Christen und Macht: Warum „Beugsame“ die „Unbeugsamen“ hassen
Die OKU und die Regierung treten gemeinsam gegen die UOK auf. Foto: UOJ
„Vergesst nicht, dass diejenigen, die sich gefügt haben, am meisten diejenigen hassen werden, die sie nicht gefügt haben, und nicht diejenigen, die sich gefügt haben.“ Dieser im Netz beliebte Satz eines unbekannten Autors beschreibt in gewisser Weise die Psychologie derjenigen, die ihre innere Freiheit verloren haben und ihre „Rechtgläubigkeit“ mit allen Mitteln beweisen wollen. Dabei beseisen sie nicht denjenigen, die sich „gebeugt“ haben, sondern denjenigen, die sich nicht „beugen“ wollten.
Interessanterweise ist in der heutigen Ukraine ein ähnliches Bild in der kirchlichen Sphäre zu beobachten: die OKU, die sich der Regierung vollständig ergeben hat, tritt oft nicht gegen die Regierung, sondern gegen die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche ein, deren Hirten und Gemeinden sich weigern, den politischen Anforderungen zu weichen.
In diesem Artikel geht es nicht so sehr darum, warum das passiert, sondern darum, wie kirchliche Strukturen, die mit dem Staat verschmolzen sind, zu einem Werkzeug der „ideologischen Säuberung“ werden und warum die wahre Freiheit in Christus den Machthabern und ihren Marionetten den bittersten Hass einflößt.
Wer sind die „Beugsamen“?
Im kirchlichen Kontext sind „Beugsame“ diejenigen, die das Evangelium für politische Vorteile geopfert haben. Mit anderen Worten sind es diejenigen, die, die Worte Christi über die Liebe zum Feind vergessen haben, Hass kultivieren, diejenigen, die anstelle von Gebet und Buße mit einer Kettensäge und einem Brecheisen in die Kirchen kommen, diejenigen, die nicht gegen die „Geister des Bösen auf Erden“ kämpfen wollen, weil sie mit dem „Kampf“ gegen „Fleisch und Blut“ beschäftigt sind. Vor allem aber sind es diejenigen, die vollständig von den Anforderungen des „politischen Moments“ abhängig sind.
Im Kontext unseres Artikels fällt unter all diesen Kriterien die OKU, die im Januar 2019 den „Tomos“ der Autokephalie von Konstantinopel erhielt und in den Bereich der staatlichen Interessen fiel.
Warum konnte die Regierung die OKU „unterwerfen“, nicht aber die UOK?
Widerstand gegen das Böse und die Sünde ist ein Zeichen innerer Freiheit. Die UOK, obwohl sie unter Druck steht, ist die einzige Konfession, die sich konsequent weigert, „staatliche“ Anforderungen durchzuführen, die dem Evangelium, den Kanones der Kirche und dem christlichen Gewissen widersprechen.
Nein, wir sind nicht vollkommen; wir sind oft kindisch und können nicht entschlossen „nein“ sagen. Aber in Fragen, die von grundlegender Bedeutung sind, steht der „Gehorsam Gott und nicht dem Menschen gegenüber“ immer noch über alle Entscheidungen. Wir erinnern daran, dass, als die heidnischen Behörden den Aposteln das Predigen verboten, sie als Antwort hörten: „Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5:29). Auf diesem Prinzip basieren die meisten Entscheidungen der UOK. Beispielsweise sah nur die UOK eine Gefahr in den Covid-Einschränkungen, nur sie sprach sich gegen elektronische Dokumente und Biometrie aus, Nur sie setzt die Tradition der Kreuzwege trotz Verbot fort, usw.
Darüber hinaus steht die UOK, die keiner staatlichen Abhängigkeit unterliegt, unter enormem Druck der Behörden, die die Aufkündigung der kanonischen und eucharistischen (betonen wir: nicht administrativen) Beziehungen zur Russischen Kirche fordern.
Was ist die Folge dessen? Dass trotz schwerer Verfolgung mehr als 6 Millionen Gläubige in der UOK geblieben sind. Was bedeutet das?
Da sie keine Hoffnung auf die „Gunst“ seitens des Staates haben, leben die Gläubigen in der Kirche mit einem wirklichen Empfinden der geistlichen Freiheit.
Warum ruft die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche bei der OKU und den Behörden nicht nur Ärger, sondern echten Hass hervor? Die Antwort liegt in der inneren Logik der Abhängigkeit und der Selbstrechtfertigung. Und hier gibt es einige Mechanismen, die im folgenden Abschnitt behandelt werden.
Der Mechanismus der „Schuldprojektion“
Wenn ein Mensch (oder eine Institution) sich die Freiheit verweigert und sich der Willkür eines Stärkeren unterwirft, entsteht eine kognitiver Dissonanz: „Ich habe falsch gehandelt, aber ich muss beweisen, dass mein Handeln richtig ist“. Dadurch entsteht bei jenem Menschen (oder jener Gruppierung) ein innerer Konflikt, dessen gesamte Negativität auf diejenigen gerichtet wird, die sich geweigert haben, sich zu fügen. Genau diese „Unbeugsamen“ werden der Verlust der geistlichen Freiheit vorgeworfen.
Der Mechanismus der „lebendigen Anklage“
Christus nennt Christen „Salz der Erde“ (Matthäus 5:13). Bekanntlich verhindert Salz nicht nur das Verderben eines Produkts, sondern verleiht ihm auch Geschmack. Wenn man die Worte Christi auf die UOK anwendet, stellt sich heraus, dass unsere Kirche in ihrem opferbereiten Dienst nicht nur das Volk vor seinem „Verderben“ und dem Verlust seines geistlichen Kompasses bewahrt, sondern ihm auch den „Geschmack“ für die Wahrheit verleiht. Mit anderen Worten dient die UOK als lebendiger Vorwurf für alle, die das Wichtigste vergessen haben: Das Ziel eines Christen ist es, Gott zu dienen, nicht der Politik. So etwas wird nicht verziehen.
Der Mechanismus der „Etikettierung“
Die von staatlicher Unterstützung abhängige OKU kann einfach nicht über alles sprechen, worüber sie sprechen sollte: darüber, dass es in der Kirche keinen Platz für nationale Spaltungen gibt, über die Liebe zu Feinden und überhaupt über Liebe. Ihre Worte enthalten den Geist der Wahrheit nicht. Anstatt sich darum zu bemühen, in der Sprache des Evangeliums zu sprechen, sprechen die Vertreter der OKU in der Sprache der Politik; anstelle eines Dialogs verwenden sie die Sprache des Hasses und der Etiketten („Agenten des Kremls“, „Filialen des FSB“, usw.).
Der Mechanismus des „Freiheitshasses“
Der Hass auf Menschen mit innerer Freiheit gleicht dem Hass auf das Leben: Wo es dunkel ist, verursachen die Strahlen der Wahrheit brennende Schmerzen. Die UOK lebt ein geistliches Leben, sie hat die liturgischen Traditionen und Sakramente ohne Änderung bewahrt und lebt vor allem ohne Rücksicht auf die Forderungen der Politiker... und das ruft die Verachtung der UOK hervor.
Historische Parallelen
Die Geschichte kennt viele Beispiele, in denen Abtrünnige und regimetreue „Christen“ die Bekenner Christi mehr hassten als die atheistischen Verfolger selbst.
In den 1920er Jahren unterstützte beispielsweise die „Erneuerungsbewegung“ die Bolschewiken, erhielt staatliche Protektion und Ressourcen (der Leiter der Erneuerer Wwedenski fuhr in einem von der Tscheka bereitgestellten Auto) und übte Kritik an den „Tichonowiten“ und „Katakombenchristen“ – an denjenigen, die sich weigerten, die Rechtmäßigkeit staatlicher Eingriffe in kirchliche Angelegenheiten anzuerkennen.
Interessanterweise beschuldigten die Erneuerer die „Tichonowiten“ der Fanatisierung und der Hetze gegen die sowjetische Ordnung. Dies war auch eines der Argumente der Bolschewiken, Geistliche zu verhafteten, Priester und Laien in Gefängnisse zu werfen, kirchliches Eigentum zu konfiszierten, usw. Sie werden dem wohl zustimmen, dass die Parallelen zur Gegenwart mehr als offensichtlich sind.
Tatsache ist, dass von den „Erneuerern“ bis Ende der 1930er Jahre fast nichts mehr übrig war: Die Macht erklärte sie für unnötig an und ging sogar zu offenen Repressionen gegen sie über. Dies könnte übrigens eine gute Lektion für die OKU sein: Ein zu enges Bündnis mit dem Staat führt letztendlich zu Verfolgung und Vernichtungsversuche.
Die Renovationisten waren bei den einfachen Leuten nicht besonders beliebt. Der Kirchenautor der 1920er Jahre Lewitij-Krasnow erinnert sich daran, dass die Kirchen der Renovationisten praktisch leer waren, dass sie die Mittel nicht hatten, ihre Kirchenräume im Winter zu heizen, und dass alle Versuche, das Volk in die „richtige Kirche“ zu treiben, scheiterten. Heute sehen wir eine ähnliche Situation: Die Kirchen der OKU sind leer. Dies erklärt sich nicht nur dadurch, dass in jener Struktur kaum noch geistiges Leben vorhanden ist, sondern auch dadurch, dass eine Konfession, die vom Wohlwollen der Behörden abhängig ist, nicht die Stimme des Gewissens gegenüber eben dieser Behörden sein kann. Wenn die Kirche mit dem Staat verschmilzt, wird sie als staatliche Struktur und nicht als Fels des Glaubens betrachtet.
So wird offensichtlich, dass die Abneigung der „Untergebenen“ gegenüber den Freien ein Symptom dafür ist, wie tief die Vorstellung in den Köpfen der ukrainischen Staatselite (wenn man sie so nennen kann), dass Staat und Kirche ein Mechanismus zur Kontrolle des Volkes sein sollten, verankert ist. Leider durchlebt die Ukraine derzeit erneut das alte bolschewistische Schema, in dem Religion als Stütze der Machtausübung dient.
Schlussfolgerung
Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche steht heute als Wächterin des lebendigen Glaubens an Gott, indem sie dem Evangelium und dem Grundsatz „Suchet zuerst das Reich Gottes“ treu bleibt. Der Hass, den die OKU und die weltliche Macht gegen sie empfinden, ist der Preis für die Entlarvung der „Staatsreligion“, der Preis für das Zeugnis, dass der Hauptinhalt des Christentums nicht in der nationalen Identität, sondern in Christus liegt.
Der Weg der UOK ist ein zum Opfer bereiter Dienst, das die Zeitgenossen an die Ideale der heiligen Asketen des Klosters, der Märtyrer Boris und Gleb, des heiligen Märtyrers Wladimir (Bogojawlenskij) und vieler anderer erinnert. Solange es Menschen gibt, die diesen Idealen folgen, bleibt die Hoffnung auf die Wiederherstellung der geistlichen Einheit unseres Volkes lebendig.
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