Erzbischof Mario Delpini: „Der Kollaps unserer Gesellschaft droht“
Festansprache in Mailand betont demografische Krise, soziale Isolation und Wohnungsnot
Der Mailänder Erzbischof Mario Delpini hat in seiner traditionellen „Rede an die Stadt“ zum Fest des heiligen Ambrosius vor einem umfassenden Zusammenbruch der italienischen Gesellschaft gewarnt. Das System sei „als Ganzes vom Kollaps bedroht“, sagte er am Freitagabend (5. Dezember 2025) in der Basilika Sant’Ambrogio. Es gehe nicht um einen reparierbaren Schaden, sondern um die Gefahr eines ruinösen Zusammenbruchs, der „nur noch Schutt zurücklässt“. Die römisch-katholische Diözese Mailand veröffentlichte die Rede auf ihrer Webseite.
Als Kernproblem bezeichnete Erzbischof Delpini die demografische Krise: fehlende Geburten, Überalterung und eine ältere Generation, die der Jugend keine Gründe mehr vermittle, Verantwortung zu übernehmen oder Familien zu gründen. Die Folge seien Hoffnungslosigkeit, Misstrauen und eine zunehmende Zahl junger Menschen, die sich zurückziehen oder aufgeben.
Der Erzbischof warnte zudem vor wachsendem Suchtverhalten. Viele Betroffene versuchten, ihre Angst „durch Unterhaltung zu betäuben“, was zu dramatischen Ausmaßen bei Drogen-, Spiel-, Alkohol- und Sexsucht führe. Eltern und Pädagogen seien angesichts ihrer Überforderung oft verängstigt.
Auch den Wohnungsmarkt in Mailand kritisierte Delpini scharf. Nur noch wenige könnten sich Wohnraum leisten – ein Symptom eines „kranken Kapitalismus“. Er rief die Bürger auf, aktiv für das Gemeinwohl einzutreten, um den drohenden Einsturz des „gemeinsamen Hauses“ abzuwenden.
Mailand ist mit fünf Millionen Katholiken das größte Erzbistum Europas. Delpini steht der Diözese seit 2017 vor und erreicht 2026 die Altersgrenze.
Die UOJ berichtete zuvor, dass Bischof Johannes in Sofia vor Ökumenismus ohne Buße gewarnt hatte.