Mit dem 24. April ist es ein Jahr her seit der Verhaftung des Metropoliten Arsenij

26 April 15:59
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Metropolit Arsenij von Swjatogorsk. Foto: Swjatogorsker Lawra Metropolit Arsenij von Swjatogorsk. Foto: Swjatogorsker Lawra

In der Swjatogorsk-Lawra wurde ein umfangreicher Bericht über das vergangene Jahr des sich in Untersuchungshaft befindenden Abtes des Klosters veröffentlicht.

Am 24. April 2025 jährt sich der Tag der Festnahme des Metropoliten Arsenij von Swjatogorsk. Der Hierarch der Ukrainischen Orthodoxen Kirche wurde vor genau einem Jahr vom Sicherheitsdienst der Ukraine festgenommen und befindet sich bis heute in Untersuchungshaft. Der Pressedienst des Swjatogorsk-Klosters beschrieb die wichtigsten Ereignisse im Zusammenhang mit der Festnahme und dem Aufenthalt des Erzbischofs der UOK in Haft. 

Im Kloster wurde daran erinnert, dass am 24. April 2024 Mitarbeiter der SBU eine Durchsuchung des Klosters durchgeführt haben und ihn, nachdem sie dem Bischof den Verdacht überreicht haben, festgenommen haben. Des weiteren wurde er nach einem Verhör in Slawjansk zu einem weiteren Verhör und zu einer Gerichtsverhandlung vor dem Oktober-Bezirksgericht nach Dnipro gebracht, was von 17:50 Uhr am 24. April bis 01:45 Uhr am 25. April dauerte. Während der Sitzung beschloss das Gericht, dass Metropolit Arsenij 60 Tage lang ohne Recht auf Kaution in Untersuchungshaft in Dnipro bleiben solle. Gegen drei Uhr morgens wurde der Bischof direkt aus dem Gerichtssaal in die Untersuchungshaft gebracht. Der verhängte Haftstrafe wurde vom Stadt- und Bezirksgericht Slawjansk (Donetsk-Oblast), das für den Fall des Metropoliten Arsenij zuständig ist, verlängert.

Metropolit Arsenij wird die Verbreitung von Informationen über die Bewegung, den Standort sowie der Lage der Streitkräfte der Ukraine vorgeworfen, mit der Möglichkeit ihrer Identifizierung vor Ort, wofür gemäß § 2 Artikel 114-2 des Strafgesetzbuches der Ukraine eine Strafe von bis zu 8 Jahren Freiheitsentzug vorgesehen ist. Anlass für die Einleitung des Strafverfahrens war ein im September 2023 auf dem YouTube-Kanal des Klosters veröffentlichtes Video, in dem er die Gläubigen bat, für die Pilger zu beten, denen der Eintritt von der Polizei nicht zum Fest der Synaxe der Heiligen Väter von Swjatogorsk in das Kloster verweigert wurde. Der Verdacht wird damit begründet, dass Metropolit Arsenij in jener Ansprache Gläubige über die Standorte von Kontrollpunkten ukrainischer Streitkräfte in der Nähe der Lawra informiert und somit militärische Informationen verbreitet haben soll.

Der Metropolit bleibt derzeit in Untersuchungshaft in Dnipro. Er weist alle Anklagen zurück. Vorbereitende Sitzungen zum Falle des Bischofs werden fortgesetzt. Diese erfolgen im Format einer Videokonferenz ohne Internet-Übertragung. Gemäß dem Beschluss des Gerichts werden die Sitzungen nach Prüfung des Falls vollständig hinter geschlossenen Türen abgehalten, d.h. die ,vorläufigen‘ Entscheidungen des Gerichts im Falle Metropolit Arsenij werden niemandem außer den am Verfahren Beteiligten bekanntgegeben.

Nach der Festnahme von Metropolit Arsenij veröffentlichte die Bruderschaft des Klosters eine Bekundung auf der Webseite des Klosters, in der erklärt, dass sie die Festnahme und Haft ihres Abtes als ,unmenschliche Behandlung eines angesehenen Menschen, der zudem sich in einem schlechten gesundheitlichen Zustand befindet‘ betrachtet.

Metropolit Antonij von Borispol und Brovary, Verwalter der UOK, trat kurz nach Festnahme des Metropoliten Arsenij öffentlich zu seiner Unterstützung auf. Im Juli richtete einer der Abgeordneten der Werchowna Rada der Ukraine einen parlamentarischen Appell an den Menschenrechtskommissar der Werchowna Rada, Dmytro Lubinets, mit der Bitte, die Frage der Inhaftierung von Bischof Arsenij auf ihre Rechtmäßigkeit zu prüfen. An die Emailadresse des Swjatogorsk-Klosters begannen Briefe mit Worte der Unterstützung und Gebete von Hierarchen verschiedener Ortskirchen zu kommen, insbesondere von Metropolit Joannikij von Montenegro und Primorje (Serbisch-Orthodoxe Kirche), Metropolit Timofej von Ostrava (Patriarchat von Jerusalem), sowie von einfachen Gläubigen aus Australien, Deutschland, Griechenland, Serbien, den USA, usw. Einige dieser Briefe wurden auf der Webseite der Lawra veröffentlicht und als Beweismittel von Anwälten dem Gericht vorgelegt.

Im Herbst 2024 drückte Patriarch Theophilos III von Jerusalem in einem Gespräch mit Pilgern aus der Rowno-Eparchie der UOK seine Unterstützung im Gebet für die Hierarchen der UOK, insbesondere für Metropolit Arsenij, aus.

Im Oktober 2024 erschien in der britischen Zeitung ,Indepentent‘ einen Artikel über den Fall des Metropoliten von Swjatogorsk.

Bevor die Sitzungen im September 2024 in den Online-Modus übergegangen sind, nahmen daran Vertreter des Klerus, der Bruderschaft des Klosters, Schwestern der Klosterzellen und Laien der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche als Zuhörer teil. Auch jetzt kommen weiterhin Gläubige, Metropolit Arsenij bei den Sitzungen im Gerichtssaal des Berufungsgerichts von Dnjepr in Krivoj Rog zu unterstützen. 

Aufgrund der fortwährenden Haft hat der Bischof viele große kirchliche und klösterliche Feiern versäumt. Ohne ihn wurde das 30-jährige Jubiläum seiner Abtswürde im Kloster gefeiert. Anstelle eines Lebens im eigenen Kloster und der Teilnahme an Gottesdiensten muss er seine Stunden beinahe immer zwischen  denselben vier Wänden verbringen, seine Wäsche in einem Eimer waschend, das Essen selbst zubereitend und Kälte während Heizungsausfällen ertragend.

Seinen Geburtstag am 21. Juni verbrachte Metropolit Arsenij im Gerichtssaal. An jenem Tag dauerte die Gerichtsverhandlung den ganzen Tag — von 8:00 bis 20:00 Uhr. Am 19. Jahrestag seiner Bischofsweihe am 5. Dezember 2024 wurde ihm erneut die Haft verlängert.

Der Bischof wurde sowohl zu den Gerichtsverhandlungen in Slawjansk als auch zurück in die Untersuchungshaft in Dnipro in Handschellen in einer 50 cm x 70 cm x 150 cm kleinen ,Arrestzelle’, in der es unmöglich ist, seine Position zu verändern, in einem Gefangenentransport gebracht, der für kurze Transporte vorgesehen ist. Er durfte während der gesamten 15-Stunden langen Fahrt (600 Kilometer) weder essen noch trinken. 

Insgesamt musste er 10 solcher Fahrten von Juli bis fast Ende September, auch heißen Tagen, in der die Temperatur im Schatten 37 bis 40 Grad erreichte, ertragen. Sie waren für ihn physisch schädlich aufgrund seiner chronischen Krankheiten. Eine solche Fahrt am 27. August ließ ihn zwei Tage lang im Bett liegen. Manchmal wurden Gerichtverfahren an zwei- bis drei aufeinanderfolgenden Tagen abgehalten, sodass er nur wenige Stunden zur Erholung hatte. 

Im September wurden die Fahrten von Dnipro nach Slawjansk und zurück lebensgefährlich, da die Gebiete entlang der Strecke zu Kriegsgebiet wurden.

Ende September gelang es den Anwälten nach einer Reihe Berufungen zu diesem Thema, Genehmigung vom Gericht zu bekommen, die dem Metropolit erlaubt, an den Verfahren im Videokonferenzmodus teilzunehmen.

Derzeit sind 11 Abgeordnete der Ukraine aus verschiedenen Fraktionen bereit, für Metropolit Arsenij zu bürgen. Sie liefert dem Gericht seit langem entsprechende Stellungnahmen. 

Seit seiner Verhaftung betet die Lawra stetig für Metropolit Arsenij. Mönche lesen den Akathist der Gottesmutter vor der wundertätigen Ikone von Swjatogorsk Tag und Nacht. Nonnen in den anderen Sketen der Lawra beten beständig die Akathiste zum Hl. Nikolaus und zum Erzengel Michael, und der Psalter wird in der Skete des Hl. Johannes in Adamivka gelesen. Zu jedem Gerichtstermin wird ein gemeinschaftlicher Moleben in der Entschlafungskathedrale gefeiert. 

In zahlreichen Pfarren der UOK in der ganzen Ukraine und im Ausland wird für Metropolit Arsenij regelmäßig gebetet, was in Briefen an die Lawra bestätigt wird.

„Wir danken euch, liebe Brüder und Schwester, für eure Unterstützung sowohl im Gebet als auch finanziell und wir bitten euch den Metropoliten Arsenij und die Bruderschaft der Lawra im Gebet nicht im Stich zu lassen“, steht in einer Kundgabe des Klosters.

Anschließend veröffentlichte der Pressedienst Ausschnitte aus den Gerichtserklärungen des Metropoliten:

„Ich habe mein Leben der Aufgabe gewidmet, sicherzustellen, dass unsere Kirche eine vereinigende Kraft für unser Volk ist. Die Swjatogorsk Lawra ist ein Symbol der Einheit der Ukraine: Wir erhalten Hilfe aus Winnyzja, Czernowitz, Riwne und Wolhynien. Viele unserer Mönche kommen aus der Westukraine, weil wir die Menschen nie gespalten haben. Die Lawra vereint das ukrainische Volk.“

„Ich weiß nicht, was für ein Mensch diesen Fall erfunden hat. Möge Gott ihm vergeben. Ich sage nicht, Gott sei sein Richter — ich sage, möge Gott ihm vergeben. Mein geistlicher Vater lehrte mich: ,Lebe nach deinem Gewissen‘. Das Evangelium gebietet: ,Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet… Vergebt, dann wird euch vergeben werden‘ (vgl. Matthäus 7:2, Lukas 6:37). So habe ich mein ganzes Leben lang gelebt, um meine Seele auf das Jüngste Gericht vorzubereiten. Und so lebe ich auch jetzt. Was ich hier vor Gericht sage, werde ich vor dem Richterstuhl Christi sagen.“

„Alle gegen mich erhobene Vorwürfe sind grundlos und verblüffend“, sagte er.

Die rechtlichen Bemühungen der Lawra können durch Spenden über die Webseite des Klosters unterstützt werden.

Wie die UOJ bereits berichtet hat, bezeichnete Rechtsanwalt Robert Amsterdam die Anschuldigungen gegen Metropolit Arsenij als konstruierte Lügen. Ein Gericht entschied inzwischen, dass die mit dem Fall betrauten Staatsanwälte rechtswidrig gehandelt hätten.

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