Gibt es wirklich die Zollübergänge?
Sonntagspredigt.
Die Zollübergänge der seligen Theodora von Konstantinopel, deren Gedenken die Kirche an diesem Sonntag, dem 12. Januar, begeht, sind von liberalen Theologen wiederholt kritisiert worden. Sie haben behauptet, dass sie vom Heiligen Demetrius von Rostow aus den mittelalterlichen Apokryphen entnommen wurden und dass das Gericht dort von Geistern und nicht von Gott bestimmt wird usw. Was kann man dazu sagen?
Lange bevor die "Chetji Minei" verfasst wurden, schrieben der heilige Kyrill von Alexandrien, Gregor Dialogos, Basilius der Große, Gregor von Nyssa und andere ausführlich über die Qualen der Seele nach dem Tod. Und der heilige Theophan der Klausner hat allen früheren und späteren Kritikern dieser Lehre weise geantwortet: „Wie wild den klugen Menschen die Idee der Zollübergänge auch erscheinen mag, sie werden es nicht umgehen, sie zu durchschreiten“. Und die Heilige Schrift selbst lehrt uns, dass die Geister des Bösen unter den himmlischen Gefilden wohnen, die die Seele auf ihrem Weg in den Himmel nicht umgehen kann.
Den theologisierenden Klerikern gefällt der Naturalismus der Prüfungen nicht, der juristische Geist des Prinzips des Durchgangs, aber niemand besteht darauf, dass all die Bilder der geistigen Welt, die uns in der kirchlichen Tradition gegeben werden, eine exakte Kopie dessen sind, was dort tatsächlich geschieht.
Als der Heiland vom Reich Gottes sprach, griff er auf Gleichnisse und Allegorien zurück, und die Heiligen, die das Privileg hatten, die geistige Welt zu sehen, schwiegen und schlossen ihren Mund: „Ich habe unaussprechliche Worte gehört“ (Ap. Paulus); oder sie ließen bestenfalls Vergleiche zu: „Wenn wir in einer Grube lebten, die mit Würmern gefüllt wäre, die unser ganzes Leben lang an unserem Körper nagen würden, würden wir auch dem gerne zustimmen, nur um nicht von dem beraubt zu werden, was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben“ (Hl. Seraphim von Sarow).
Die Bilder, mit denen die Prüfungen der Seele nach dem Tod des Leibes dargestellt werden, mögen unterschiedlich sein, aber ihr Wesen ändert sich nicht.
Die Seele wird an einen Ort geschickt, der ihrer Stellung in der geistigen Welt entspricht. Und gerade die Methode der Identifizierung, die Bestimmung dieses Status, kann mit einer beliebigen Anzahl von verschiedenen Bildern und Ähnlichkeiten beschrieben werden. Sie sind alle gleich weit von dem entfernt, was dort tatsächlich geschieht. Die menschliche Sprache hat keine Definitionen oder lexikalischen Begriffe, mit denen wir die Welt der Geister beschreiben können, weil unsere Sprache ausschließlich auf die irdische Lebenserfahrung reduziert ist.
Eine mir bekannte S'chema-Nonne, die aufgrund einer sehr schweren Krankheit lange Zeit in einem Schwebezustand zwischen Himmel und Erde gelebt und bereits einen tödlichen Ausgang erlebt hat, sagte mir, dass die Zollübergänge wie eine riesige Magnetscheibe sind. Wenn die Seele die Eigenschaften der Hölle hat, wird sie von dieser tödlichen Platte angezogen und von ihr verschluckt, so dass sie in den Raum der höllischen Welt eintritt. Wahrscheinlich sind die Moleküle dieses Magneten die Dämonen, die in der Stunde des Todes zur Seele kommen.
Wenn wir dieses Bild als Grundlage nehmen, können wir sagen, dass alle Menschen, die auf der Erde leben, seiner Anziehungskraft ausgesetzt sind. Jemand wirft sich mit begeistertem Entzücken in ihre Umarmung, jemand versucht zu widerstehen, und es gibt diejenigen, die widerstehen können. Aber im Verhältnis zu ihnen wird die Energie der höllischen Anziehungskraft umso mehr zunehmen, je mehr Menschen Widerstand gegen die Versuchung leisten. Und weiter wird sie geschwächt, wenn sie aus diesem Kampf siegreich hervorgehen. Dies erklärt den brutalen Kampf der Heiligen mit der dämonischen Welt und die großen Sorgen und Nöte, die sie in diesem Leben durchmachen müssen.
Als einer der letzten Altväter von Glina, S'chi-Archimandrit Vitalij (Sidorenko), vor seinem Tod an einer schrecklichen Krankheit litt, sagte seine Kammerdienerin, dass sogar der Boden in ihrem Haus bebte.
Es schien, als ob alle Mächte der Hölle versuchten, den Altvater zur Rebellion und Verzweiflung zu bringen. Aber er blieb friedlich und leicht. Die Abwesenheit von Versuchungen im geistlichen Leben ist ein schreckliches Zeichen. Es zeigt, dass die Dämonen aus Verachtung nicht an uns interessiert sind, denn wir sind bereits in ihrer Hand.
Das irdische Leben eines Christen ist ein Bad der Katharsis der Gnade. Läuterung, Heiligung, Verwandlung und Aufstieg in die Welt der ewigen Freude nach dem Tod sind der Sinn und Zweck dieses Lebens. Sowohl die Hölle als auch das Reich Gottes beginnen hier auf Erden, und es hat keinen Sinn, auf den Tod des Körpers zu warten, um zu sehen, wo man nach dem Tod des Körpers sein wird. Es ist notwendig, sich zu befreien und durch die Zollübergänge zu gehen, während wir im Körper sind, und nicht andersherum. Der Heiland sagt uns darüber: „Wer an mich glaubt, hat das ewige Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Johannes 5,24). Und der Apostel Paulus legt fest, für wen genau das Gesetz des Gerichts nicht mehr gilt. Es sind „die, die das Fleisch mit den Leidenschaften und Begierden gekreuzigt haben“, und davor weist er auf die spezifischen Früchte des Geistes hin, die sich bei diesen Menschen zeigen (Galater 5,22-25). Um ein tieferes Verständnis dieser qualitativen Eigenschaften zu gewinnen, ist es besser, sich direkt auf die Originalsprache zu beziehen. Der Apostel Paulus schreibt: „Die Frucht des Geistes ist“:
- LIEBE, d.h. aufopfernde Liebe, die sich von allen anderen Arten und Formen der Liebe unterscheidet.
- FREUDE (gr. chara). Diese Freude gründet sich auf das Einssein mit Gott.
- FRIEDEN. Die innere Ruhe des Gewissens als Folge einer rechten Einstellung zu Gott, den Menschen und den Lebensumständen.
- LANGMUT. Wörtlich: tausendfache Geduld. Dies ist das göttliche Attribut, mit dem das Neue Testament die Haltung Gottes gegenüber den Menschen bezeichnet.
- GÜTE. Im Unterschied zur bloßen Freundlichkeit oder Gerechtigkeit bezeichnet es den höchsten Grad der Großmut.
BARMHERZIGKEIT . Wörtlich „ein öliges Herz“ - ein Herz, das reichlich mit Gnade geölt ist. (Das griechische Wort "eleos" bedeutet sowohl Barmherzigkeit/Gnade als auch Öl - Anm. des Übersetzers)
- SANFTMUT. Unterwerfung unter den Willen Gottes, wohlwollende Rücksichtnahme auf Menschen und bedingungslose Vergebung von Übeltätern.
- ENTHALTSAMKEIT. Ein Zustand innerer Selbstbeherrschung. Kontrolle und solide Gewalt über Begierden, Gefühle und Gedanken.
Der Apostel Paulus nennt uns alle diese Eigenschaften in der Einzahl, als verschiedene Zeichen der einen Frucht, die in der Seele durch den Geist Gottes wächst. Anders als die Vielzahl der Werke des Fleisches (Galater 5,19-21), die keinen Zugang zum Himmelreich gewähren. D.h. für die Erlösung muss der Christ die zersplitterte Vielfalt unserer sündigen Natur zu einer einzigen Frucht zusammenfassen, die aus Gnade wächst.
Praktisch können wir die Lehren des Apostels Paulus hier und jetzt anwenden, indem wir die Versuchungen der heutigen Zeit analysieren, die Gott den gläubigen Mitgliedern unserer Kirche hat durchmachen lassen.
Ich bin nicht überrascht über das Verhalten der Menschen, die zu Werkzeugen des Teufels geworden sind und Versuchungen und Verlockungen hervorbringen. Im Gegenteil, es würde mich wundern, wenn sie sich anders verhalten würden. Überraschend ist die gegenteilige Reaktion derjenigen, die sich als Mitglieder der Kirche Christi betrachten.
Wenn sich der Zorn, der Hass und die Beleidigungen unserer Gegner in uns widerspiegeln, dann stellt sich die logische Frage: Was unterscheidet uns von ihnen? Unterscheidet uns etwa von ihnen, dass wir zur wahren Kirche Christi gehören? Aber der Punkt ist, dass das Zeichen dieser Zugehörigkeit die oben erwähnten Früchte als Folge der verwandelnden Gnade der Kirche sein sollten. Und wenn das nicht der Fall ist, was ist dann der Unterschied zwischen den Feinden der Kirche und ihren Freunden?
Glaubt jemand ernsthaft, dass die formale Zugehörigkeit zur Kirche bereits eine unantastbare Heilsgarantie ist?
Das Heil ist in erster Linie eine tiefe innere Verwandlung der Seele im Licht der göttlichen Gnade, nicht die formale Mitgliedschaft in der Kirche.
Es gibt Türen zur Hölle nicht nur auf der linken Seite, sondern auch auf der rechten Seite. Die Türen sind unterschiedlich, aber der Ort, zu dem sie führen, ist derselbe.
Schauen Sie sich die Worte des athonitischen Ältesten Hieros'chi-Mönch Gregorij (Bezkrownyj) an, die ich aus meiner persönlichen Korrespondenz mit ihm zitiere: „Vater Kirill (Pavlov) gab uns die wichtigste Regel im spirituellen Leben, als Basis der Grundlagen - den Frieden des Geistes oder den Frieden des Herzens in allen Umständen zu bewahren. Dies ist die eigentliche Essenz des geistlichen Wachstums, die uns zur Entdeckung des Friedens Gottes in der Seele führt, der sich in uns offenbart und der der Welt nicht bekannt ist, weil er nicht von dieser Welt ist: „Und der Friede Gottes, der über alles Verständnis ist, wird eure Herzen in Christus Jesus bewahren“ (Phil. 4,7). Dieser Friede des Herzens gegenüber allen und in allen ist der eigentliche Anfang der Liebe Christi. Diejenigen, die den Frieden des Herzens bewahren, werden zu Friedensstiftern: „Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen“ (Mt 5,9), weil sie „viel geliebt haben“ (Lk 7,47) und zur Liebe und Gnade erwacht sind.