Neumärtyrer des 20. Jahrhunderts: Hieromärtyrer Alexander Charkowskij
Er wurde erst recht spät, mit 49 Jahren, zum Priester geweiht, und sein bischöflicher Dienst fand in den schwierigen 1930er Jahren statt. Aber all das hätte nicht sein müssen ...
Frühe Jahre
Der spätere Hl. Bischof wurde 1851 in Lutsk in der Familie eines Diakons geboren. Sein bürgerlicher Name war Alexander Feofanowitsch Petrowskij. Die Informationen über sein Leben vor 1899 sind eher rar. Es ist bekannt, dass sein Vater früh starb, dass er 4 Klassen des Geistlichen Seminars in Wolhynien absolvierte, dass er ab 1892 in der Gemeindeschule des Dorfes Knjaginino Dubenskij Ujezd unterrichtete.
Aber 1892 war er bereits 41 Jahre alt. Was hat er nach dem Abschluss des Seminars gemacht? Wo hat er gearbeitet, wie hat er gelebt, war er verheiratet, ging er zur Kirche? Darüber können wir leider nur spekulieren.
Es ist bekannt, dass er seine Mutter sehr liebte, die ihn ohne Vater aufzog. Aber auch seine Mutter starb, woraufhin Alexander, wie es in den Quellen heißt, ein „ ausschweifendes Leben “ zu führen begann. Wann genau seine Mutter starb und wie lange der künftige Heilige in diesem „verstreuten Leben“ verbrachte, ist unbekannt.
Wenn wir uns aus solchen spärlichen Informationen ein Bild vom Leben eines Mannes machen, kann es ungefähr so aussehen. Da es weder Informationen über Alexanders Geschwister noch über seine Frau und seine Kinder gibt, lebte er höchstwahrscheinlich allein mit seiner Mutter. Und da sein Vater früh starb, übertrug seine Mutter ihre ganze mütterliche Liebe und Fürsorge auf ihn allein, worauf Alexander mit der gleichen starken Liebe und Zuneigung reagierte.
Normalerweise ist es das, was einem erwchsenen Mann daran hindert, eine eigene Familie zu gründen. Familienpsychologen sind mit solchen Fällen sehr vertraut. Die „italienische Mutter“ gehört zu dieser Sorte. Aber so weit wollen wir mit unseren Annahmen nicht gehen. Worauf wir uns konzentrieren können, ist die Tatsache, dass Alexander mit dem Tod seiner Mutter die engste, vielleicht die einzige ihm nahestehende Person verloren hat. Das war so schwer für ihn, dass er es nicht ertragen konnte und begann, ein „ausschweifendes Leben“ zu führen, was als Trunkenheit und andere Obszönitäten verstanden werden kann. Und das ist ein sehr wichtiger geistlicher Aspekt.
In solchen Prüfungen zeigt sich, was für einen Menschen am wichtigsten ist, ohne das er nicht leben kann. Wenn er es verliert, verliert er die ganze Stütze des Lebens, den ganzen Sinn des Lebens.
Im Leben des Altvaters Varsonofij von Optina, der etwa zur gleichen Zeit wie der Heilige Alexander von Charkow lebte, gibt es eine Geschichte darüber, wie er in seiner Jugend ein Mädchen kennenlernte, das ihren Verlobten sehr liebte, und als dieser starb, verwandelte sie sich geistig in einen lebenden Leichnam.
Als er schon ein Altvater war, sagte Varsonofij zu seinen geistlichen Kindern: „Wenn ich dieses Mädchen jetzt treffen würde, wüsste ich, was ich zu ihr sagen sollte. Ich würde zu ihr sagen: "Wurdest du geliebt? Ist von einer solchen Liebe nur eine Sehnsucht, eine Leere übrig geblieben? "Und du sagst, du willst keinen anderen lieben? Und ich rate dir, einen anderen zu lieben, weißt du wen? Den Herrn Jesus Christus. Du wolltest dein Herz einem Mann schenken - schenke es Christus, und er wird es mit Licht und Freude füllen, statt mit der Dunkelheit und der Sehnsucht, die dir bleibt, wenn du einen Menschen liebst"".
So war es auch in Alexanders Leben. Nach dem Tod seiner Mutter wurde er von Dunkelheit und Sehnsucht übermannt. Es gibt nur zwei Wege aus diesem Zustand: entweder aufwärts zu Gott oder in den Abgrund der Sünde. Alexander wollte den zweiten Weg einschlagen, doch die wundersame Erscheinung seiner toten Mutter lenkte ihn auf den ersten.
Als er einmal nach einem Saufgelage spät in der Nacht nach Hause kam und sich in seinem Zimmer niederlegte, sah er seine Mutter hereinkommen, die sagte: „Verlasse all das hier und tritt ins Kloster ein.“ Und Alexander fand die Kraft, dies zu tun.
Das Mönchtum
Am 1. September 1899 trat Alexander Petrovsky in das Dermaner Dreifaltigkeitskloster ein und begann auch, an der örtlichen Gemeindeschule zu unterrichten. Am 9. Juni 1900 erhielt er die Mönchstonsur unter Beibehaltung seines früheren Namens. Einen Monat später, am 15. August 1900, wurde er zum Mönchsdiakon und drei Monate später, am 29. Oktober 1900 zum Priestermönch geweiht.
Gleichzeitig begann er sofort, den höchsten Gehorsamsdienst im Kloster zu leisten, als Oikonomos und Küster, und ab dem 18. November 1900 auch die Aufgaben des Vorsethers.
Ein solch rascher „Aufstieg“ erklärt sich aus der Tatsache, dass es in jenen Jahren nur wenige gebildete Menschen gab, die in der Lage waren, in Klöstern verantwortungsvolle Aufgaben zu übernehmen. Die Brüder waren meist einfache Leute, und ihre Motivation für das klösterliche Leben war, gelinde gesagt, eine andere. In der Zukunft wurde Priestermönch Alexander oft in verschiedene kirchliche Ämter versetzt und mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut, die mit Geld und Macht zu tun hatten. Dies lässt Rückschlüsse auf seine Ehrlichkeit, seine Integrität und seine Fähigkeit, Menschen zu führen, zu.
1901 wurde Priestermönch Alexander als Schatzmeister in das Theophanie-Kloster von Kremenets versetzt. Hier begann er auch, Religionsunterricht in der Gemeindeschule zu erteilen, und wurde aktives Mitglied der Kremenetzer Thephanie-Bruderschaft, die sich für die Verteidigung der Orthodoxie gegen den Katholizismus und den Uniatismus einsetzte.
Zwei Jahre später, im Jahr 1903, wurde er als Schatzmeister in die ferne Diözese Turkestan entsandt. Bald wurde diese Tätigkeit durch die Mitarbeit im Diözesan-Schulausschuss und im Rechnungsprüfungsausschuss der Diözese sowie durch die Position des Ökonomen des Bischofshauses ergänzt. Nach einiger Zeit wurde er Mitglied des geistlichen Konsistoriums und Schatzmeister der Missionsgesellschaft. Das örtliche Klima wirkte sich jedoch negativ auf die Gesundheit von Vater Alexander aus, und im Februar 1906 wurde er in das Entschalfungskloster von Zhirovitschi versetzt, wo er auch Schatzmeister und Leiter einer zweiklassigen Gemeindeschule wurde.
Zwei Jahre später erfolgte die nächste, recht bemerkenswerte Versetzung. 1908 wurde Priestermönch Alexander als ausführender Vorsteher in das Moskauer Stavropegial-"Donskoj"-Kloster versetzt. Diese Versetzung ist bemerkenswert, weil zu dieser Zeit im Kloster ein ernsthafter Konflikt zwischen dem Vorsteher Archimandrit Jakob (Zablotskij) und den Brüdern des Klosters ausbrach. Die Kirchenleitung versuchte, den Konflikt zu schlichten, jedoch ohne Erfolg.
Daraufhin wurde beschlossen, Archimandrit Jakob in den Urlaub zu schicken und Priestermönch Alexander zu berufen, der seinen Platz als ausführender Vorsteher einnehmen sollte. Das heißt, die Moskauer Kirchenleitung konnte keinen geeigneten Kandidaten in der Nähe finden und rief den Schatzmeister aus einem weit entfernten belarussischen Kloster! Dies mag sowohl auf die Schwere des Konflikts im Donskoj-Kloster als auch auf die Autorität von Priestermönch Alexander in den höchsten Kirchenkreisen hinweisen.
Aus dieser Zeit stammen die ersten überlieferten Zeugnisse über Vater Alexanders Charakter und seine geistliche Gesinnung. Erstens gelang es ihm sehr schnell, einen Zugang zu den Brüdern zu finden und den Konflikt beizulegen. Zweitens begann er, die Mängel im Verhalten der Brüder während der Gottesdienste auszumerzen. So verlangte er, dass während der Gottesdienste keine fremden Gespräche und sogar Beichten der Gottesdienstbesucher stattfinden sollten.
Hier sind die Worte einer der Anordnungen von Vater Alexander: „Ich bitte die Väter, sich nicht im Altar zu versammeln und zu reden, sondern im Chor zu stehen und zu singen, wie es früher angeordent wurde“.
Von 1911 bis 1917 war Vr. Alexander, der bereits in den Rang eines Hegumen erhoben worden war, Abt des Lubensker Verklärungs-Klosters. Auch hier wurde er als betender und fürsorglicher Leiter des Klosters und als fürsorglicher Hirte für die Brüder und Gläubigen beschrieben. In dieser Position wurde er von der Oktoberrevolution 1917 überrascht.
Im Dezember 1917 wurde, nun bereits Archimandrit, Alexander zum Abt des Klosters des Pskower Höhlenklosters ernannt. Im Jahr 1918 zog er nach Poltawa und lebte eine Zeit lang bei dem dortigen Bischof Theophan (Bystrov). Im Jahr 1919 wurde er Vorsteher der Skytenkirche des Nonnenklosters Kozelshchansk am Fluss Psel in der Provinz Poltawa. Das Kloster selbst war bereits von den Bolschewiken geschlossen worden, und die Schwestern zogen in die Skyte. Eine Zeit lang gab es in der Einsiedelei eine Druckerei und eine Ikonenwerkstatt.
Zu den Gottesdiensten versammelten sich viele Menschen. Oft rief Vr. Alexander während der Gottesdienste Alle zum Singen auf. Alexander alle Betenden in der Kirche zum Singen auf. Die Skyte bestand recht lange, bis 1932. Nach ihrer Schließung ging Vr. Alexander nach Kiew, wo er zum Vorsteher des Nikolaus-Klosters ernannt wurde.
Bischofsamt und Martyrium
In jenen Jahren bedeuteten diese beiden Worte praktisch das Gleiche. Die Bischöfe wurden erschossen, ins Exil geschickt und schmachteten in Gefängnissen. Auf diesem Kreuzweg wurde Archimandrit Alexander am 30. Oktober 1932 zum Bischof von Uman, zum Vikar der Diözese Kiew, geweiht. Und am 25. August 1933 wurde er zum Bischof von Vinnitsa ernannt. Im Jahr 1937 wurde er in den Rang eines Erzbischofs erhoben und auf die Kathedra von Charkiw berufen.
Über diese Zeit seines Wirkens gibt es auch Erinnerungen von Zeitzeugen. Sie bemerkten die Geselligkeit und Freundlichkeit des Bischofs und auch den Wunsch, den Gläubigen die hohe Gebetserfahrung zu vermitteln, die er selbst besaß.
Er forderte die Betenden auch oft auf, gemeinsam zu singen, und lehrte sie, nicht kalt und förmlich zu beten, sondern mit einem lebendigen Gefühl, vor dem Herrn zu stehen. Hier sind die Worte des Bischofs, die einer der Zeugen zitiert hat: „So bittet man ja nicht einmal einen Menschen, etwas zu geben, bittet ihr denn so kalt? Singt Alle: 'Gewähre es, o Herr!'“.
Und die Menschen, inspiriert durch das Beispiel ihres Erzhirten, baten Gott aus tiefstem Herzen um Erbarmen.
Am 29. Oktober 1937 wurde Metropolit Konstantin (Djakov) von Kiew in Kiew verhaftet, und am 10. November 1937 starb er plötzlich während des Verhörs. Es gibt Hinweise darauf, dass er ermordet oder zu Tode gefoltert wurde. Unter diesen Umständen wurde Erzbischof Alexander vorübergehend zum Administrator der Kiewer Diözese ernannt. Diese Ernennung auf dem Höhepunkt von Stalins Repressionen bedeutete sehr bald zu erwartende Repressalien gegen ihn, und der Erzbischof verstand dies sehr gut. Er sagte seinen geistlichen Kindern damals: „Was auch immer als Nächstes passiert - haltet durch, seid stark“.
Und die weiteren Ereignisse entwickelten sich entsprechend dem Szenario, wobei einige Momente der heutigen Verfolgung der UOK sehr ähneln. Wie sich herausstellt, können die Verfolger nichts Neues erfinden.
Am 29. Juli 1938 wurde Vladyka Alexander durchsucht. Dabei wurden mehrere Fotokarten, Korrespondenz, ein Rundsiegel und mehrere Briefmarken gefunden. Die Durchsuchungen, die 2023 in der Lavra von Kiew und in anderen Klöstern der Ukraine durchgeführt wurden, erbrachten in etwa die gleichen Ergebnisse: dieselben nichtssagenden „Beweise“, die jedoch zu sehr schweren Anschuldigungen führten. Während heute Anhänger der UOK der anti-ukrainischen Propaganda und der Diskreditierung der OKU als Attribut der ukrainischen Staatlichkeit beschuldigt werden, wurde Erzbischof Alexander beschuldigt, „Mitglied einer antisowjetischen kirchlichen Organisation zu sein und antisowjetische Agitation unter der Bevölkerung zu betreiben, die darauf abzielt, die Aktivitäten der sowjetischen Behörden zu diskreditieren“.
Außerdem wurde er der Spionage zugunsten Polens beschuldigt, nur weil er aus der Stadt Lutsk stammte, die seit 1921 zu Polen gehörte.
Natürlich hatte er dort Verwandte, mit denen er Briefkontakt pflegte. Und das war eine ausreichende Grundlage für den Vorwurf der Spionage.
Genauso wie heute gefundene Gebetsbücher russischer Verlage als Begründung für den Vorwurf des Staatsverrats dienen. Die Geschichte wiederholt sich.
Auch eine andere Episode der Ermittlungen ähnelt sehr dem, was jetzt in der Ukraine geschieht. Um die Anschuldigungen plausibler zu machen, wurde ein gewisser K.A. Terletskij, ein „Diakon“ der Erneuerer, in die Ermittlungen einbezogen. Dieser Mann, der den Erzbischof nie gesehen hatte, log über Erzbischof Alexander, indem er sagte, dass dieser „bei der Durchführung religiöser Riten antisowjetische Agitation unter den Gläubigen betrieb und in seinen Predigten darauf hinwies, dass das bestehende System in der UdSSR angeblich eine vorübergehende Erscheinung sei und dass in sehr naher Zukunft faschistische Staaten die UdSSR angreifen und angeblich siegen und das monarchische System wiederherstellen würden. Petrowskij rief alle Religiösen und Gläubigen auf, sich um die Kirche zu scharen, um den faschistischen Staaten zu helfen“.
Wie sehr ähnelt dies den heutigen Aussagen der „Experten“ im Fall des orthodoxen Journalisten und Priesters Sergij Tschertilin! Auch sie behaupten, dass das Nachrichtenmaterial russische fake news seien, während Vr. Sergij von der „aggressiven NATO“ sprach.
Aber wie die Heilige Schrift sagt: „Wer eine Grube gräbt, wird hineinfallen, und wer einen Stein nach oben wälzt, zu dem wird er zurückkehren“ (Sprüche 26, 27). Zwei Jahre später wurde K.A. Terletskij selbst von der Repressionswalze erfasst, und bei einem seiner Verhöre gestand er, dass er über Erzbischof Alexander nur deshalb gelogen hatte, weil er die Dinge beim richtigen Namen nannte, nämlich die Anhänger der Erneuererkirche als Verräter am orthodoxen Glauben bezeichnete.
Erzbischof Alexander blieb von den brutalen Methoden der Verhöre nicht verschont: Er, ein fast 90-jähriger Mann, wurde durch ein „Fließband“ gejagt. So nennt man es, wenn man von mehreren Ermittlern stundenlang verhört wird, ohne schlafen zu dürfen. Es gibt Hinweise darauf, dass er während der Verhöre geschlagen wurde. Man verlangte von ihm ein Schuldeingeständnis sowie anklagende Aussagen gegen andere Geistliche und Gläubige, insbesondere gegen den in Kiew lebenden Erzbischof Dimitrij (Abashidze).
Erzbischof Alexander gab seine Schuld nicht zu und verleumdete auch keine anderen Menschen.
Am 15. März 1939 wurde eine „Anklageschrift“ erlassen, in der es hieß, dass Erzbischof Alexander zusammen mit anderen Angeklagten Mitglieder einer „antisowjetischen spionagemonarchistischen kirchlichen Organisation“ waren, die „Spionagearbeit zugunsten des polnischen Geheimdienstes sowie antisowjetische Propaganda unter der Bevölkerung mit dem Ziel betrieb, die Aktivitäten der Sowjetmacht zu stören und sie zum Kampf gegen die Sowjetmacht zu organisieren“. Am 17. Juni 1939 verurteilte das Militärtribunal des Bezirks Charkiw den Erzbischof zu einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren. Doch zwei Jahre später, 1940, waren die bolschewistischen Behörden der Ansicht, dass dies nicht ausreichte, und der Fall wurde zur weiteren Untersuchung weitergeleitet.
Wieder begannen stundenlange Verhöre und Versuche, falsche Zeugen zu finden. Da er die Folterungen nicht mehr ertragen konnte, starb der Hieromärtyrer Alexander am 24. Mai 1940 in einem Gefängniskrankenhaus. Einigen Berichten zufolge wurde er erwürgt.
Beerdigung und Verherrlichung
Das Begräbnis des Erzbischofs war nicht kein einfaches. Wie einer der Augenzeugen dieser Ereignisse, N.S. Krivoruchenko, später berichtete, wurde der Leichnam des Erzbischofs aus dem Gefängnis in die Leichenhalle von Charkiw gebracht, mit dem Auftrag, ihn zu begraben. Er trug keine Kleidung, sein Gesicht und sein Kopf waren geschoren und rasiert, und nur an seinem Bein war ein Schild mit dem Nachnamen „Petrovskij“ befestigt. Doch buchstäblich sofort folgte ein weiterer Befehl der Gefängnisleitung: Die Leiche sollte so schnell wie möglich ins Gefängnis zurückgebracht werden, da sie angeblich irrtümlich verschickt worden war.
Wahrscheinlich hätte das Leichenschauhauspersonal dies auch getan, wenn sich nicht einer von ihnen als ehemaliger Subdiakon herausgestellt hätte. Er und ein anderer Aufseher, der ein Archimandrit war, erkannten Vladyka Alexander. Unter Gefährdung ihrer Freiheit und möglicherweise ihres Lebens übertrugen sie die Kennzeichnung auf den Leichnam eines anderen Mannes, und der Leichnam des Heiligen wurde nachts heimlich herausgetragen und auf dem Friedhof des Dorfes Zaljutin in bischöflichen Gewändern beigesetzt.
Der Aufseher-Archimandrit vollzog den Ritus der Beisetzung. Die Nachricht von der geheimen Beerdigung des geliebten Erzhirten und dem Ort der Beisetzung wurde von den Gläubigen mündlich weitergegeben. Das Grab wurde schnell zu einem Pilgerort.
Im Jahr 1993 wurde der heilige Märtyrer Alexander, Erzbischof von Charkiw, als lokaler Heiliger verherrlicht, und im Jahr 2000 fand die allgemine kirchliche Verherrlichung der Neumärtyrer und Bekenner statt, unter denen auch er verehrt wird.
Nachwort
Im Zuge des Chruschtschow-Tauwetters und der Entzauberung des Stalinschen Personenkults wurde der Fall des Erzbischofs Alexander erneut untersucht. Im Laufe der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Ermittler in diesem Fall D.M. Epelbaum war, stellvertretender Leiter der 4. Abteilung der UGB-Abteilung des NKWD im Gebiet Charkow, der viele Strafsachen verfälschte und seine Opfer während der Verhöre verprügelte.
Es stellte sich auch heraus, dass der „Diakon“ der Erneuerer, Terletskij, ein Geheimagent des NKWD war und als Lockvogel benutzt wurde, um Leute anzuklagen, die er nie im Leben gesehen hatte. Beide wurden 1939 verhaftet - zu einem Zeitpunkt, als NKWD-Offiziere, die Repressionen durchführten und unschuldige Menschen erschießen ließen, nur wenige Monate später selbst repressiert wurden.
Denken die heutigen Verfolger der Kirche, die Menschen aufgrund völlig lächerlicher Anschuldigungen verhaften, wirklich nicht daran, dass sie auch einmal an der Reihe sein könnten?!
Wissen diejenigen, die Anhänger der UOK hinter Gitter bringen, nur weil sie der wahren Kirche angehören, etwa nicht, dass sie sich für ihre Gesetzlosigkeit verantworten werden müssen?! Fürchten sie etwa weder das Urteil der Menschen noch das Gottesurteil? „Es ist eine furchtbare Sache, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!“ „(Heb 10,31)“, schrieb der Apostel Paulus. Sind diese Worte etwa umsonst gesagt worden?
Doch damit wollen wir die Erzählung über den heiligen Märtyrer Alexander nicht abschließen. Kehren wir zu jenem Augenblick seines Lebens zurück, als er sich in der Dunkelheit der Trunkenheit und Ausschweifung suhlte und keine Kraft hatte, den Tod seiner Mutter zu überleben. Viele Menschen verzweifeln zu jeder Zeit, wenn sie in ihrem Leben mit Kummer konfrontiert werden. Sie beginnen zu trinken und versinken in den Abgrund der Sünde. Viele von ihnen erholen sich nie wieder und gehen zugrunde.
Auch der heilige Alexander hätte zugrunde gehen können, wenn er nicht die Kraft gefunden hätte, aufzustehen und zu Gott zu kommen. Und Gott weist nie diejenigen zurück, die zu ihm kommen. Weder Säufer, noch Unzüchtige, noch Räuber und so weiter. Deshalb, egal wie schwer es manchmal sein mag, egal welche tragischen Ereignisse im Leben eintreten, wir dürfen nicht verzweifeln, wir dürfen nicht an Gottes Barmherzigkeit zweifeln, wir müssen aufstehen und zum himmlischen Vater kommen. Dann wird man Mut und Kraft finden, um auf eine Weise durchs Leben zu gehen, die dem Herrn gefällt. Ein lebhaftes Beispiel dafür ist Erzbischof Alexander von Charkiw.
O heiliger Märtyrer Alexander, bete zu Gott für uns.