Priester Stefanos Athanasiou: „Wahrheit ist keine Meinung“
Priester Stefanos Athanasiou erläutert in Köln, warum wahre Freiheit für Christen nicht in grenzenloser Selbstbestimmung, sondern in der bewussten Hinwendung zu Gott und zum Nächsten wurzelt. Foto: Screenshot YouTube
Bei der Jubiläumstagung an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) zum 1700. Jahrestag des Konzils von Nizäa hielt der griechisch-orthodoxe Priester und Münchner Professor Stefanos Athanasiou am 19. November 2025 den abschließenden Hauptvortrag. Zum Auftakt erinnerte er daran, dass insbesondere das Erste Konzil von Nizäa bis heute zu den gemeinsamen Fundamenten von Ost und West gehört. Der katholische Fernsehsender EWTN veröffentlichte den Beitrag auf seinem YouTube-Kanal.
Priester Stefanos Athanasiou, Lehrstuhlinhaber für Systematische Theologie am Institut für Orthodoxe Theologie an der Ludwig-Maximilian-Universität München, stellte klar, dass in der christlichen Theologie Wahrheit nicht beliebig sei: „Wahrheit ist keine Meinung, sondern Offenbarung Gottes.“ Wahrheit habe einen personalen Charakter und sei letztlich identisch mit Christus selbst, „dem Weg, der Wahrheit und dem Leben“.
Diese Aussage sei heute brisant, da an vielen theologischen Fakultäten sogar die Verbindlichkeit göttlicher Offenbarung in Frage gestellt werde, wie das katholische Nachrichtenportal CNA die Aussagen in seinem Beitrag über die Tagung einordnete.
„Der Mensch wird nicht freier, wenn er sich von Gott löst – er verliert die Quelle seiner Freiheit,“ betonte Priester Athanasiou weiter. „Wahre Freiheit entsteht dort, wo der Mensch die Wahrheit Christi annimmt und sie ihn innerlich formt.“
Er hob hervor, dass die christliche Wahrheit nicht verfügbar oder verhandelbar sei: „Über die offenbarte Wahrheit können wir nicht verfügen; wir können sie nur in Demut empfangen und weitergeben.“ Damit knüpfte er ausdrücklich an Joseph Ratzinger (Papst Benedikt XVI.) an, den er mehrfach zitierte und der vor der „Diktatur des Relativismus“ gewarnt hatte.
Im weiteren Verlauf erläuterte der Geistliche den theologischen Konflikt, der im Jahr 325 zum Konzil von Nizäa führte. Das Bekenntnis zur „Wesensgleichheit“ von Vater und Sohn sei theologisch notwendig gewesen, obwohl der Begriff so nicht in der Heiligen Schrift stehe. Auch nach dem Konzil hätten arianische Bewegungen versucht, dieses Bekenntnis abzuschwächen. Priester Stefanos Athanasiou erinnerte an die Widerstände, denen Kirchenväter wie Athanasius von Alexandrien trotz Verbannungen standhielten, um die Wahrheit der Offenbarung zu schützen.
Dogmen seien daher keine Machtinstrumente, sondern Mittel, um die Wahrheit des Evangeliums vor Verfälschungen zu bewahren. Die Kirche verstehe jedes Dogma als Dienst am Heil des Menschen. Entscheidend sei dabei, so der Referent, dass Theologie nicht Theorie bleibe: „Theologie ist personale Begegnung mit dem lebendigen Gott.“ Er schloss seinen Beitrag mit der Frage: „Was ist Kirche?“ – und antwortete: Sie sei „zuerst der Ort, um Gott wahrzunehmen“.
Die UOJ berichtete zuvor, dass sich eine Tagung in Rom mit dem Thema 1700 Jahre Konzil von Nizäa befasst hatte.
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