sagten die Kommunisten nicht: „Wir sind Feinde Christi mit judäo-freimaurerischen Wurzeln und Ideologie, die von einigen amerikanischen Banken finanziert wird (um Waffen für eine blutige Revolution kaufen zu können–eine Revolution, in der wir Christen verfolgen); weil wir Christus hassen und den Glauben an Gott mit den Glauben an unsere Partei und und das Kreuz Christi mit dem judäo-freimaurerischen fünfzackigen Stern ersetzen wollen. Im Allgemeinen wollen wir, dass die Massen uns statt Christus gehorchen; daher werden wir so tun, als seien wir die Macht des Volkes, damit sie uns wie die eigenen akzeptieren.“
Genauso werden die heutigen Verfolger der Kirche Christi in der Ukraine sicherlich nicht offen von sich sagen: „wir kämpfen gegen die Orthodoxie“ (schließlich sind sie alle „Demokraten“ und angebliche Verteidiger der Religionsfreiheit als grundlegendes Menschenrecht), sondern sie erfinden alle möglichen formalen „legalen“ Gründe, um die Verfolgung, Verhaftung von Klerus usw. zu rechtfertigen und die Beschlagnahme von Eigentum als „wissenschaftliche Forschung“ nennen zu können. Letztendlich ist all dies völlig selbstverständlich da sie geistige Kinder und Erben derer sind, die „Ihm auflauerten und versuchten, etwas aus seinem Mund zu erhaschen, um Ihn anzuklagen“ (Luk. 11, 54) und „falsches Zeugnis gegen Jesus suchten“ (Matth. 26, 59) und „kreuzige Ihn, kreuzige Ihn“ (Joh. 19, 6) schrien.
Die verfolgten Mönche des Höhlenklosters aber sind geistliche Kinder und Erben Dessen, Dem sie „ins Gesicht spuckten und Ihn schlugen, während andere Ihm Ohrfeigen gaben“ (Matth. 26, 67) und Den die weltliche Macht „geißelte und zur Kreuzigung auslieferte“ (Matth. 27, 26). So wie der Herr gesagt: „Kein Jünger ist größer als sein Meister“ (Matth. 10, 24) und „wenn sie Mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Matth. 15, 20); genauso geschieht es jetzt in der Ukraine mit der UOK und insbesondere im Höhlenkloster. Doch zu unseren verfolgten und verprügelten orthodoxen Brüdern und Schwestern sagt der Erlöser: „Freut euch an jenem Tag und freut euch, denn groß wird euer Lohn im Himmelreich sein. Dasselbe haben ihre Vätern mit den Propheten getan“ (Luk. 6, 23).
Manche glauben, dass die Beschlagnahme der Kiewer Petschersk Lawra und der Reliquien der Heiligen ein politisches Problem und Ausdruck eines politischen Krieges sei; dies stimmt nicht ganz. Wenn nämlich die Verfolger den Heiland kannten und, wie Er sagte, „zuerst das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit“ (Matth. 6, 33) suchten, würden sie ihre politischen Ziele an zweiter Stelle setzen; an erster Stelle aber das Seelenheil. Und dann hätten sie nicht die Naivität, in die heiligen Stätten einzudringen, ohne sich der Folgen dieser Sünde bewusst zu sein. Aber wegen ihrer geistigen Blindheit ist für sie alles umgekehrt: Politische Ziele stehen für sie an erster Stelle und das Seelenheil an zweiter. Vielleicht denken sie überhaupt nicht einmal an ihre Erlösung und das unvermeidliche Gericht Gottes. Die wahre Ursache der Gotteslästerung ist also nicht politisch, sondern liegt in der Unkenntnis Gottes und der Feindseligkeit gegenüber den Jüngern Christi, sprich: der Kirche. Die Verfolger sind einfach verwirrt und haben die Seite der Finsternis gewählt.
Andererseits ist es bemerkenswert,
dass die Gotteslästerung mit stillschweigender Zustimmung der abtrünnigen OKU (Orthodoxe Kirche der Ukraine) zu den Maßnahmen der Regierung zur Beschlagnahme der Höhlen und der Reliquien begangen wird. Jene Zustimmung allein ist ein weiterer Beweis dafür (abgesehen von den Heiligen Kanones), dass jene Struktur nicht Teil der Kirche Christi ist. Weder vom selbsternannten ,Oberhaupt‘ der OKU noch von Patr. Bartholomäus haben wir gehört, dass sie sich gegen die Beschlagnahme der heiligen Reliquien und der Vertreibung der Mönche aus der Lawra ausgesprochen hätten.
– Die Verfolgung der kanonischen ukrainisch-orthodoxen Kirche dauert nun seit etwa drei Jahren an. Warum ist es Ihrer Meinung nach so weit gekommen?
– Die Urteile Gottes sind den Menschen prinzipiell unverständlich (Jes. 55, 8-9), weshalb keiner die Frage „warum?“ genau beantworten kann. Allerdings können wir, basierend auf dem Wort Gottes und der Kirchengeschichte (einschließlich des alten Testaments), nur einige Vermutungen anstellen, ohne Ansprüche auf Vollkommenheit zu erheben:
Mit der Zeit wird, wie der Herr prophezeite, „die Liebe in vielen erkalten, weil die Gesetzlosigkeit zunimmt“ (Matth. 24, 12), während der Glaube weiter schwinden wird: „Wird der Menschensohn, wenn Er kommt, noch Glauben auf Erden finden?“ (Luk. 18, 8). Das bedeutet: Immer weniger Menschen werden auf den Ruf Christi zur Buße und zum Gehorsam gegenüber dem Schöpfer hören. Gleichzeitig werden die Feinde der Wahrheit aufgrund ihrer numerischen Überlegenheit leichter Wege finden, die Orthodoxen zu belästigen, weil sie die Welt allein durch ihr Dasein irritieren: „Wenn die Welt euch hasst, wisset, dass sie Mich vor euch gehasst hat. Wäret ihr von der Welt, würde die Welt euch lieben; da ihr aber nicht von der Welt seid, sondern Ich euch aus der Welt berufen habe, hasst euch die Welt“ (Joh. 15, 18-19).
Wären 90 % der Bevölkerung der Ukraine kirchlich tätig und würden sie nach dem Königreich Gottes streben, wäre es kaum zum Ausmaß der heutigen Verfolgung gekommen. Doch leben wir in anderen Zeiten; der Mehrheit der Menschen ist ihr Schöpfer und das ewige Leben gleichgültig und die Massen gewinnen zunehmend die Oberhand.
Bekanntlich wird sich dieser Zustand so weit verschärfen, bis dass der Antichrist kommt, der mit Gottes Erlaubnis einige Jahre lang als Weltherrscher in Jerusalem regieren wird und dem die Macht gegeben wird, „Krieg mit den Heiligen zu führen und sie zu besiegen“ (Offb. 13, 7). Mit anderen Worten werden sich die Verfolgungen zuspitzen. Gott sei Dank führen diese irdischen Verfolgungen der Gläubigen zum ewigen Leben für alle, die auch während der Verfolgung treu bleiben.
Der zweite mögliche Grund findet sich in den Worten: „Wen Ich liebe, den weise ich zurecht und züchtige Ich. Sei also eifrig und tue Buße“ (Off. 3, 19), und „Wen der Herr liebt, den züchtigt er; und er schlägt jeden Sohn, den Er aufnimmt“ (Hebr. 12, 6). Gott sorgt mit der Strafe, die Er für Seine Kinder vorsieht, „zu ihrem Nutzen, auf dass wir an Seiner Heiligkeit Anteil haben“ (Hebr. 12, 10).
Daher
ist es möglich, dass Gott diese Verfolgungen der Orthodoxen durch die Feinde Christi zulässt, um mehr Orthodoxe in der Ukraine zu retten.
Die Ukraine hat möglicherweise begonnen, sich von der Orthodoxie abzuwenden und sich einer säkularen Weltanschauung und weltlichen Werten zuzuwenden (einschließlich Abtreibung, Leihmutterschaft, der Überordnung der Nation über der Glauben, Hass auf einzelne Personen oder eine Gruppe aus ideologischen Gründen usw.). So wie Gott in der Vergangenheit durch Leid und Eroberungen sowie Gefangennahme durch andere Nationen das alttestamentliche Israel vom Götzendienst zum Monotheismus zurückführte (da die Israeliten in ihrer Trauer die Macht- und Bedeutungslosigkeit der Götzen erkannten und reumütig zum lebendigen Gott riefen), so hilft der Herr vielleicht jetzt vielen seiner geliebten Kinder durch diese Leiden, nüchtern zu werden – ihnen die Augen für die modernen Götzen (Geld, Vergnügen, Politik) zu öffnen und zum Streben nach dem Königreich Gottes als wichtigstes Ziel ihres Lebens zurückzukehren um so auf ewig gerettet zu werden.
Der Hl. Nikolai Velimirović beweist in seiner Monographie „Krieg aus Sicht der Bibel“ anhand zahlreicher biblischer Beispiele, dass Krieg und Verfolgung das höchste Mittel Gottes ist, Menschen zu Ihm, der Quelle des Lebens, zurückzubringen. Abschließend kommt er zum Schluss:
„Die Ursache von Kriegen ist die Abwendung von Gott und der Götzendienst christlicher Völker und ihrer Führer. Diese Gründe sind identisch mit den Gründen für die Kriege, unter denen Israel, einst das Salz der Erde und Licht für die Welt, litt und zugrunde ging. Diese Gründe müssen schnell durch Reue und Umkehr zu Gott bekämpft werden, denn sonst wird eine ganze Reihe zukünftiger Kriege unvermeidlich. Die Qualität unseres Friedens bestimmt, ob es zum Krieg kommt oder nicht. Ist unser Leben in Friedenszeiten Gott gefällig, wird es keinen Krieg geben. Eine Welt ohne Gott ist aber die Wiege des Krieges. Die Bazillen des Krieges vermehren sich und wachsen in der Welt, weshalb ein Krieg unvermeidlich sein wird. Ob wir es wollen oder nicht – er ist unvermeidlich.
„Solange Menschen mit ihren Gedanken, Gelüsten und Taten gegen Gott Krieg führen, sind ihre Träume vom Frieden vergeblich. Ob sie wollen oder nicht, Krieg muss ausbrechen, und zwar dort, wo seine Same gesät wird. … Krieg gegen Gott, ob offen oder verborgen, führt zwangsläufig zu Kriegen unter den Menschen. „Die Gottlosen haben keinen Frieden, spricht der Herr“ (Jes. 48, 22).“
Götzendienst ist in den Augen Gottes ein Gräuel. Ob Menschen und Nationen Gottes Schöpfung oder ihre eigene anbeten, ist Götzendienst in beiden Fällen abscheulich. Jeder Götzendienst wird in unserer wie in vergangener Zeit von Gott auf verschiedenen Weisen bestraft, von denen Krieg die letzte und schwerste Strafe ist.
Europas Mission war es, ein christliches Leben zu führen und seinen Brüdern, den heidnischen Völkern, zu helfen, zu Christus aufzuerstehen. Stattdessen ist Europa selbst dem Götzendienst verfallen. Anstatt das Licht der Welt zu sein, hat es sich in Finsternis bekleidet; anstatt mit geistlichen Menschen zu leuchten, prahlte es mit materiellen Dingen. Anstatt die Völker zu lehren, allem voraus nach dem Reich Gottes zu streben, lehrt es sie, sich mit Kleinigkeiten und unwesentlichen Dingen zu belasten. Aus diesem Unglück sind alle anderen Katastrophen entstanden. Daher sind Kriege ausgebrochen und werden ausbrechen …
Auf die Frage: „Wie kann der Gott der Barmherzigkeit und Liebe zulassen, dass Menschen solche Schrecken wie Kriege widerfahren?“, kann mit einer anderen Frage geantwortet werden: „Wie kann es sein, dass Menschen, denen Gott seinen Willen und sein Gesetz klar offenbart hat, ohne Scham und Reue Gott stets willentlich beleidigen und Sein Gesetz mit Füßen treten können?“
Drittens
erlangen viele durch die Verfolgungen der kanonischen UOK wahrscheinlich nicht nur zur Erlösung, sondern bekommen auch Bekenner- und Märtyrerkronen: In der Hierarchie der Seligpreisungen des Evangeliums hat der Herr diejenigen, die um der Gerechtigkeit willen verstoßen werden, und diejenigen, die um Seinetwillen verfolgt und geschmäht werden, an höchster Stelle gesetzt (Matth. 5, 10-11).
Aus dem Leben der Heiligen und der Tradition der Kirche ist auch bekannt, dass Gott Menschen, die bereits fest im Glauben und in den christlichen Tugenden sind, zu Märtyrern werden lässt und sie dementsprechend in seinem Reich in besonderer Herrlichkeit erstrahlen. Gerade solche Menschen dürfen die größten Prüfungen und Qualen ertragen. Wären sie nämlich im Glauben und in den Tugenden halbherzig, würden folgende Worte Christi auf sie zutreffen: „Sie haben keine Wurzel in sich und sind unbeständig; wenn sich Bedrängnis oder Verfolgung um des Wortes willen erhebt, laufen sie sofort weg“ (Mark. 4, 17). Die Bekenner des Glaubens sind nicht so.
Zusammenfassend lässt sich also annehmen, dass die Verfolgungen einerseits zur Ermahnung, sich zu Gott hinzuwenden, und zur Erlösung für weitere Menschen dienen können, andererseits zur Prüfung und Vervollkommnung der bereits gläubigen Christen, auf dass sie im Himmelreich den größeren Lohn der Märtyrer erhalten. Wie hoch sie in den Augen Gottes stehen, lässt sich daran erkennen, dass nur Reliquien von Märtyrern (und nicht von anderen Heiligen) in die Altäre der Tempel und in die Antiminsien, auf denen die Heilige Liturgie gefeiert wird, eingelegt bzw. eingenäht werden dürfen.
Zugleich
zeigen die Verfolgungen auch den moralischen Charakter der Schismatiker in der Ukraine: sowohl ihre Mittäterschaft an den Verfolgungen als auch ihre Beteiligung an den blasphemischen Feiern, Liedern und Tänzen, die sie in einigen der von ihnen gewaltsam eroberten Tempel abhalten.
Die Umstände geben jedem die Möglichkeit zu zeigen, was in seinem Herzen ist. Am Ende heißt es ja: „Wer Gutes getan, wird zum Leben auferstehen; wer aber Böses getan, wird zum Gericht auferstehen“ (Joh. 5, 29).
– Glauben Sie, dass die Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und Russland sowie die Verhandlungen zur Beendigung des Krieges zu einer Änderung in der Haltung der Behörden in Kiew der orthodoxen Kirche gegenüber führen könnten?
– Es ist möglich, aber nicht gegeben. Die Behörden in Kiew rechnen nicht nur mit Unterstützung aus den USA, sondern auch aus England und anderen europäischen Ländern, die (zumindest seit 100 Jahren) nicht für ihre Liebe zum Evangelium bekannt waren. Was würde sie daher bewegen, sich für die Kirche in der Ukraine oder für die Rückgabe der heiligen Reliquien einzusetzen? Die Welt steuert weiterhin auf ihr von Gott vorhergesagtes Ende zu und nicht auf eine Wiederbelebung der Frömmigkeit.
Es scheint wahrscheinlicher, dass sich die Haltung der Behörden Kiews gegenüber der Orthodoxen Kirche allein durch einen Machtwechsel ändern wird. Ob, wann und wie dies geschieht, hängt von Gott und der Zahl der Menschen ab, die sich der sich Christus zuwenden. Wahrscheinlich macht es in Seinen Augen einen Unterschied, ob ein großer oder nur ein kleiner Prozentsatz der Menschen Ihn sucht und sich bemüht, Seine Gebote zu halten. Mögen sich mehr Menschen mit den Worten Gottes befassen: „Ich bin der Herr, und sonst keiner. Ich mache das Licht und schaffe die Finsternis, ich gebe Frieden und schaffe Unheil. Ich bin der Herr, der dies alles vollbringt“ (Jes. 45, 6-7) und „Wehe dem, der mit seinem Schöpfer hadert!“ (Jes. 45, 9).
Viele irren sich in der Annahme, die Welt hänge von Politikern ab, alle denken an sie, beneiden sie, halten nach ihnen Ausschau, diskutieren über sie, klagen sie an und erwarten von ihnen Wohlstand…was für ein grausamer Irrtum! „Sie haben Mich verlassen, den Quell des lebendigen Wassers, und sich Zisternen gegraben, löchrige Zisternen, die kein Wasser halten“ (Jer. 2, 13).
So ist die Welt auf Gott angewiesen, der „Zeit und Stunde ändert, Könige absetzt und Könige einsetzt, den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand gibt“ (Dan. 2, 21). Gott will nämlich unsere Reue und Umkehr, denn Er will uns für das ewige Leben retten – im Extremfall durch Krieg.
– Ist in naher Zukunft ein Panorthodoxes Konzil möglich, das die Spaltung in der Ukraine endgültig beenden würde, oder werden wir Zeugen eines „eingefrorenen Schismas“?
– Es wäre wünschenswert, ein echtes Panorthodoxes Konzil zu haben, das zumindest die wichtigsten Häresien des 20. Jahrhunderts verurteilt, sprich: den Ökumenismus und die neue nicht-orthodoxe Lehre vom Primat des Patriarchen von Konstantinopel in der Kirche (den sog. ,Ostpapismus‘). Letztere häretische Lehre wurde in mindestens zwei Dokumenten verdeutlicht:
- Der Beschluss der Synode des PK vom 11. Oktober 2018, die „Hierarchen“ und „Geistlichen“ zweier schismatischer Strukturen in der Ukraine – die der UOK (Kiewer „Patriarchat“) und die der UAOK bzw. OKU – „mit ihren eigenen Rängen“ in die Kirchengemeinschaft aufzunehmen, ohne die Gründe für ihre Exkommunikation und die Frage zur Legitimität ihrer Weihen zu untersuchen, geschweige denn der Reue [die für die Wiederaufnahme in die Kirche notwendig ist] ihrerseits. Diese Entscheidung verstößt weiterhin gegen eine Reihe von Kanones, die die Aufnahme von Personen, die von Bischöfen exkommuniziert wurden, in die Kirche durch andere [Bischöfe] verbieten.
- Der trauererregende Tomos der Autokephalie vom 6. Januar 2019, den Patr. Bartholomäus den Schismatikern in der Ukraine übergab, ohne das Recht dazu zu haben, sich in einem anderen Kirchengebiet einzumischen, und das ohne Wunsch der dortigen kanonischen Kirche. Über die Schismatiker heißt es nun: „Wer den Schafstall nicht durch die Türe betritt, sondern auf einem anderen Weg hineinsteigt, ist ein Dieb und ein Räuber“ (Joh. 10, 1).
In diesem „Tomos“ stellt Patr. Bartholomäus mehrere ketzerische bzw. falsche Behauptungen auf: dass der Patriarch von Konstantinopel das „Oberhaupt“ aller lokalen orthodoxen Kirche sei und das Recht habe, Entscheidungen anderer Patriarchen aufzuheben, weil er das Recht habe, „unwiderrufliche Entscheidungen in Angelegenheiten der Bischöfe und anderer Geistlicher der Ortskirchen zu treffen“, und dass er der „Mittelpunkt der Orthodoxie“ sei.
Gut wäre es, wenn das Panorthodoxes Konzil den neuen Kalender verurteilen würde (der in einigen Ortskirchen wiederum vom damaligen Patriarchen von Konstantinopel und Freimaurer Meletius Metaxakis eingeführt wurde, abermals in Zusammenarbeit mit weltlichen Behörden, was erneut Hand in Hand mit Unterdrückungen der Orthodoxie ging), denn der neue Stil [d.h. der neue Kalender] ist ein Wegbereiter für sowie Mittel der Ökumene und zudem ein Zerstörer der kirchlichen Einheit hinsichtlich der Feste der Einen Kirche Christi und der apostolischen Petrusfastenzeit. Insgesamt stellt er einen dreisten Ungehorsam gegenüber der katholischen Kirche dar, wie der Hl. Wundertäter Seraphim von Sofia, bemerkt hat.
Leider scheint die Einberufung des vielbegehrten Panorthodoxen Konzils in der Praxis (noch) unrealistisch.
Erstens gibt es keinen orthodoxen Kaiser, der das Konzil einberufen und durchführen würde, wie es der byzantinische Kaiser zuvor tat. Zweitens haben heutzutage nur noch wenige Christen einen ähnlichen Eifer für die Reinheit des Glaubens wie der Hl. Markus von Ephesus. Beweis dafür ist das gewaltige Schweigen, mit dem Bischöfe weltweit seit Jahrzehnten die von Patr. Bartholomäus offen bekannte Häresie des Ökumenismus und seine wiederholten (von den Kirchengesetzen verbotenen) Gebete mit Häretikern beobachten.
- 45. Apostolischer Kanon: „Ein Bischof, Presbyter oder Diakon, der nur mit Ketzern gebetet hat, soll exkommuniziert werden; und wenn er ihnen erlaubt, als Diener der Kirche etwas zu tun, soll er abgesetzt werden.“
- 10. Apostolischer Kanon: „Wer mit einem von der kirchlichen Gemeinschaft Exkommunizierten, auch zu Hause, betet, soll ebenso exkommuniziert werden.“
- 11. Apostolischer Kanon: „Betet ein Geistlicher mit einem abgesetzten Geistlichen, als wäre dieser ein Geistlicher, so soll er ebenso abgesetzt werden.“
Ein weiterer Beweis für den mangelnden Eifer um die Reinheit des Glaubens – der wiederum die Abhaltung eines Panorthodoxen Konzils unwahrscheinlich macht – sind die folgenden offiziellen Dokumente, die von Konstantinopel und einzelnen Vertretern anderer Ortskirchen unterzeichnet wurden und offen häretische (insbesondere ökumenische, dem Dogma der Einen Kirche widersprechende) Dekrete enthalten:
- das Balamand-Abkommen zwischen Orthodoxen und Katholiken vom 23. Juni 1993;
- das Ravenna-Dokument, am 13. Oktober 2007 von Orthodoxen und Katholiken unterzeichnet;
- die „Gemeinsame Erklärung und Vorschlag an die Kirchen“, unterzeichnet am 28. September 1990 im Zentrum des Patriarchats von Konstantinopel bei Genf (in Chambésy) von 21 Vertretern der Mehrheit der lokalen orthodoxen Kirchen (mit Ausnahme des Patriarchats von Jerusalem) und 10 Vertretern der nicht-chalcedonischen „Kirchen“, die das IV. und die nachfolgenden Ökumenischen Konzilen ablehnen;
- die Erklärung vom 12.11.1991 des Patriarchats von Antiochien mit der Orientalischen Syrischen Kirche, die ebenfalls alle Ökumenische Konzile ab dem IV. ablehnt und somit kein orthodoxes, sondern ein häretisches Glaubensbekenntnis vertritt.
Es ist uns nicht bekannt, dass die meisten orthodoxen Metropoliten weltweit ihre Ablehnung dieser Dokumente und des gemeinsamen Gebets mit Häretikern offen zum Ausdruck gebracht oder zumindest das PK bzw. das Patriarchat von Antiochien für die Verzerrung der Orthodoxie kritisiert hätten. Angesichts dieses Schweigens auf höchster kirchlicher Ebene ist Patr. Bartholomäus daher sogar dem Neopapismus verfallen, den er bereits in seinem nicht-kanonischen „Tomos“ vom 06.01.2019 schriftlich verkündet hatte. Bemerkenswert ist auch, wie er 2015 den Abtreibungsbefürworter Joe Biden „für die Verteidigung der Menschenrechte“ auszeichnete.
Angesichts dieser dreisten ökumenischen und neopapistischen Tätigkeiten und des ökumenischen Bekenntnisses von Patr. Bartholomäus erheben viele Bischöfe und Synoden weiterhin nicht ihre Stimme gegen seine religiösen Verbrechen und verhalten sich ihm gegenüber, als sei er orthodox. Ja, die russisch-orthodoxe Kirche hat seine päpstlichen Machtansprüche im Jahr 2023 angeprangert, aber ich habe nicht gehört, dass er von anderen Bischöfen wegen seines ökumenischen Glaubensbekenntnisses uns seines gemeinsamen Gebets mit Ketzern bloßgestellt worden sei.
Der dritte Beweis dafür, dass ein echtes Panorthodoxes Konzil unwahrscheinlich ist, ist das Konzil von Kreta im Jahre 2016. Die Heilige Synode Bulgariens bezeichnete es in seiner präzisen Stellungnahme am 15. November 2016 als „weder groß, noch heilig, noch panorthodox“. Dieses Konzil war jedoch bezeichnend für den Geist, der in einem Großteil der Bischöfe weltweit vorherrscht – Ökumenische Konzile wurden einberufen, um die Orthodoxie von der Heterodoxie zu unterscheiden und zu beschützen sowie um Häretiker konziliar zu verurteilen, sofern sie nicht ihre Irrlehre bereuten. Beim Konzil von Kreta war es aber umgekehrt: Häretiker waren Ehrengäste des Konzils, ihre Strukturen wurden „Kirchen“ genannt, ohne dass zwischen ihnen und der Kirche Christi unterschieden wurde. Häretische Lehren wurden überhaupt nicht diskutiert (als gäbe es heutzutage keine Häresien mehr), und sogar die ökumenistische Häresie und der Weltkirchenrat wurden positiv erwähnt. Das bedeutet: Der Wunsch nach orthodoxem Bekenntnis wurde nicht anerkannt, sondern wurde im Gegenteil die Grenzen zwischen Orthodoxie und Häresie verwischen und, entgegen dem Wort Gottes („Liebet weder die Welt noch was in der Welt ist; wer die Welt liebt, in dem ist die Liebe des Vaters nicht in ihm“ – 1 Joh. 2, 15) wurde versucht, dieser Welt zu gefallen.
Aus all diesen Gründen scheint es aus menschlicher Sicht wahrscheinlicher, dass, ähnlich wie auf Kreta, ein neues schismatisches pseudo-orthodoxes Konzil abgehalten wird. Der Hl. Justin Popović und der Hl. Kukscha von Odessa haben bereits Mitte des 20. Jahrhunderts davor gewarnt. Der Hl. Seraphim von Sophia, der Wundertäter, hat in einem Sondergutachten den Ökumenismus analysiert und verurteilt, und Pfarrer Gabriel Urgebadze hat ihn als regelrechte „Superhäresie“ bezeichnet. Ein erheblicher Teil der orthodoxen Bischöfe weltweit ignoriert jedoch die Lehren dieser Heiligen. Deshalb akzeptieren diese Bischöfe auch das nicht-orthodoxe kretische Glaubensbekenntnis (anstatt es zu verurteilen, wie es die Heilige Synode Bulgariens als Apostel Christi und Hüter der Heiligen Tradition getan). Das hat zur Folge, dass sie teilweise das ukrainische Schisma und den nicht-kanonischen „Tomos“ von Patr. Bartholomäus vom 06.01.2019 akzeptierten.
Ein anderer Teil der Bischöfe stehen zum neuen Kalender, zu den Spaltungen und Schismen, die die Kalenderreform in Rumänien, Griechenland und Bulgarien verursacht hat, sowie die Verkürzung bzw. das Verschwinden des Apostelfastens gleichgültig gegenüber.
Wenn also bei einer solchen Struktur ein bedeutender Teil der Bischöfe weltweit ekklesiologischen Irrlehren und die Einführung des neuen Kalenders (ein Instrument der Ökumene) mit Apathie betrachtet, ist es unwahrscheinlich, dass sie selbst den Eifer zeigen werden, die Einberufung eines Panorthodoxen Konzils zur Verurteilung des ukrainischen Schismas zu organisieren. Dies bedeutet jedoch gewiss nicht, dass das Schisma legalisiert wird. Im Gegenteil: Die OKU bleibt eine schismatische Organisation, denn die Heiligen Kanones verleihen dem Patriarchen von Konstantinopel nicht die Macht, die sich Patr. Bartholomäus anzueignen versucht. Wer nach Erlösung und Wahrheit dürstet, kann das kanonische Gesetz und die orthodoxe Lehre über die Kirche leicht lesen und selbst unterscheiden, welche die Kirche Christi in der Ukraine und welche die schismatische ist.
Da es allerdings kein dem Byzantinischen Reich ähnliches orthodoxes Kaiserreich auf Erden gibt, und angesichts all der oben genannten Tatsachen ist davon auszugehen, dass die Orthodoxie auf eine zunehmend stärkere Zersplitterung zusteuern wird, in der die Gläubigen bei den wenigen verbliebenen Bischöfen, die der Heiligen Tradition treu sind, ihr Heil suchen werden. Diese Treue bedeutet auch die Ablehnung der Schismen des PK in Litauen und in der Ukraine, der Häresie des östlichen Papismus sowie der ökumenischen Panhäresie, einschließlich des gemeinsamen Gebets mit den Miaphysiten, das durch die Erklärung des Patriarchen von Antiochien 1991 „legalisiert“ wurde (darüber schreibt Metropolit Seraphim von Kithira, dass es „das Heil bedrohe“; solche metropolitane Stimmen kann man heute an einer Hand aufzählen). Die Gläubigen werden verschiedenen Verfolgungen ausgesetzt sein – „und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet werden“ (Matth. 10, 22).
– Ist Ihrer Meinung nach eine kategorische Stellungnahme der Heiligen Synode der bulgarisch-orthodoxen Kirche zur Lage in der Ukraine notwendig, und warum gab es bisher keine? Wir wissen, dass zu diesem Thema eine Synodenkommission eingerichtet wurde, erkennen aber auch, dass ihr eigentlicher Zweck darin besteht, Untätigkeit zu rechtfertigen.
– Selbstverständlich ist eine kategorische Stellungnahme jeder Heiligen Synode (jeder autokephalen Kirche) gegen das Schisma und zur Unterstützung der kanonischen Kirche in der Ukraine notwendig, denn einerseits verlangt Gott von uns allen, „Gutes zu tun, besonders denen unseres Glaubens“ (Gal. 6, 10). Das heißt, wir sind verpflichtet, zwischen Kirche und Schisma zu unterscheiden und uns nicht politisch korrekt zu verstecken, während unsere orthodoxen Brüder und Schwestern in der Ukraine sogar bis hin zum gesetzlichen Verbot der Kirche verfolgt werden.
Gleichzeitig gibt es aber etwas noch Wichtigeres: den Schutz der Orthodoxie vor den neopapistischen Ansprüchen des PK (auf die höchste richterliche Gewalt in der Kirche; auf das Recht, Schismatiker, die nicht kanonisch geweiht wurden oder durch Schisma ihren Rang verloren haben wieder einzusetzen; auf das Recht, Geistliche ohne Erlaubnis der Ortskirche oder abgesetzte Geistliche aufzunehmen, wovon es bereits eine Reihe von Fällen gibt; auf das Recht, Autokephalie zu gewähren oder auf den Gebieten anderer Ortskirchen eigene Exarchate gegen dem Willen der örtlichen kanonischen Kirche zu errichten usw.).
Warum ist die Bewahrung der Reinheit des Glaubens, einschließlich der Ekklesiologie, so wichtig? Weil
gute Werke nicht zur Erlösung ausreichen: Könnte der Mensch nur durch Güte erlöst werden, bräuchte er nicht das Wort anzunehmen, geschweige denn, Spott, Geißelungen, Ohrfeigen, Beleidigung und Kreuzigung zu ertragen. Dann würden Gottes Gebote vom Menschen nur Tugenden verlangen und nichts Weiteres.
Die Wirklichkeit sieht aber anders aus: Als Seine Jünger Ihn fragten: „Was sollen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen? [antwortete ihnen Jesus und sprach:] Das ist das Werk Gottes, dass ihr an Den glaubt, Den Er gesandt hat“ (Joh. 6, 28-29) und an einer anderen Stelle: „Sei getreu bis in den Tod, dann will Ich dir die Krone des Lebens geben“ (Offb. 2, 10), denn „ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen“ (Hebr. 11, 6).
Gott ist Liebe. Aus Liebe demütigte Er Sich, Menschengestalt anzunehmen, zu leiden, uns vom Fluch der Sünde und des Todes zu erlösen und uns das ewige Leben zu schenken. Er möchte, dass wir auf diese Liebe mit Liebe antworten: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu bringen; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte!“ (Luk. 12, 49). Da unser Erlöser möchte, dass wir aus Liebe zu Ihm und zu unseren Nächsten wie Feuer brennen, sagt Er „Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch Mir nicht getan“ (Matth. 25, 45). Können wir also gleichgültig, schweigend, politisch korrekt bleiben, wenn ein Patriarch nicht nur die Ekklesiologie durch eine ketzerische Lehre über seine Macht verzerrt – eine Lehre, die in keinem Lehrbuch des Katechismus, der Dogmatik oder des kanonischen Rechts zu finden ist – und sich noch dazu mit den Feinden der Kirche verbündet, die danach streben, die Orthodoxie zu zerstören und die kleinen Brüder Christi in der Ukraine zu verfolgen?
Die weltlichen Behörden in Kiew tragen nicht nur zur Stärkung der ukrainischen Spaltung und zum Erhalt des „Tomos“ vom 6. Januar 2019 bei, sondern verfolgen auch die kanonische Kirche in der Ukraine mit einem Sondergesetz, das die UOK verbietet. Nun machen sie sich an die Reliquien der Heiligen des Höhlenklosters heran, die ein einzigartiges Heiligtum in der ganzen Ökumenischen Kirche sind.
Wenn also
das Schweigen der Bischöfe weltweit trotz all der unverschämten zerstörerischen Handlungen von Patr. Bartholomäus anhält, wird es sich in gewissem Maße als Beteiligung am Verrat erweisen, darunter das Schweigen angesichts der ökumenischen Gebeten mit Häretikern, der unkanonischen Eingriffe des PK in der Ukraine, Litauen und Estland und an den in seinem „Tomos“ dargelegten Häresien.
Leider gibt es Bischöfe, die, um Patr. Bartholomäus und den Mächtigen der Zeit zu gefallen, das kirchliche Problem von Schisma und Häresie unangemessen politisieren und dadurch die Einhaltung der Heiligen Kanones ihren politischen Überzeugungen hintanstellen.
Sie versuchen, religiöse Verbrechen mit politisch-weltlichen Argumenten zu rechtfertigen, indem sie entweder darüber schweigen oder den Patriarchen sogar verteidigen. Geblendet vom Wunsch, nicht-orthodoxen Politikern zu gefallen, beteiligen sie sich an der Verfolgung der Orthodoxen und der Verletzung Heiliger Kanones, sei es durch die stillschweigende Unterstützung der ukrainischen Schismatiker (sofern diese den „Tomos“ von 2019 nicht infrage stellen), sei es durch Konzelebration mit Schismatikern, als wären sie kanonische Geistliche, oder sogar durch ausdrücklicher Anerkennung derselben (wie es die Mehrheit der Bischöfe der griechischen, zypriotischen und alexandrinischen Kirche tut).
Dieses Verhalten, abgesehen davon, dass es Beteiligung am Schisma ist, zeigt, dass diese Bischöfe nicht die Gefahr der Erschaffung einer der von Rom ähnlichen neuen Ekklesiologie verstehen – eine Ekklesiologie, aus der sich die Häresie des Papismus entwickelte, die zur Abkehr von der Kirche geführt hat. Jene Abkehr der römischen Kirche von der universalen Orthodoxie ist die Frucht des lange in ihrem Inneren reifenden Samen häretischer Weisheit. Die endgültige Kirchenspaltung fand am 20. Juli 1054 statt unter dem Patriarchen von Konstantinopel Michael Kerularios statt. Wegen ihren häretischen Neuerungen wurde die römische Kirche wie ein dürrer Zweig, der nicht nur keine Früchte mehr tragen konnte, sondern den Tod des gesamten Organismus verursachen kann, von der Heiligen Kirche abgeschnitten. Doch so wie sich die Häretiker von der Kirche abwandten, wird es auch jetzt sein. In den letzten Jahren geschah eine innere Selbstbestimmung der Bischöfe und der Christen im Allgemeinen, ob sie dem orthodoxen Glauben bis zum Tode treu bleiben wollen oder ob sie bereit sind, um der Welt willen auf Kompromisse mit der Heiligen Tradition einzugehen.
Einigermaßen tröstlich ist jedoch, dass die Heilige Synode, obwohl sie noch nicht die Kraft aufgebracht hat, sich zu den Auswirkungen des ukrainischen Schismas und den aus dem „Tomos“ von 2019 zu entnehmenden papistischen Ansprüche des Patr. Bartholomäus auf die orthodoxe Ekklesiologie und die Heiligen Kanones zu äußern, die Gesetzlosigkeit nicht vollkommen totgeschwiegen hat:
In einem Brief des Vorsitzenden der Heiligen Synode der bulgarisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Neophytos, an den ukrainischen Präsidenten P. Poroschenko vom 15.12.2015 heißt es: „Zahlreiche Tatsachen hinsichtlich der Verletzung der Rechte gläubiger Christen der einzigen kanonischen orthodoxen Kirche in der Ukraine geben Anlass zu großer Besorgnis. In erster Linie geht es um die gewaltsame Beschlagnahme von Kirchen der ukrainisch-orthodoxen Kirche. Besonders beunruhigend sind in diesem Zusammenhang die Informationen über die Versuche, der kanonischen Kirche zwei heilige Stätten der gesamten Universellen Orthodoxie – das Kloster Mariä Himmelfahrt in Potschajew und das weltberühmte Kiewer Höhlenkloster – zugunsten der sogenannten „UOK - Kiewer Patriarchats“, das von keiner orthodoxen Ortskirche anerkannt wird, wegzunehmen.“
- In einem Brief desselben Patriarchen Neophytos an denselben Präsidenten P. Poroschenko am 12. Juni 2017 bezeichnet er die Schismatiker als solche und spricht auch vom damals bereits drei Jahre andauernden Bürgerkrieg: „Mit Sorge und Schmerz beobachten wir seit drei Jahren den eskalierenden Bruderkrieg in der Ukraine. Besonders beunruhigt uns, dass unter diesen schwierigen Bedingungen das schismatische „Kiewer Patriarchat“ – eine selbsternannte, nicht-kanonische Struktur, die in keiner Verbindung zur kanonischen Weltorthodoxie steht – gemeinsam mit Extremisten das heilige Eigentum des gesamten ukrainischen Volkes verletzt. Bereits 2015 wandte sich die Heilige Synode der bulgarisch-orthodoxe Kirche an Eure Exzellenz mit der Bitte, die Übertragung der heiligen Klöster Gottes an Schismatiker zu verhindern“.
- In der Erklärung von Metropolit Gabriel von Lowetsch, des Metropoliten Johannes von Warna und Weliko Preslaw und Metropolit Daniel von Widin vom 09.10.2018 heißt es eindeutig: „Das Patriarchat von Konstantinopel hat nicht das Recht, in fremdes kanonisches Territorium einzudringen und unter Missachtung der einzigen kanonischen Hierarchie in der Ukraine in Gemeinschaft mit Schismatikern in der Ukraine einzutreten“.
- Die papistischen Ansprüche des Patr. Bartholomäus wurden auch im viersprachigen Appell des Metropoliten Daniel von Widin (heute der ehrenwerte Patriarch von Bulgarien) „Über die Einheit der Kirche“ zurückgewiesen, sowie
- in der Sonderstellungnahme desselben Metropoliten Daniel von Widin zum Beschluss der Hl. Synode vom 12.06.2019, Protokoll Nr. 7. Manche Menschen verloren beinahe die Besinnung, als Gott gerade Metropolit Daniel zum Patriarchen erwählt hatte…
- Metropolit Gabriel von Lowetsch äußerte sich 2023 in seinem Brief an den Metropoliten Luka von Saporishshja und Melitopol ebenfalls klar zur Unterstützung der kanonischen UOK.
- Viele bulgarische Mönche und Geistliche erklärten in einem Brief vom 25.03.2023 öffentlich ihre Unterstützung für die verfolgte Bruderschaft des Kiewer Höhlenklosters.
Gott schenke den noch zögernden Metropoliten die Entschlossenheit, in den oben genannten Fragen eine würdige orthodoxe Position im Geiste der tausendjährigen Tradition der Kirche einzunehmen und Gott zu gefallen.
– Als letztes stellen wir Ihnen folgende Frage: Das wohl meistbeachtete kirchliche Thema der letzten Wochen ist die entschiedene Haltung von Patriarch Daniel und Bildungsminister Krasimir Waltschew zur Einführung des Religionsunterrichts als regelmäßiges Schulfach. Warum erleben wir einen kleinen, aber lautstarken Widerstand dazu und wird dieses Fach tatsächlich eingeführt?
– Die Antwort auf die Frage nach dem lautstarken Widerstand ist im Evangelium zu finden: „Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil er Gutes im Herzen hat; ein böser Mensch bringt aber Böses hervor, weil er Böses im Herzen hat; denn wovon das Herz voll ist, geht der Mund über“ (Lukas 6, 45).
Zwei Gruppen von Menschen sprechen sich gegen die Vermittlung des Wort Gottes an Kinder in der Schule aus. Die einen sind die Gegner Christi, die schlichtweg nicht wollen, dass sein Name geäußert wird, auch nicht im Lehrplan. Die andere Gruppe sind Gegner von Patriarch Daniel, die, obwohl offiziell Kirchenleute, sich gegen die Einführung des Fachs aussprechen, nur um sich gegen Seine Heiligkeit zu stellen. Und sie sind zu seinen Gegnern geworden, weil sie mit den häretischen Behauptungen des Patr. Bartholomäus, ein östlicher Papst zu sein (was Patriarch Daniel schon als Metropolit von Widin aufs härteste verurteilte) sympathisieren. Wir sehen, dass die Ideologie des Neopapismus zu einer scharfen Trennlinie wird, was auch der Fall sein soll, wenn eine neue Lehre in der Kirche auftaucht, denn „es muss Zwietracht unter euch geben, damit die Würdigen unter euch hervorstechen“ (1 Kor 11, 19).
Allerdings haben Sie Recht, dass der Widerstand gering, ja sogar unbedeutend ist: Es handelt sich um einige wenige Personen, die in den Medien die lobenswerte Bildungsidee des Bildungsministeriums und des Patriarchen bzw. der Heiligen Synode subtil verleumden. Laut soziologischen Umfragen befürworten jedoch etwa 69 % der Bevölkerung die Einführung des Fachs „Tugenden und Religion“, da sie die Notwendigkeit grundlegender Gotteserkenntnis und geistlicher und moralischer Erziehung bei den Jüngsten sehen, die ihnen die moderne Familie nicht im genügenden Ausmaß anbieten kann. In diesem Sinne wäre es geradezu ideal, wenn der Staat Kirche und Familie bei der Vermittlung grundlegender religiöser Kenntnisse unterstützen und Schüler anhand des guten Beispiels unserer Nationalhelden und Erwecker vertraut machen würde – diese haben sich schließlich mit dem Gesetz Gottes befasst.
Freilich wird Bulgarien nicht eine Stunde Religionsunterricht pro Woche auf Anhieb wiederbeleben, wenn wir – Lehrer und Schüler, Erwachsene und Kinder – kein christliches Leben führen. Geistliche Bildung, die in der Schule vermittelt wird, schließt die Notwendigkeit eines persönlichen Bezugs zu Gott nicht aus. Dies erfordert einen entschlossenen Kampf gegen die Leidenschaften und das Streben nach einem reinen Herzen, nicht nur formale Enthaltsamkeit von Sünde. Doch müssen Kinder irgendwo anfangen, und das für die Wiederaufnahme in den Lehrplan vorgeschlagene Fach kann ein wunderbarer Anfang sein.
Die bulgarisch-orthodoxe Kirche ist überzeugt, dass es keine höheren Tugenden gibt als die im Evangelium dargelegten und im Leben unserer Vorfahren über Jahrhunderte erprobten.
Ich möchte die Kritiker des Patriarchen daran erinnern, dass wir die Hierarchen allein für Sünden gegen unsere von Gott gegebene Heilige Orthodoxie kritisieren dürfen und sonst nichts. Sie mögen sich an die Broschüre des Archimandriten Seraphim Alexiev „Die selbsternannten Richter“ sowie an die Anweisung des Heiligen Wundertäters Seraphim von Sofia erinnern: „Wegen Häresien und schlechter Haltung gegenüber der Kirche dürft ihr verurteilen, aber wegen aller Arten moralischer Schwächen, selbst Unzucht, dürft ihr niemanden verurteilen, nicht einmal Ketzer.“
Können die philosophischen Gegner ein angemesseneres Beispiel und Mittel für die religiöse Bildung und moralische Erziehung von Kindern nennen als christliche Werte? Jene Werte die, abgesehen von ihrer Zeitlosigkeit, ihre enorme Rolle bei der Bewahrung unserer nationalen Identität bewiesen haben und von keinem anderen moralischen oder philosophischen System übertroffen werden?
Sie können es nicht, denn es gibt kein höheres System und keine höhere Lehre als das Evangelium.