Gericht verurteilt Bischof der Armenischen Kirche wegen Aufruf zum Staatsstreich

Nach dem Strafgesetzbuch Armeniens drohen dem Erzbischof der Eparchie Schirak bis zu fünf Jahre Freiheitsentzug
Am 24. September 2025 befand das Gericht in Eriwan den Oberhaupt der Diözese Schirak der Armenischen Kirche, Erzbischof Mikael Adschapachjan, für schuldig, öffentlich zum Sturz der Regierung aufgerufen zu haben. Dies berichtet der armenische Dienst von Radio Liberty.
Gemäß Artikel 422 Absatz 2 des Strafgesetzbuches Armeniens droht dem Geistlichen eine Geldstrafe oder bis zu fünf Jahre Freiheitsentzug. Weitere Anhörungen in diesem Fall sind für den 29. September angesetzt, dann wird das Strafmaß festgelegt. Der Erzbischof befindet sich bereits seit mehr als drei Monaten in Haft, das Gericht hat die zuvor gewählte Untersuchungshaft nicht geändert.
Die Anklage bezieht sich auf ein Interview vor einem Jahr, in dem Adschabachjan über die Notwendigkeit eines Staatsstreichs sprach. Obwohl die Generalstaatsanwaltschaft damals keinen Straftatbestand feststellte, erklärte die Ermittlungsbehörde später, dass der Geistliche ähnliche Äußerungen wiederholt getätigt habe.
Die Anwälte von Adschabachjan behaupteten, es wäre zu Verstöße während des Verfahrens gekommen und äußerten Zweifel daran, dass das Gerichtsurteil gerecht sein werde. Unter anderem verwiesen sie auf Verstöße bei der Durchsuchung und darauf, dass andere Angeklagte in ähnlichen Fällen unter Hausarrest stehen, während Adschabachjan hinter Gitter gebracht wurde. Laut dem Anwalt Ara Zohrabjan beabsichtigen die Behörden, den Geistlichen bis zu den Parlamentswahlen im Juni 2026 in Haft zu halten.
Der Bischof gesteht keine Schuld ein und hält den Fall für politisch motiviert. Vor Gericht erklärte er, dass er sich selbst hinter Gittern frei fühle und dankbar für die Möglichkeit sei, „mit Gott und sich selbst zu sprechen“.
Im Juni wurde Erzbischof Bagrat (Vazgen Galstanjan), Oberhaupt der Eparchie Tavusch und der Bewegung „Heiliger Kampf“, aufgrund ähnlicher Vorwürfe verhaftet. Auch er kritisiert Ministerpräsident Nikol Paschinjan und wird des Versuchs der Machtübernahme beschuldigt.
Zuvor hatte die UOJ berichtet, dass der Fall von Erzbischof Bagrat und 17 seiner Mitstreiter in Armenien vor Gericht gebracht wurde.