Kölns Heilige im Licht der Orthodoxie: Rückbesinnung auf eine gemeinsame christliche Wurzel

Eine Studie beleuchtet die Bedeutung frühmittelalterlicher Heiliger für die religiöse Identität Kölns – und zeigt, warum die orthodoxe Kirche ihre Verehrung heute neu entfacht.
In ihrer Monografie „Die Stadt Köln und ihre Heiligen“ legt Lea Raith dar, wie eng der Aufstieg Kölns zur führenden Rheinmetropole mit der Verehrung frühchristlicher Heiliger verknüpft ist. Priester Georgij Safoklov veröffentlichte dazu auf der Webseite „Der Bote“ der Diözese Berlin und Deutschland der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland (ROKA) eine ausführliche Rezension.
Im Zentrum stehen Märtyrer wie Gereon, Ursula und ihre Gefährtinnen, aber auch Bischöfe wie Severin, Maternus, Evergisil und Kunibert, die das religiöse, politische und kulturelle Leben ihrer Zeit prägten. Die Autorin zeigt, wie diese Verkünder des Glaubens nicht nur spirituelle Autorität verkörperten, sondern auch gezielt zur politischen Positionierung Kölns im mittelalterlichen Europa beitrugen.
Die in Raiths Studie behandelten Heiligen stammen größtenteils aus der Zeit des ungeteilten Christentums und gehören somit auch zum geistlichen Schatz der orthodoxen Kirche.
Diese Perspektive greift Priester Georgij Safoklov in seinem Beitrag auf und erinnert daran, dass etwa der Heilige Johannes von Shanghai als Bischof der ROKA in Westeuropa bereits im 20. Jahrhundert liturgische Gedenkfeiern für westliche Heilige einführte.
Heute setzen sich sowohl die ROKA als auch die Russisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats für die Wiederentdeckung und kirchliche Verankerung dieser westlichen Heiligengestalten ein – nicht zuletzt durch gemeinsame Kommissionen und Projekte wie die Ikone „Synaxis der Heiligen der deutschen Lande“ der „Gesellschaft für deutschsprachige Orthodoxie in Mitteleuropa“ (DOM).
Die von Ikonenmaler Alexander Stoljarov geschriebene Ikone ist als Reise-Ikone konzipiert und kann bei kirchlichen Festen oder Veranstaltungen der DOM-Gesellschaft zur Verehrung gebracht werden. Über den Verlag Hagia Sophia können hochwertige Drucke bezogen werden.
Die Erinnerung an die westlichen Heiligen, betont Vater Georgij Safoklov, sei nicht nur ein Beitrag zur historischen Versöhnung, sondern ein geistlicher Kompass inmitten religiöser Orientierungslosigkeit. Wer das christliche Erbe Europas verstehen und erneuern will, könne an Kölns und den westlichen Heiligen nicht vorbeigehen.
Die UOJ veröffentlichte zuvor einen Beitrag über die alte Kirche und ihre Hierarchie.