Kardinal Müller: „Junge Deutsche sind nicht mehr in der Lage, sich zu verteidigen“

Kardinal Gerhard Ludwig Müller warnt in einem Interview vor einem inneren Zerfall Europas durch Wokeismus, Angst vor Islamkritik und eine kraftlose Kirche. Ein Bürgerkrieg sei nicht ausgeschlossen. Foto: Wikipedia

In einem Interview warnte der katholische Kardinal Gerhard Müller vor den gesellschaftlichen und kirchlichen Folgen einer massiven Migration ohne Evangelisierung, vor ideologischer Selbstaufgabe durch den Wokeismus und vor einer geistig und moralisch geschwächten jungen Generation in Deutschland. Er hält einen Bürgerkrieg für ein „realistisches Szenario“. Über die Aussagen Müllers berichtete unter anderem das katholische Nachrichtenportal „kath.net“.

Kardinal Gerhard Ludwig Müller, emeritierter Präfekt der römisch-katholischen Glaubenskongregation im Vatikan, hat in einem Interview mit der US-Journalistin Diane Montagna scharfe Kritik an ideologischen Strömungen im Westen geübt und vor einer geistigen, sozialen und religiösen Selbstaufgabe Europas gewarnt. Besonders deutlich äußerte er sich zu den Folgen des Wokeismus, der Migrationspolitik und zur Rolle der katholischen Kirche.

Zwar könne die Kirche Migranten „durch karitative Werke helfen“, doch ihre „erste Aufgabe ist es, allen das Evangelium zu predigen und diejenigen zu evangelisieren, die nach Europa kommen – nicht nur, um materielle Hilfe zu leisten, sondern um ihnen die Wahrheit zu vermitteln“, so Müller. Migration sei primär Aufgabe des Staates, aber die Kirche dürfe sich nicht aus ihrer missionarischen Verantwortung zurückziehen.

Müller sieht in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung eine Fortführung marxistischer Ideologien. Der Wokeismus sei „eine Fortsetzung des alten Marxismus“, der sich „gegen persönliche Identität, Familie, Geschichte und stabile Beziehungen“ richte. Besonders gefährlich sei, dass „Wokeisten den Islam instrumentalisieren, um die christliche Identität sowie die westliche Tradition und Kultur zu untergraben.“

Dabei warnt der Kardinal auch vor einem möglichen sozialen Zusammenbruch: „Ich glaube, junge Deutsche sind nicht mehr in der Lage, sich zu verteidigen; sie haben den Kampf praktisch schon verloren.“ Er fährt fort: „In Wahrheit gab es keinen Kampf – es war eine Infiltration.“

Eine Million Menschen seien aus Syrien gekommen, viele ohne Sprachkenntnisse, aber mit umfangreicher staatlicher Versorgung. Sollte die Ressourcenbasis erschöpft sein, so Müller, „könnte es zu Konflikten kommen, die möglicherweise in einem Bürgerkrieg enden“. Das sei ein „absolut realistisches“ Szenario.

Müller verweist in diesem Zusammenhang auch auf Entwicklungen in England, wo laut seiner Darstellung in Fällen muslimisch motivierter Gruppenvergewaltigungen häufig die Opfer stärker sanktioniert würden als die Täter – ein Ausdruck ideologischer Schieflage, die durch Angst und falsch verstandene Toleranz entstehe.

Der Kardinal kritisiert zudem das Verhalten vieler deutscher Bischöfe. Viele wollten „von allen geliebt werden, jedermanns Liebling sein“ und scheuten daher vor klarer Verkündigung zurück. Müller: „Selbst viele Bischöfe scheinen den Ernst der Lage nicht vollständig zu begreifen.“

Während Christen oft Angst hätten, öffentlich ihren Glauben zu zeigen – etwa durch eucharistische Prozessionen –, dominiere der Islam zunehmend den öffentlichen Raum. Die katholische Kirche in Deutschland habe durch eine jahrzehntelange ideologische Anpassung – etwa im sogenannten „Synodalen Weg“ – ihre Glaubenskraft eingebüßt. „Der Glaube wurde den modernen Ideologien angepasst, anstatt die authentische katholische Lehre zu bewahren“, so Müller.

Besonders drastisch beschreibt Müller den Wandel in seiner Heimatstadt Mainz: „Vor 50 Jahren war sie zu 70 Prozent katholisch – heute sind es 27 Prozent.“ Gleichzeitig sei bereits rund ein Drittel der Bevölkerung Deutschlands „nicht ethnisch deutsch – und sie sind überwiegend jung“. Daraus folge: „In 20 bis 30 Jahren könnte der Islam die dominierende Religion in Deutschland sein.“

Die UOJ berichtete zuvor, dass Kardinal Müller die Drohnenshow über dem Petersdom kritisiert hatte.

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