Anlässlich des Siegestages: Der Krieg ist ein großer Lehrer

Ostern, Frühling, Leben, Ewigkeit – wie viele wundervolle weibliche Substantive gibt es! Doch unter ihnen gibt es zwei Schwestern, die immer gemeinsam auftreten – Krieg und Tod.
Etwas mehr als achtzig Jahre sind vergangen, seit ein Granatsplitter das Bein meines 33-jähriger Großvater Ivan verletzt hat. Er wurde von einem Deutschen gerettet, der ihn vor seinen eigenen Kameraden versteckte. Mein Großvater litt weitere vierzig Jahre an einer Osteomyelitis am Knochen, wo der Granatsplitter eingeschlagen war. Höchstwahrscheinlich war jener Deutsche, der ihn gerettet hat, ein einfacher Arbeiter, der durch eine Vorladung in den Krieg getrieben wurde. Professor Nicholas Stargardt, der auf der Untersuchung zahlreicher Tagebücher ein bemerkenswertes Buch mit dem Titel „Mobilisierte Nation: Deutschland 1939–1945“ schrieb, zeigte, dass die meisten der mobilisierten Deutschen weder Nazis noch Anhänger des Regimes waren. Sie wurden einfach wie Vieh in den Krieg getrieben.
Ich würde gerne den Namen dieses mitfühlenden Deutschen erfahren. Hätte er meinen Großvater damals, 1942, erschossen, wäre mein Vater 1948 nicht auf die Welt gekommen, ich folglich ebensowenig.
Jedes Mal, als meine Großeltern bei Festen sagten: „Hauptsache, es gibt keinen Krieg“, empfand ich diese Worte als eine Art Formalität. Was für einen Krieg könnte es denn geben? Mit wem? Warum? Immerhin brauchen wir nur ein wenig mehr, nur ein Stückchen mehr, und schon würden wir Apfelbäume auf dem Mars pflanzen und intergalaktisch so oft fliegen, wie es bereits mit Flugzeugen der Fall ist. Zumindest schien es mir so, als ich noch acht Jahre alt war.
Doch inzwischen sind weitere vierundsechzig Jahre vergangen, und tatsächlich ist Krieg ausgebrochen. Hätte mir damals, 1976, jemand gesagt, dass das Haus, in dem ich mit meinem Großvater auf einer Pritsche gelegen bin, von einer Fliegerbombe in Schutt und Asche gelegt und der Friedhof, auf dem mein Großvater später begraben wurde, von Granaten zerfetzt werden würde, hätte ich es nie geglaubt. Doch das Leben beschert uns oft etwas ganz anderes, als wir erwarten.
Der Krieg hat mir alles, was mit meiner Jugend verbunden war, genommen: den Kindergarten und die Schule, die ich besuchte, mein Zuhause und alles, was mir einst das Herz erwärmte. Apfelbäume werden auf dem Mars nicht wachsen, solange der Mensch krank ist. Ich verstehe nichts von Politik, aber aus irgendeinem Grund bin ich mir sicher, dass man für das Geld, das die Menschen für den Krieg ausgeben, ein von Menschen geschaffenes Paradies erbauen könnte – nicht auf dem Mars, sondern auf der Erde, in dem man alle Hungrigen speist, alle Durstigen trinken lässt, allen Bedürftigen Obdach gewährt, die Kranken kostenlos behandelt, Alte und Waisen mit Fürsorge umgibt. Doch solange es Kräfte auf der Erde gibt, die vom Tod profitieren, werden sich die Menschen gegenseitig umbringen.
Am meisten bemitleide ich diejenigen, die bereit sind, ihren Wohlstand auf dem Blut und Leid unschuldiger Menschen aufzubauen. Wenn sie nur wüssten oder zumindest aus dem Augenwinkel sehen, was sie im nächsten Jahrhundert erwartet, würden sie den Tag ihrer Geburt verfluchen. Doch Machtbesessenheit und Gewinnsucht werden wie zuvor Kriege in unserer Welt verursachen. Krieg ist ein Trichter, der die Seelen, die sich dem Teufel verkauft haben, in den Abgrund ewiger Qualen saugt – in das Schrecklichste, was einem Menschen passieren kann.
Wie dem auch sei, weder der Krieg noch seine Diener haben Hoffnung auf Zukunft. Die neunzigjährige Großmutter Klaudia, die ich kürzlich auf der Straße getroffen habe, sieht dies aus einer guten Perspektive. Als ich an ihrem Haus vorbeiging, bemerkte ich jene gebrechliche alte Frau, die dabei war, mit einem Messer im steinigen Boden herumzustochern. Als ich näher herantritt, merkte ich, dass sie in der Nähe des Weihnachtsbaums einen bescheidenen Vorgarten mit Blumen und Pflanzen angelegt hatte. In unserer Stadt fallen ständig Raketen, Drohnen fliegen oft am Himmel und lassen die Bomben, mit denen sie beladen sind, auf die Köpfe der Menschen fallen. Und diese Großmutter kratzt mit einem Messer Steine aus dem Boden, um dort ein Gänseblümchen zu pflanzen. „Warum?“, fragte ich. „Für die Seele, denn es macht das Herz glücklich. Ich kann ohne sie nicht leben. Ich liebe Schönheit“, antwortete sie. Vielleicht war es das, was F.M. Dostojewski im Sinn hatte, als er schrieb, dass Schönheit die Welt retten wird.
Trotz allem stehen unsere Gemeindemitglieder sonntags mitten in der Nacht auf, um nach der Liturgie Essen zu kochen und die Armen zu ernähren. Sie tun dies nicht für eine Belohnung, sondern folgen dem Ruf ihres Herzens. Als unsere Kinder unter dem Summen von Drohnen und dem Heulen von Sirenen das Osterfest vorbereiteten, taten sie es, um sich selbst und ihren Zuschauern Freude zu bereiten. Liebe, Freude, Schönheit – das sind die Blumen, die über Tod und Krieg hindurch auf die Ewigkeit hin wachsen. Der Krieg wird vergehen, aber die Liebe bleibt.
Der Tod löst sich am Ewigen Ostertag auf. Angst und Schmerz sind von unendlicher Freude besiegt. Seelenverwandte umarmen sich wieder. Und nur die Mörder und ihre Wächter stehen abseits als düstere, graue Schatten und warten auf die Entscheidung des Jüngsten Gerichts.
Nun ergreift sie bereits derselbe Schmerz und dieselbe Qual, die sie anderen zugefügt haben, und lässt sie nicht mehr los. Könnten sie bloß sehen, was auf sie in Ewigkeit wartet, würden sie entsetzt ihre Mordwaffen niederlegen und sich bereit erklären, den Rest ihres irdischen Lebens unter den schrecklichsten Bedingungen zu leben, allein um dem Schicksal in der Hölle zu entgehen. Doch sieht es danach aus, als wäre ihnen dies nicht gegeben.
Hier auf Erden scheint der Henker über sein Opfer zu herrschen, die Starken demütigen die Schwachen, Macht und Geld walten über Gerechtigkeit und Wahrheit. In der geistigen Welt spiegelt sich alles anders wider – das Opfer wird geheiligt, und der Henker verrottet bereits in diesem Leben; die Schwachen gewinnen an Geduld, Dämonen machen sich über den „starken“ Tyrannen lustig.
Wer den Tod bringt, tötet nicht andere, sondern sich selbst. Alles, was in diesem kurzen irdischen Leben gesagt und getan wurde, wird man verantworten müssen – es kann nicht anders sein.
Der Krieg verschärft und entlarvt, was in Friedenszeiten mit einem Anschein von Anstand verhüllt war. Masken fallen, und Menschen zeigen sich, wie sie wirklich sind, und nicht, wie sie sich immer anderen zeigen wollten. Ich kenne Menschen, die alles verloren haben: Häuser, Dokumente, Ersparnisse, ihren gesamten Besitz. Ihr Leben hat sich verändert. Werte und Prioritäten haben sich grundlegend verändert. Jetzt sind diese Menschen glücklich, weil sie am Leben sind. Es beweist, dass wir Menschen in Friedenszeiten sehr wenig für unser irdisches Glück brauchen: allein ein Haus, Brot auf dem Tisch und geliebte Menschen, die nicht krank seien.
Früher, vor dem Krieg, verstanden viele nicht, dass sie ein glückliches Leben führten, dass es ihnen gut, sogar sehr gut ging.
Doch dann kam der Krieg und er hat uns viel gelehrt: Er hat uns gelehrt, zu schätzen, was wir haben, Gott für alles dankbar zu sein, und im Hier und Jetzt zu leben, da es vielleicht kein morgen gibt. Das sind wichtige Lektionen. Außerdem hat der Krieg auch das wahre Wesen der Dinge enthüllt. Er hat mir beigebracht, das Wesen des Lebens tiefer zu verstehen. Manche werden aus dieser Erfahrung erneuert hervorgehen, andere werden hingegen moralisch noch tiefer verfallen. Für den Geist, für die Seele ist ein Kriegsjahr wie für den Körper zehn; sie wächst viel schneller. Nichts wird jemals wieder so sein wie früher. Wir haben uns alle verändert. Auch unsere Generation wird wiederholen, was unsere Großeltern einst gesagt haben: „Hauptsache, kein Krieg.“ Auch ich würde mir wünschen, dass unsere Nachkommen davon nur aus Erzählungen und nicht aus eigener Erfahrung wüssten.
Aber in allem geschehe der Wille Gottes.