Professor der Kiewer Akademie: Der Glaube an die eine Kirche ist Realität

14 April 20:36
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Serhij Bortnyk. Foto: Facebook von Bortnyk Serhij Bortnyk. Foto: Facebook von Bortnyk

Laut Bortnyk empfinden die Gläubigen der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche „eine Bedrohung ihrer orthodox-christlichen Identität, die sie über einen großen Teil ihres Lebens hinweg verteidigt haben“.

Am 9. April 2025 hielt Dr. theol. Serhij Bortnyk, Professor an der Kiewer Geistlichen Akademie und Priesterseminar, einen Vortrag im Rahmen des Webinars „Mythen und Vorurteile auf dem Weg zur Einheit der ukrainischen Orthodoxie“. Der Vortrag wurde auf der Website der Stiftung „Akademische Initiative“ veröffentlicht.

In seinem Beitrag beleuchtete Prof. Bortnyk sowohl theologische als auch praktische Aspekte der aktuellen kirchlichen Krise.

„Der derzeitige religiöse Konflikt in der Ukraine – sowohl auf staatlich-kirchlicher Ebene als auch zwischen verschiedenen Jurisdiktionen – kann in theologischen Kategorien der Zugehörigkeit zur wahren Kirche Christi beschrieben werden“, betonte der Theologe.

Laut Bortnyk wird die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UOK) derzeit oft als „schweigende Kirche“ bezeichnet, was viele als Schwäche ansehen. Doch dieses „Schweigen“ könne tiefgreifende theologische Wurzeln haben, die Bortnyk mit dem Schweigen Christi vor Pilatus vergleicht: „Die markanteste evangelische Darstellung dieses Schweigens ist die Reaktion Christi auf die Frage des Pilatus.“

„Wenn ein Mensch in der Kirche eine Erfahrung des Gebets, der Wahrheit und der Gnade gemacht hat, lässt er sich nicht so leicht davon überzeugen, dass die Kirche, in der er diese Erfahrung gemacht hat, feindlich gegenüber dem Staat sei und verboten werden sollte“, sagte Bortnyk.

Der Theologe hob hervor, wie wichtig es sei, die unterschiedlichen Beweggründe der Gläubigen in der UOK zu verstehen. Für viele sei die Zugehörigkeit zu ihrer kirchlichen Gemeinschaft von existenzieller Bedeutung. „Viele von ihnen empfinden eine Bedrohung ihrer orthodoxen christlichen Identität, die sie über einen großen Teil ihres Lebens hinweg verteidigt haben“, so Bortnyk.

Als Ausweg aus der aktuellen Situation schlug Bortnyk den Dialog vor – einen Dialog, „bei dem jede Seite ihre eigenen Überzeugungen und die der anderen Seite reflektieren könnte“.

Nach Ansicht des Professors müsse der Dialog in zwei Richtungen geführt werden: Erstens müsse diskutiert werden, was die Kirche eigentlich ist und wo ihre Grenzen verlaufen – wer als Mitglied der Kirche gelten kann und wer nicht. Zweitens sei eine ehrliche Einschätzung notwendig, was in unserem kirchlichen Leben von Gott kommt und was rein menschlich – auch politisch – motiviert ist.

 

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