Altvater Johannes: „Strenge im Heiligen, Milde im Menschlichen“

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Altvater Johannes im Heiligen Orthodoxen Dreifaltigkeitskloster Buchhagen: „Je näher wir dem Allerheiligsten kommen, desto weniger Raum gibt es für Kompromisse.“ Foto: Screenshot YouTube Altvater Johannes im Heiligen Orthodoxen Dreifaltigkeitskloster Buchhagen: „Je näher wir dem Allerheiligsten kommen, desto weniger Raum gibt es für Kompromisse.“ Foto: Screenshot YouTube

Der Gründer des Dreifaltigkeitsklosters Buchhagen sprach über orthodoxe Regeln, geistliche Reife und die Grenzen von Kompromissen

In einem ausführlichen Interview mit dem digitalen Projekt der orthodoxen Theosis-App spricht Altvater Johannes aus dem Heiligen Orthodoxen Dreifaltigkeitskloster Buchhagen über den rechten Umgang mit kirchlichen Regeln, geistliche Reife und die Frage, wo in der Orthodoxie Raum für Ökonomie ist – und wo nicht. Zentrales Leitmotiv: Je näher der Mensch dem Heiligen kommt, desto weniger Kompromisse sind möglich. Das Interview wurde auf dem Theosis-YouTube-Kanal veröffentlicht.

Altvater Johannes betont, dass die Kanones der Kirche weiterhin uneingeschränkt gültig seien. Zugleich verweist er auf das seit der frühen Kirche bekannte Prinzip von Akribeia und Ökonomie: Die Kanones seien Maßstäbe des geistlichen Lebens, nicht dessen Ersatz. Ihre Anwendung müsse stets seelsorgerlich erfolgen und sich daran orientieren, ob der Mensch auf dem rechten Weg zu Gott sei. Eine mechanische, buchstabengetreue Anwendung aller Vorschriften würde dem Sinn der Kanones widersprechen.

Kritisch äußert sich der Gründer des deutschen orthodoxen Dreifaltigkeitsklosters Buchhagen im Weserbergland zu einer Schieflage, die er in Teilen der orthodoxen Praxis beobachtet: Während in nebensächlichen Fragen – etwa bei Fastenvorschriften – mit großer Strenge vorgegangen werde, würden in zentralen sakramentalen und ekklesiologischen Fragen unzulässige Kompromisse eingegangen.

Besonders deutlich wird Altvater Johannes beim Thema gemeinsamer Sakramentenfeiern: Eine Konzelebration mit Häretikern sei ausgeschlossen. In den heiligen Dingen, so seine klare Aussage, gebe es keinen Spielraum für Ökonomie.

Zugleich warnt er vor moralistischem Denken, das Heiligkeit als Ergebnis eigener Leistung versteht. Der geistliche Weg der Kirche lebe immer vom Zusammenspiel menschlicher Mühe und göttlicher Gnade. Wer Heiligkeit aus eigener moralischer Vollkommenheit ableiten wolle, entferne sich vom Denken der Kirchenväter.

Für Menschen, die sich der Orthodoxie neu annähern, empfiehlt Altvater Johannes vor allem den regelmäßigen Kirchenbesuch und das persönliche Gebet. Geistliches Leben beginne nicht mit theoretischem Wissen oder öffentlicher Apologetik, sondern mit gelebter kirchlicher Praxis. Öffentliche Verkündigung ohne feste Einbindung in das sakramentale Leben der Kirche beurteilt er entsprechend kritisch.



Die UOJ berichtete zuvor, dass beim orthodoxen ROKA-Winterseminar in München die Familie thematisch im Mittelpunkt stehen wird.


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